Frage: Baby 7 Monate wacht nachts oft auf

Hallo liebes Expertenteam, ich habe ein Fragen an Euch: 1.) Mein 7 Monate alter Sohn schlief bis vor zwei Wochen ziemlich regelmäßig gegen 21.00 ein,wurde gegen 23.00 gestillt und hat dann durchgeschlafen. Ohne eine Veränderung wird er seit zwei Wochen nachts alle zwei Stunden wach(sein Bettchen steht in unserem Schlafzimmer). Er lässt sich nur beruhigen, wenn wir ihn in unsere Mitte nehmen,so als wenn er Angst hat in seinem Bettchen zu schlafen.Wenn er zwischen uns liegt,wacht er auf und erschrickt und weint,wenn er merkt,dass wir da sind beruhigt er sich schnell wieder.Wie kann das auf Einmal sein???? Es ist wirklich sehr zermürbend,ich weiß,dass er unsere Nähe braucht,doch ich werde auch teilweise sehr ungeduldig und schimpfe ihn an,obwohl ich weiß,dass er es nicht absichtlich macht und fühle mich hinterher echt mies.Tagsüber ist er sehr entspannt und hält auch seine Nickerchen,ohne dass ich oder mein Mann bei ihm liegen. 2.) Ich stille und füttere seit einem Monat mittags Brei und seit Kurzem nachmittags etwas Obst-Getreidebrei.In vier Monaten muss ich wieder arbeiten und ich habe das Gefühl,dass er zwar den Brei isst,hinterher aber trotzdem darauf besteht, gestillt zu werden.Ich wollte eigentlich pro Monat ganz sanft eine Stillmahlzeit durch Brei ersetzen und habe nun Angst, dass ich es nicht rechtzeitig schaffe abzustillen,was mir auch schwer fällt. Aber ich muss definitiv wieder arbeiten gehen.Wie finde ich einen sanften Weg? Mit einem Fläschen möchte ich nun auch nicht mehr beginnen. 3.) Noch eine letzte "dumme" Frage: Beim Stillen,weiß ich eindeutig,wenn er satt ist. Beim Füttern des Breis zappelt er ziemlich rum,öffnet aber trotzdem den Mund wenn ich mit dem Löffel komme,bzw. er dreht den Kopf hin und her,greift aber trotzdem nach dem Löffel. Gibt es " typische" Anzeichen,wann er genug hat? Manchmal denke ich,er macht den Mund aus reiner Höflichkeit noch auf, denke er ist satt und möchte anschließend trotzdem meine Brust....???. Wahrscheinlich ist das alles ziemliches Durcheinander,aber ich wäre wirklich über jeden Tipp dankbar. Ganz liebe Grüße

von line am 22.11.2012, 18:54



Antwort auf: Baby 7 Monate wacht nachts oft auf

Liebe line, jetzt beginnt das typische Alter für die sogenannte Fremdelphase. Das heißt, das Kind beginnt ganz bewusst zwischen fremd und bekannt zu unterscheiden und lernt nun auch sehr deutlich, dass es ein eigener Mensch ist. Dies kann für das Kind sehr aufregend und verunsichernd sein und dann will es natürlich nicht alleine sein, schon gar nicht, wenn es sich in den Schlaf fallen lassen soll und damit ja auch das letzte bisschen Kontrolle abgeben muss, das es in seiner Welt hat. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Setze dich nicht unter Druck, Du hast noch vier MONATE Zeit, das wird schon! Ich kann dir leider nicht sagen, wann dein Kind satt ist, meist zeigt ein Baby das mit der Zeit aber sehr deutlich ;-). Wenn nicht, würde ich einfach nicht zu große Mengen anbieten. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 22.11.2012



Antwort auf: Baby 7 Monate wacht nachts oft auf

Liebe Biggi, vielen,vielen Dank für die rasche und ausführliche Antwort.Es hilft mir wirklich sehr, zu wissen,warum sich die Nächte so gestalten.Kann man eigentlich sagen,wielang so eine Fremdelphase ca. andauert? Zum Thema Ernährung: Tatsächlich liest man ständig ..."Mahlzeit für Mahlzeit ersetzen"...,ich habe schon immer nach Bedarf gestillt und nie einen festen Stillrhythmus bekommen,desto mehr fühle ich mich unter Druck gesetzt,feste Essenszeiten einzuführen. Liebe Grüße:-)

von line am 22.11.2012, 22:24



Antwort auf: Baby 7 Monate wacht nachts oft auf

Liebe line, das kann so pauschal nicht beantwortet werden, jedes Kind ist verschieden. Aber eine Weile wirst Du noch durchhalten müssen..... Und lass dich bitte NICHT und von niemandem unter Druck setzen, denn DU kennst DEIN Kind am besten und weißt ganz genau, was gut ist und was dein Kind braucht! Biggi

von Biggi Welter am 23.11.2012