Sehr geehrte Frau Welter/Heindel,
ich möchte meine Tochter 1,5 Jahre (20 Monate alt) nun komplett Abstillen.
Ich stille sie noch morgens,abends und nachts.
Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, vorallem abends schläft sie an meiner Brust beim Stillen ein, als ob es für sie eine Einschlafhilfe ist und nachts möchte sie wieder angelegt werden.
Nachmittags ist sie ein wenig Brot, Obst und Familienkost,aber viel kann man auch nicht sagen.Trinken tut sie ebenfalls wenig.Ich habe auch versucht ihr Vollmilch anzubieten,aber leider ohne Erfolg.Einmal hat sie mit ihrem Vater gemeinsam bisschen Milch mit Honig getrunken,das wars aber auch.
Der Arzt meint,dass ihr Gewicht ok ist.
Wie soll ich vorgehen mit dem Abstillen??Soll ich Ihr abends Aptamil anbieten? Muss ich ihr noch nachts was anbieten,oder ist es überflüüssig??
Der Arzt meinte,das sie keine Milchnahrung(Aptamil) mehr braucht,sondern Vollmilch würde genügen.
Wird sie sich evtl. nach dem Abstillen an die Milch gewöhnen?
Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus
von
Havin09
am 02.02.2011, 19:01
Antwort auf:
Abstillen
Liebe Havin09,
jede Familie muss für sich selbst ausprobieren, was am besten funktioniert, doch nach meiner Erfahrung ist es wenig sinnvoll zuerst das nächtliche Stillen ausfallen zu lassen. Günstiger ist es in den meisten Fällen zuerst das mittägliche Stillen einzuschränken und schließlich wegzulassen, dann das abendliche Stillen und zuletzt das Stillen in der Nacht.
Wenn Sie nun abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe.
Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten.
Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen.
Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden.
Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich.
Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
Ihr Kind braucht keine Säuglingsmilch mehr, es kann Vollmilch bekommen.
Sobald das Baby begonnen, hat Kuhmilch zu trinken, sollte Vollmilch (keine
Magermilch oder 1,5 % Fettgehalt) angeboten werden bis das Kind zwei Jahre
alt ist. Kleine Kinder brauchen für ein optimales Wachstum natürliche
Fette.
Wenn Ihr Kind Milch in jeder Form (außer Muttermilch) verweigert, dann kann es nach dem ersten Geburtstag auch milchfrei ernährt werden, ohne dass es zu Mangelerscheinungen kommt.
Der Mensch ist das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen die Milch einer anderen Art weiterhin auf seinem Ernährungsplan stehen hat. Wobei dies keineswegs überall so ist, auch heute noch gibt es Kulturen, in denen keinerlei Milch nach dem Abstillen mehr verwendet wird. Es ist möglich nach dem ersten Geburtstag ein Kind milchfrei zu ernähren, wenn die übrige Ernährung entsprechend gestaltet wird. Darüber solltest Du dich jedoch falls eine milchfreie Ernährung gewünscht oder notwendig ist oder das Kind wirklich jegliche Milch und Milchprodukte ablehnt mit einer Ernährungsberaterin sprechen, da das Wissen um eine ausgewogene milchfreie Ernährung in unserer Kultur meist nicht allgemein vorhanden ist.
Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt und nicht nur Milch ist ein Kalziumlieferant.
Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden und deshalb für ein Kleinkind noch nicht unbedingt so geeignet sind).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 02.02.2011