Hallo! Meine Tochter ist nun ein Jahr alt. Sie ist zuletzt wie folgt gestillt worden:
12 uhr : einschlafstillen
19 uhr : einschlafstillen
0 uhr: stillen
3 uhr: stillen
6 uhr: stillen
nachts wacht sie jedoch ständig auf, weint und sie auf die genannten zeiten zu bringen, war nicht einfach und ist noch immer mit sehr viel schuckeln, zureden und schnuller verbunden. sie isst tagsüber gut, bekommt jedoch keine milch, sondern nur milchprodukte (käse, quark, etc), da sie von "purer" milch schläfrig wird. der kiA sagt, sie schafft es wohl noch nicht, das zu verarbeiten. jetzt ist meine frage: da mich und meinen mann das stillen nachts total schafft, wollen wir jetzt abstillen. der KiA (Antroposoph) sagt, das unsere Tochter toll entwickelt und sehr agil ist und er deswegen keine Bedenken hat wg dem Abstillen. "muss" ich ihr nun eine "milch alternative" zur MM anbieten oder reichen die Milchprodukte? Abendliches Einschlafstillen wollen wir beibehalten, solange Milch da ist.
Mein Mann (voll akzeptiert, sehr präsent) wird die (Abstill-)Nächte komplett übernehmen, ist das ok?
Vielen Dank!
Ida
Mitglied inaktiv - 27.03.2012, 13:13
Antwort auf:
Abstillen nach einem Jahr
Liebe Ida,
der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in einster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten oder auch nach dem ersten Geburtstag nachts noch hungrig sind.
Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht eben so wichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen?
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten, sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Doch letztlich ist es alleine Ihre Entscheidung, wie lange Sie Ihr Kind stillen werden.
Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben.
Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht.
Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt den weichen Gräten gegessen werden).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.03.2012