Baby (5 1/2 Wochen) boxt beim stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Baby (5 1/2 Wochen) boxt beim stillen

Hallo, Meine Tochter ist heute 5 1/2 Wochen alt (ET +11). Ich stille sie seit der dritten Lebenswoche an der Brust, und seit etwa einer Woche verhaelt sie sich etwas seltsam beim Stillen. Vorher lag sie auf der Neonatologie wegen einer Sepsis und hatte schlussendlich eine starke Saugverwirrung. Nun vorerst zum jetzigen Problem. Sie trinkt ein paar Minuten zuegig an der ersten Brust, dann haelt sie inne und faengt an an meiner Brustwarze zu ziehen, mit beiden Haendchen fest gegen die Brust zu boxen, nach der Brustwarze zu greifen und mit den Beinen zustrampeln, mich zu kratzen. Dabei stoesst sie wütende Unmutslaute aus, wird knallrot und guckt wirklich verärgert und hört ob des ziehens auf zu trinken. Wenn ich sie dann abnehme, will sie sofort wieder ungeduldig zurueck und macht weiter mit ziehen und boxen. Manchmal faengt sie nach ein paar Minuten wieder an ruhiger zu trinken, aber meistens wechsele ich nach ein bischen abwarten auf die andere Seite, wo sie dann erneut fuer etwa 5 Minuten gierig weitertrinkt. Da dort dasselbe Spiel los geht, wechsele ich öfter die Seite. Je nervoeser sie trinkt, desto schwieriger schlaeft sie danach ein (wenn ueberhaupt) daher meine Frage wie ich sie zu einem ruhigeren und laengeren Trinken auf beiden Seiten bringen kann? Oder ist dieses Verhalten normal? Ausserdem tut das Ziehen an den Brustwarzen natuerlich auch weh. Da sie manchmal eben auch nach 1 1/2 Stunden stillen (mit ziehen, Seitenwechsel usw.) nicht zur Ruhe kommt, und beim Baeuerchen machen an meiner Schulter weiter "sucht", frage ich mich auch ob sie dann immer noch Hunger hat? Kann es sein dass die Brust einfach leer ist wenn sie sich so verhaelt? Beide Brüste sind auch unterschiedlich groß und sie scheint lieber an der größeren zu trinken. Es kommt aber aus beiden Brüsten Milch, nur sind die Schluckgeräusche an der größeren deutlich hörbar, so, als gäbe es nur an der Seite einen zu starken Milchspendereflex (wobei ich nicht sagen kann, dass es so heftig ist wie in anderen Beiträgen von Ihnen beschrieben). Ist das möglich? Kann man da etwas machen? Das Theater macht sie ja auch an beiden Seiten... Noch ein paar weitere Infos: Geburtsgewicht 4,4 kg, jetzt 4,8 kg. Stuhlgang etwa 5-6 am Tag, Pipi haeufiger. Daher gehe ich davon aus dass sie genug Milch bekommt. Anlegetechnik habe ich aufgrund leicht wunder Brustwarzen erst korrigiert. Saugverwirrung kann meiner Meinung nach nicht mehr existieren, da sie Flasche und Schnuller inzwischen ablehnt. Ich stille sie nach Bedarf, d.h. alle 2-4 Stunden. Beim trinken pupst sie häufig, bekommt Pro Symbioflor 2 und BiGaia. Bäuerchen klappen so semigut. Da die beiden von Ihnen häufig genannten Hauptgründe wenig zutreffen, bin ich ein wenig ratlos. Vielen Dank für Ihre Hilfe

von Th1a am 11.05.2018, 22:15



Antwort auf: Baby (5 1/2 Wochen) boxt beim stillen

LIebe Th1a, hast du mal probiert sie zu pucken, bevor du sie stillst? Manchen Babys hilft das, ruhiger zu trinken. Beim Pucken oder Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Auf Youtube findest du viele gute Videos, wenn du nach "Baby pucken" suchst. Es könnte auch eine "Nachwirkung" der Saugverwirrung sein, wenn sie damit auf einen nachlassenden Milchspendereflex reagiert. Möglicherweise fehlt ihr (noch) die nötige Geduld so lange weiter zu saugen, bis der nächste MSR ausgelöst wird. Du kannst probieren, ob es besser wird, wenn du beim nachlassenden MSR die Brustkompression (siehe unten) anwendest, weil dabei mehr Milch fließt. Sie kann helfen, den Zeitraum zwischen MSR und MSR zu überbrücken. Einige Mütter berichten, dass ihnen in diesen Phasen geholfen hat, im Umhergehen zu stillen, oder auf einem Gymnastikball sitzend, auf dem sie sanft auf und ab wippen können. Gut wäre es auch, wenn du mal eine Stillberaterin in eurer Nähe kontaktieren könntest, die euch im Rahmen eines Stillgruppentreffens vielleicht auch mal beim Stillen beobachten und dann ganz gezielte Hilfestellung geben könnte. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). LIeben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 11.05.2018