Antibiotikum, Verdacht auf Borreliose/Fsme

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Antibiotikum, Verdacht auf Borreliose/Fsme

Hallo, Ich stille meinen 14 Monate alten Sohn noch morgens und abends. Am Samstag hatte ich eine Zecke und habe gestern beim Notdienst Cefuroxim 500 bekommen, welches ich 2x tägl. nehmen muss, weil Verdacht auf Borreliose vorliegt. Der dortige Arzt riet mir zum Abstillen wegen des Antibiotikums und wegen möglicher Ansteckung mit Borreliose oder gar Fsme durchs Stillen. Laut Embryotox kann man unter Cefuroxim weiter stillen und ich konnte nichts finden, dass es durch die Mumi auf das Kind übertragen wird. Darf ich weiter stillen oder gefährde ich mein Kind?

von Lubi am 02.06.2014, 06:09



Antwort auf: Antibiotikum, Verdacht auf Borreliose/Fsme

Liebe Lubi, ich zitiere hierzu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006: Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996). Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten. Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990). Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988). Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985). Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind. Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind. Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden. Sprich in Ruhe nochmals mit deinem/r behandelnden Arzt/Ärztin und im Zweifelsfall kann er/sie in Berlin bei der Embryotox anrufen, denn sitzen wirklich Profis, denen ich voll und ganz vertraue. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 02.06.2014



Antwort auf: Antibiotikum, Verdacht auf Borreliose/Fsme

Liebe Biggi, danke für die Antwort. Was sagst du zu einer moeglichen Ansteckung mit Borreliose ueber das Stillen? LG und Danke!

von Lubi am 02.06.2014, 08:27



Antwort auf: Antibiotikum, Verdacht auf Borreliose/Fsme

ein Zeckenbiss ist sicher KEIN Abstillgrund, selbst dann nicht, wenn er eine Borreliose oder FSME zur Folge hat, (was ja lange nicht bei jedem Biss der Fall ist). Es wurde zwar schon einmal DNA von Borrelia burgdorferi in Milchproben von zwei Frauen mit unbehandelter Wanderröte nachgewiesen, aber es gibt keinen Fall, in dem eine Borrelioseinfektion über die Muttermilch bekannt ist. Falls eine stillende Mutter an Borreliose erkrankt, kann sie so behandelt werden, dass keine Stillpause notwendig ist, das dabei in der Regel eingesetzte Tetrazyklin kann auch in der Stillzeit verwendet werden. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 02.06.2014