Frage: ausgepowert

Hallo Biggi, nachdem es jetzt mit dem Stillen mit der Carina wieder klappt, nun eine andere Frage. Sie ist jetzt 6 Monate und eine Woche. Ich habe bisher voll gestillt, bis auf mal einen Zwieback zum Knabbern oder probeweise etwas Tee aus dem Becher bzw. der Flasche. Mein Problem ist, daß ich völlig am Ende bin. Tagsüber habe ich Angstzustände, nachts Alpträume. Meine inneren Batterien sind im roten Bereich, Energie habe ich für nichts mehr. Da Carina auch nachts wieder öfter kommt, habe ich akuten Schlafmangel und fühle mich total ausgepowert. Meine Frage ist jetzt, ob das durchs stillen kommen kann, ob sie mich praktisch "aussaugt". Carina hat leider jetzt schon Neurodermitis, deshalb weiß ich nicht so genau, wie ich das abstillen bewerkstelligen soll. Ich möchte, wenn möglich, als erstes die Abendmahlzeit durch etwas ersetzen, von dem sie möglichst lange schläft. Wie genau fange ich es jetzt an? Soll ich ihr Brei füttern, wenn ja, dann welchen? Mit dem Löffel essen bereitet ihr keine Probleme, das habe ich mit einem Karottengläschen getestet. Aus der Flasche trinkt sie zumindest keinen Tee, Milch habe ich nicht probiert. Kann es sein, daß sie das Handling mit dem Sauger verlernt hat, kommt das wieder? Ihre ersten 6 Lebenswochen hat sie abgepumpte Milch mit der Flasche bekommen, sie konnte es also schon mal. Ich glaube, das sind die wichtigsten Fragen. Ich hoffe auf Deinen Rat! Danke schön Liebe Grüße Ulla

Mitglied inaktiv - 24.09.2001, 22:09



Antwort auf: ausgepowert

? Liebe Ulla, Wenn Du sehr erschöpft bist, so hat das wohl weniger mit dem Stillen zu tun, sondern damit, dass Du einen der anstrengendsten Berufe der Welt ausübst: Mutter eines kleinen Kindes. Das ist ein 24-Stunden Job mit 7-Tage-Woche ohne Urlaubsanspruch. Und diese Jobbeschreibung für eine Stelle auf die sich sonst freiwillig nie jemand bewerben würde, sagt doch wohl schon alles, ganz gleich, ob die Frau stillt oder nicht. Deshalb ist es absolut notwendig, dass eine Mutter Unterstützung erhält und auch Zeit und Raum für sich hat, um wieder aufzutanken. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig das Abstillen. Es wird leider immer wieder so hingestellt, als das Abstillen die Lösung aller Probleme sei, doch dem ist nicht so. Realistisch betrachtet ist es einfacher nachts ein Kind zu sich ins Bett zu nehmen und bei Bedarf zu stillen als aufzustehen, eine Flasche zuzubereiten oder andere Dinge zu tun, um das Kind in der Nacht zu versorgen. Und ebenso realistisch betrachtet haben nur sehr wenige Mütter einen Partner, der nach dem Abstillen bereit ist längerfristig und öfter als gelegentlich, die Nachtschicht zu übernehmen. Stillkinder können das Trinken aus der Flasche durchaus wieder verlernen, doch es stellt sich die Frage, ob Du jetzt überhaupt zwingend eine Flasche einführen musst, oder dein Kind nicht gleich an den Becher gewöhnst. Du kannst dein Kind jetzt auch einmal in Hinblick auf die Anzeichen für die Bereitschaft zur Beikost anschauen und dir dann überlegen, ob sie so weit ist, dass sie Beikost bekommen kann und will. Gerade wenn dein Kind jedoch schon Probleme mit der Haut hat, sollte die Einführung der Beikost langsam und vorsichtig vorgenommen werden. Das Ersetzen der Abendmahlzeit durch Beikost, so dass dein Mann das Kind füttern kann, kann zu einer Entlastung für dich in der Form führen, dass Du dir dann während dieser Zeit für dich gönnen kannst (und sei es nur, dass Du in Ruhe unter die Dusche gehen kannst). Eine Garantie für längere Schlafphasen bekommst Du jedoch mit der Beikost nicht. Allmählich kann dann die Beikostmenge immer weiter erhöht werden und so wird dein Kind innerhalb der nächsten Monate automatisch weniger gestillt werden. Versuche doch einmal, ob es nicht eine Chance gibt, dass Du dir persönlich etwas gönnst und zwar regelmäßig. Schaffe dir eine Nische, die für dich ganz alleine ist. Das kann ein regelmäßiger Besuch bei der Kosmetikerin sein, eine gemütliche Lesestunde mit einer Lektüre, die Du gerne magst, ein Kinobesuch mit einer Freundin ... eben irgendetwas, was Du gerne magst. Auch ein Stillkind kann in diesem Alter einmal zwei Stunden ohne Mama auskommen und Du kannst dann sicher wieder mit „neuer Kraft" zurückkehren und die Geduld aufbringen, die Mütter / Eltern nun einmal brauchen. Vielleicht gibt es auch in deiner Umgebung einen verantwortungsbewussten Teenager, der tagsüber gegen ein kleines Entgelt mit deinem Kind spazieren gehen kann und Du legst dich in dieser Zeit hin und ruhst dich aus. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 25.09.2001



