Frage: Abstillen nachts

Liebe Biggi, Erstmal vielen Dank für diese super Seite, ich habe hier schon viele tolle und nützliche Tips bekommen!! Nun zu meinem Problem: unsere Tochter Emilia hat obwohl voll gestillt bereits sehr früh durchgeschlafen. Recht schnell ihre acht Stunden, und mit knapp drei Monaten, als wir sie in ihr Kinderzimmer "verlegt" haben, sofort zwölf Stunden. Tagsüber ihre fünf Stillmahlzeiten. Mit ca sechs Monaten fing es dann an, dass sie nachts wieder hin und wieder aufgewacht ist. Wie ich unter anderem hier lesen konnte, ist dies ja wohl völlig normal und bei sehr vielen Babies so. Also habe ich sie wenn sie wach wurde gestillt und konnte sie anschließend auch problemlos (wach) wieder hinlegen und sie hat weitergeschlafen. Ich muss dazu sagen, dass sie aber auch oft NICHT wach wurde, nur WENN, dann wollte sie an die Brust. Fand ich auch völlig in Ordnung, auch wenn der Kinderarzt abgeraten hat, aber ich dachte, sie hat ihren Nachtschlaf von Anfang an und ohne Erziehungsmaßnahmen so gut selbst gefunden, dass ich ihr das Stillen jetzt hier nicht verwehren wollte. Außerdem schlief sie ja wie gesagt auch weiterhin oft durch und ich dachte, es pendelt sich alles wieder ein. Nun ist Enilia 8 Monate, sitzt und krabbelt seit zwei Wochen (hat also vielleicht auch einen Schub hinter sich) aber es wird nicht besser. Inzwischen wacht sie wirklich JEDE Nacht auf, teilweise zwei Mal, lässt sich kurzzeitig im Bett beruhigen, nimmt auch einen Schluck Tee, aber irgendwann brüllt sie dann so dass ich sie anlege. Habe das Gefühl, das nächtliche Stillen ist kontraproduktiv!? Wenn ich eine Weile konsequent die Brust verweigere, kann das ein Weg sein? Oder welchen kann es geben? Tagesmahlzeiten sind übrigens momentan ca 7 Uhr Stillen, 10 Uhr Brot mit Butter oder Avocado, anschl. Stillen, 13 Uhr KFG-Brei, 16 Uhr GOB, 18.30 Milchbrei, bettfertig machen und anschl. Stillen. Habe schon überlegt, das Stillen nach dem Abendbrei (den sie komplett futtert) mal wegzulassen, mich aber bisher noch nicht rangetraut. Könnte das evtl. helfen? Vielen Dank im Voraus für Deine Hilfe!!

von Kikiki am 17.12.2012, 02:12



Antwort auf: Abstillen nachts

Liebe Kikiki, acht Monate ist das typische Alter für die sogenannte Fremdelphase. Das heißt, das Kind beginnt ganz bewusst zwischen fremd und bekannt zu unterscheiden und lernt nun auch sehr deutlich, dass es ein eigener Mensch ist. Dies kann für das Kind sehr aufregend und verunsichernd sein und dann will es natürlich nicht alleine sein, schon gar nicht, wenn es sich in den Schlaf fallen lassen soll und damit ja auch das letzte bisschen Kontrolle abgeben muss, das es in seiner Welt hat. Du Machst NICHTS falsch, sondern Du zeigst deinem Kind, dass es sicher bei dir ist – immer und immer wieder! Lass dich nicht verunsichern, die MEISTEN Kinder wachen in diesem Alter oft auf! Es ist eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als „Feind", der mich „drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes „Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von „stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Und viele Erwachsene sind ihren Haustieren gegenüber toleranter als den Bedürfnissen unserer Babys. Wieso eigentlich? Von unseren eigenen Babys, die total unreif geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Ich kann dir dazu ein ganz interessantes Buch empfehlen, dass leider den gruseligen Titel "die neue Elternschule" trägt, von Margot Sunderland. Im Buch wird der Aufbau und die Entwicklung des menschlichen Gehirns vorgestellt und der Einfluss der Erziehung bzw. des Umgangs der Eltern mit dem Kind auf das kindliche Gehirn erklärt. Besonders schön sind die ersten Kapitel über Nähe. Dieses Buch hilft sogar bei genervten Phasen, weil es einem bewußt macht, wie sehr das Kind noch unfähig ist, seine Gefühle zu kontrollieren (geschweige denn seine Eltern zu manipulieren, wie man so oft hört!) und man kann sich dem Kind wieder besser zuwenden, ohne Angst, es zu "verwöhnen" oder andere katastrophale Fehler zu machen! Dann habe ich kürzlich noch ein neues Buch gelesen, welches mich sehr beeindruckt hat, vielleicht wäre das auch was für dich? "Besucherritze - Ein ungewöhnliches Schlaf- Lern- Buch" setzt sich mit dem Kinderschlaf auseinander und eröffnet dem Leser einen neuen Blickwinkel auf dieses Thema. Das Buch befasst sich mit entwicklungspsychologischen Erkenntnissen zum Bindungsverhalten von Kindern, mit gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen, die das Schlafverhalten und die Einstellung der Eltern beeinflussen und wirft einen kritischen Blick auf die Ratschläge in den gängigen Schlaflernbüchern. Der gesamte Themenkomplex wurde mit einem humorvollen Unterton aufgearbeitet und wird dem Leser in leicht zu lesender und unterhaltsamer Form präsentiert. Ein kurzer Theorieteil befasst sich mit den Erkenntnissen der Bindungstheorie. Das Buch bietet keine rezeptartigen Ratschläge, wie andere Elternratgeber es tun, sondern plädiert für einen entspannten Umgang und eine neue Sichtweise auf das als problematisch empfundene Schlafverhalten von Kindern. Das Lesen soll aber in erster Linie Spaß machen und die Eltern in ihrem intuitiven, an den kindlichen Bedürfnissen orientierten Erziehungsverhalten bestärken. Dein Kind verhält sich absolut normal, und wirklich, das Beste was du machen kannst (langfristig ist das für JEDEN von euch tatsächlich das Beste) ist, auf seine Bedürfnisse einzugehen!! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 17.12.2012



