Hallo! Meine Tochter ist 8 Monate alt und hat sich vor ca. einer Woche tagsüber selbst abgestillt. Sie verweigert mir komplett die Brust bis am Abend. Für mich ist es ok, aber ich möchte schon gerne 1 Jahr stillen, so wie es empfohlen wird. Meine erste Frage wäre: Wie viel ml Wasser soll meine Tochter am Tag trinken?
Überall liest man, dass im ersten Lebensjahr Milch trotzdem die "Hauptnahrung" und Beikost - so wie der Name schon sagt - nur eine Ergänzung sein soll. Soll ich versuchen, Nora die Brust auch tagsüber wieder "schmackhaft" zu machen, oder es einfach so lassen, wie es ist?
Mein größtes Problem ist momentan nachts: Seitdem Nora tagsüber keine Brust mehr will, möchte sie diese in der Nacht alle 2 Stunden. Dann trinkt sie eigentlich nicht viel und schläft gleich weiter. Ich gebe ihr am Abend einen sättigenden Grießbrei oder Haferbrei und stille sie danach noch wenn sie will. Ich denke mir, dass das schon ein bisschen anhalten soll, aber sie kommt das erste mal schon um 22:00 Uhr wenn sie um 20:00 ins Bett geht. Schnuller akzeptiert sie in der Nach gar nicht.
Danke, und liebe Grüße
Simone
von
simsi7234
am 23.02.2012, 09:53
Antwort auf:
Abstillen tagsüber mit 8 Monaten?
Liebe Simone,
ein acht Monate altes Kind stillt sich nicht selbst ab, es streikt eventuell an der Brust oder es ist saugverwirrt.
Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst.
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt.
Wenn dein Kind nicht mehr an die Brust möchte, solltest Du noch Säuglingsmilch anbieten, dein ind ist zu jung für alleinige Beikost.
Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 23.02.2012