Antwort auf: ausgepowert

Noch eine Ergänzung: Ein weiterer Grund, warum ich die Abendmahlzeit ersetzen möchte, ist, daß diese dann mein Mann übernehmen kann. Selbst wenn sie nicht länger schläft, hilft mir das auch schon sehr viel. Ich bin mir jetzt sicher, daß ich abstillen möchte. Nicht gerade von heute auf morgen, aber es soll sich nicht um Monate hinziehen. Danke! Ulla

Mitglied inaktiv - 25.09.2001, 11:08



Antwort auf: ausgepowert

Hallo Ulla, die Frage ist, ob sich Dein Ausgepowertsein wesentlich ändert, wenn Du abgestillt hast. Deine Schilderung klingt so, als seist Du ziemlich überlastet. Ein kleines Kind allein zu versorgen, dazu noch den Haushalt und nicht zu vergessen, sich um sich selbst gut zu sorgen, das ist einfach zuviel für eine alleine. Ich habe einige Bekannte, die tagsüber allein ihr Kind versorgen und schlicht das vernünftige, ausreichende Essen vergessen bzw. es einfach nicht schaffen. Überlege doch mal, wie Dein Mann oder auch sonstige Menschen Dich noch mehr entlasten können, um Dir mehr Freiraum zu verschaffen. Viele Dinge, die wir im Haushalt so tun, sind auch nicht in der Form unbedingt notwendig. Vielleicht kannst Du auch da ein paar Abstriche machen? Deine Angstzustände und Alpträume könnten aber auch noch andere Ursachen haben. Hast Du mal daran gedacht, eine psychologische Beratungsstelle um Rat und Hilfe aufzusuchen? Das kostet meist nichts und ist oft sehr hilfreich, mal den Ängsten auf den Grund zu gehen und die Probleme bei der Ursache zu lösen. Alles Gute! Anne

Mitglied inaktiv - 25.09.2001, 12:44



Antwort auf: ausgepowert

Liebe Biggi, danke für die Anregungen. Ich werde mal in Ruhe darüber nachdenken, glaube aber, daß ich vom stillen jetzt einfach genug habe. Heute Nacht ist Carina alle zwei Stunden gekommen, in der Früh habe ich es fast nicht mehr aus dem Bett geschafft, um sie zu holen. Wenn ich ihr Karotten oder Zwieback gebe, stürzt sie sich voller Begeisterung darauf. Deshalb denke ich, daß sie reif für "festeres" Essen ist. Jedenfalls vielen Dank für Deine ausführlichen Erklärungen und Deinen Rat. Ich bin wirklich froh um dieses Forum! Ulla

Mitglied inaktiv - 25.09.2001, 14:58