Antwort auf: Abstillen nachts

Hallo Kikiki, ich bin zwar nicht Biggi, aber auch eine Mama, die ganz ähnliche Erfahrungen wie Du gemacht hat ;-) Unser Sohn, der mittlerweile fünfzehn Monate alt ist, hat bis zum sechsten Lebensmonat wunderbar geschlafen, wurde bis dahin voll gestillt und ab dann langsam am feste Kost herangeführt. Seit dem sechsten Monat hat er nachts auch wieder Schlafschwierigkeiten gehabt und ließ sich ausschließlich nur durchs Stillen wieder beruhigen. Ich habe mir auch wochenlang den Kopf darüber zerbrochen, was ich wohl falsch mache, aber bis heute erfahre ich immer wieder, daß sich viele Probleme mit der Zeit einfach von selbst klären. Du schreibst, daß Eure Kleine jetzt seit Kurzem sitzen und krabbeln kann, das bedeutet für sie, daß sie die Welt nun aus andren Augen sieht, alles neu erforschen kann und ständig neue Entdeckungen macht. Das muß sie nachts erst einmal verarbeiten und das kann so ein kleines Wesen ganz schön beschäftigen und auch beunruhigen und durch Deine Nähe und auch das Stillen bekommt sie dabei die Sicherheit, die sie braucht, das alles leisten zu können. Bei unsrem Sohn habe ich in dem Alter den ersten nächtlichen "Abstillversuch" gewagt, der aber leider nach hinten los ging. Ich habe das nur versucht, weil ich chronisch krank bin und das Stillen meinem Körper mit der Zeit "den Rest gegeben hat". Also habe ich dem Männlein die Milchflasche angeboten oder alternativ ein Glas Wasser, doch er hat mir, sobald ich ihm das angeboten hab, beides aus der Hand geschlagen und nicht eher Ruhe gegeben, bis daß ich dann doch nachgegeben und ihn wieder angelegt habe. Kurz nach seinem ersten Geburtstag ist es uns dann doch gelungen, ihn zur Flasche hin abzustillen und da diese Milch wohl nicht so prickelnd ist wie meine ;-) , verzichtet er mittlerweile auch überwiegend darauf und schläft größtenteils wieder durch. Er durchlebt momentan die Phase, in der er nachts nicht unterscheiden kann, ob seine Träume nun Realität sind, in denen er auf sich allein gestellt ist, oder ob wir ihn dann einfach im Stich lassen und wacht deshalb auch wieder oft auf, läßt sich aber dann ganz schnell durch ein paar Kuschel- und Streicheleinheiten wieder beruhigen und schläft dann auch von allein wieder ein. Vielleicht hilft Dir mein Erfahrungsbericht einfach, weiter Geduld zu bewahren. Ich habe bis heute gemerkt, daß die (Entwicklungs-)Zeit vieles von selbst wieder regelt. Höre einfach auf Deinen Bauch und handle nach Deinem Mutterherz, dann werdet Ihr das auch schaffen, es wird wirklich wieder besser werden!!! Viel Erfolg dabei und bewahre die Ruhe;-) Alles Gute, Hashomy

von Hashomy am 17.12.2012, 05:53



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