Hallo,
Mein Sohn ist jetzt 13 Monate alt und für mich ist langsam die Zeit gekommen in der ich abstillen will. Ich habe schon seit einigen Monaten versucht das Fläschen als möglichen Ersatz einzuführen. Jedoch immer erfolglos.
Zu Beginn unserer Stillzeit habe ich öfter Muttermilch abgepumpt, die er auch ohne Probleme aus der Flasche getrunken hat, er hat auch einen Schnuller den er nach wie vor sehr mag.
Mit ca 4 Monaten hat er plötzlich begonnen die Flasche abzulehnen. Ich habe dann auch versucht, ob es an der Saugerart liegt und mehrere verschiedene Produkte getestet, alles ohne Erfolg. Nachdem ich aber noch stillte war für mich das Problem noch nicht so dringend, dann gab es halt keine abgepumpte Milch mehr. Wasser hat er nach einiger Zeit aus dem Fläschen getrunken, aber immer nur sehr zaghaft.
Aus seinem Trinklernbecher und einem Becher mit Strohhalm hat er dann mit ca 7 Monaten sehr gut getrunken, aber eben nur Wasser.
Irgendwann habe ich aber begonnen mich mit dem Thema abstillen ausernander zu setzen und Milchersatz versucht, auch hier verschiedene Marken und Trinkgefässe, aber alles ohne erfolg.
Wenn er mal eine z.b. Kindermilch "aus versehen" erwischt, weil er getrunken hat ohne zu schaun was es ist, spuckt er alles wieder als.
Auch Kuhmilch mag er nicht trinken, nachdem er Geburtstag hatte habe ich das auch versucht. Interessanterweise mag er sie aber "essen", damit meine ich er ist morgens sein Müsli und mag auch Joghurt oder seinen Abendmilchbrei sehr gerne.
Nur trinken mag er keinerlei Milch, außer sie kommt aus der Brust.
Ich stille ihn momentan Abends vor dem zu Bett gehen, in der Nacht und zum Aufstehen. Manchmal wenn er nicht essen mag auch vor dem Mittagsschlaf.
Soviel zur Situation. Er trinkt aber in der Nacht sehr häufig, also so spätestens alle 1,5-3 Stunden. Jetzt habe ich das Gefühl das er doch noch Hunger hat und vl am Tag zu wenig isst. Unter tags trinkt er Wasser, so ca 200-300 ml Wasser, also könnte es auch vl durst sein. Aber wenn ich ihm Wasser anbiete nimmt er höchsten ein paar Schluck.
Essenstechnisch variert es oft stark aber ein Durchschnittstag sieht so aus:
zum Aufstehen stillen
ca 8-9 Uhr etwas Müsli mit Milch
Mittag ca 100-150 g 12. Monats Gläschen bei der Fmilienkost mit, je nachdem
15:00-15:30 etwas Obst mit oder ohne Joghurt
18:00 Milchbrei (z.B. Himmeltau) ca 150 g, manchmal mehr manchmal weniger.
Zum Schlafen um ca. 19:15 stillen
ca.23:00 stillen
ca. 01:00 stillen
ca. 04:00 stillen
...
Mein Kinderarzt meinte, ich soll übers Wochenende wegfahren und meinen Mann das abstillen überlassen, dann wird er schon mehr essen, aber das bringe ich nicht übers Herz.
Ich habe versucht das stillen langsam zu reduzieren, aber in der Nacht ist es teilweise sehr schwer bzw komme ich dann gar nicht mehr zum schlafen und ich bin jetzt schon ziemlich fertig vom ständigen Schlafentzug.
Meine eigentliche Frage (bitte entschuldige die lange Ausführung) ist, ob ich bei den Mengen die er isst und trinkt auch ohne jeglichen Milchersatz abstillen kann oder ob ich noch warten soll bis es mehr isst?
Ich würde wirklich schon gerne abstillen, auch wenn ich es bestimmt vermissen werde, aber ich will nicht das mein Kind ständig hunger hat in der Nacht. Bzw tue ich mir wirklich schwer ihm etwas wegzunehmen dass er noch so sehr braucht, auch wenn mir mein Gefühl sagt das es an der Zeit wäre. Ich weiß einfach nicht was der richtige Weg ist.
Ich weiß auch nicht ob es jetzt noch sinnvoll ist die Milchersatznahrung mit über einen Jahr anzufangen?
Alle möglichen Tricks habe ich früher schon versucht die ich immer gelesen habe (In Kleidungsstück von mir einwickeln, in Gehen versuchen, mit Muttermilch mischen, jemand anders geben lass).
Das es nicht ohne Kummer gehen wird ist mir klar, aber gibt es einen Weg diesen so gering wie möglich zu halten?
Danke für die Antwort und fürs zuhören.
lg
von
Maria aus e.
am 07.11.2018, 13:18
Antwort auf:
Abstillen ohne Milchersatz und Kuhmilch bei 1 Jährigen möglich?
Liebe Maria aus e.,
nach dem ersten Geburtstag benötigt ein (ungestilltes) Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben.
Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht.
Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden).
Du kannst also ganz allmählich abstillen, ohne Dass Dein Baby einen Mangel erleidet.
Wenn Du jetzt für Dich beschlossen hast, Dein Baby abstillen, so kann ich Dir nur davon abraten es auf durch „kalten Entzug" zu tun. Dies kann dies zu einem schweren Bruch in der Beziehung zwischen Dir und Deinem Kind führen.
Vielleicht versuchst Du es damit, die Stillzeiten immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, Du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst Du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt Du die Zeit an der Brust immer mehr.
Ich möchte Dir nun noch ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest Du etwas, was Dir zusagt. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab“. Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt.
Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug.
Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst deinen Sohn eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten.
Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will?
Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 07.11.2018
Antwort auf:
Abstillen ohne Milchersatz und Kuhmilch bei 1 Jährigen möglich?
Danke für die ausführliche Antwort ! Ich werde es mit kürzeren Stillmahlzeiten versuchen. Danke
von
Maria aus e.
am 07.11.2018, 20:01
Antwort auf:
Abstillen ohne Milchersatz und Kuhmilch bei 1 Jährigen möglich?
:-)
von
Biggi Welter
am 07.11.2018