Frage: Baby 13 Monate, dauerstillen

Hallo, ein großes Dankeschön vorweg für die Hilfe! Kurz zum Hintergrund: meine Tochter ist nun 13 Monate, Entwicklung gut im Soll, eher schlank und groß aber nicht zu dünn, seit dem 5. Monat BLW, aufgeweckt, zumeist sehr ausgeglichen, wenn schlecht drauf, dann allenfalls quengelig, hatte noch nie lange Schreieepisoden, in den ersten Monaten ausgiebiges Clustern bis zu 12h, wurde viel getragen, schläft bei uns im Bett bzw. angebauten Kinderbett. Nun haben sich für mich 2 Punkte ergeben in denen ich euren Rat bräuchte: 1) Sie stillt in den letzten ca. 2 Monaten teilweise unheimlich oft, gerne nippt sie auch mal in 5 min Abständen. Ich verwehre ihr das grundsätzlich nur wenn die Situation gerade sehr unpassend ist und es gelingt sie mit Essen/Trinken/Schnuller/Schmusen/Ablenkung (je nach dem, von welchem "Problem" ich ausgehe) zunächst zu befriedigen bzw. bin ich dazu übergegangen ihr diese Optionen alternativ fast immer zunächst anzubieten. Letztlich stillt sie aber dann doch noch sehr oft. Auffällig ist für mich, dass sie das zuhause deutlich häufiger tut, als unterwegs, wenn quasi Action geboten ist. Nun bin ich mir nicht sicher, ob sie zuhause aus Langeweile so oft stillt (was ich dann vllt. eher unterbinden wollen würde) oder aber Zuhause die Ruhe hat ihre vielen Eindrücke zu verarbeiten und dafür die Brust braucht? Es geht mir nicht darum abzustillen, ich würde gerne abwarten bis sie selbst abstillt. 2) Der Kinderarzt hat mir wegen des Einschlafstillens sowie des nächtlichen Stillens (0-3x/Nacht) ein schlechtes Gewissen gemacht. MIR ist klar, dass es eigentlich keinen Stillkaries gibt. Dazu habe ich auch ein Review von 2019 für die WHO gefunden, in dem steht, dass Stillen unter 2 Jahren nicht als Risikofaktor gilt. ABER: wie o.g.ist mein Kind ja derzeit phasenweise quasi ein Dauernuckler, so dass ich mich frage, ob das dann nicht doch negative Auswirkungen haben kann. Schließlich ist ja jede nonstop "Störung" der Mundflora risikobehaftet. Wisst ihr ob es dazu ebenfalls aussagekräftige Studien gibt? Ich bin gespannt auf die Antwort! Dankeschön :)

von Nakarta am 08.07.2019, 21:01



Antwort auf: Baby 13 Monate, dauerstillen

Liebe Nakarta, es ist völlig normal, dass ein Baby zu Hause viel mehr stillt, eben gerade, weil es da alles verarbeiten kann. Mit der Brust kannst Du dein Kind nicht zustöpseln. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kund tun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht. Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dennoch bedeutet es keineswegs, dass eine stillende Frau nur mit der Brust Zuwendung gibt. Seit Anbeginn der Menschheit werden Kinder an der Brust der Mutter getröstet und Essstörungen sowie die ganzen (angeblichen) Schlafstörungen bei Kindern sind ein recht neue Erscheinung, die es in unserer modernen Welt gibt, in der die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht oder nur kurz gestillt wurden. Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar irgendwelchen Verhaltensstörungen oder der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttertöchterchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird. Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ... Hier kannst du ein sehr informatives, fundiertes Video dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sbhR1gmUms4 Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig. Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf einer LLL Europakonferenz einen Vortrag zum Thema "Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt. Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: "Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992 Den kannst du eurer Zahnärztin gern nennen :-) Auch hier sind umfangreiche Informationen zu finden: http://afs-stillen.de/stillbeziehung/fachinformationen/306-zahngesundheit.html und http://www.rabeneltern.org/index.php/wissenswertes/stillen-wissenswertes/1136-stillen-und-zahngesundheit LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.07.2019



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