Abendliches Stillen, SEHR unruhiges Baby!

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abendliches Stillen, SEHR unruhiges Baby!

Hallo liebe Stillexpertinnen, Seit einiger Zeit hab ich es Abends sehr schwer mir meiner Tochter Zoe,welche am Donnerstag 11 Wochen alt wird. Sie wird voll gestillt, nur von der 3.-5. Lebenswoche wurde sie zugefüttert mir Flaschennahrung. Jetzt ist es seit einiger Zeit so, dass sie vor allem abends permanent an die Brust will und diese auch zum einschlafen braucht. Was ja auch normal ist und auch ja Clusterfeeding nennt. Allerdings ist sie sehr unruhig beim trinken, weint beim saugen, spuckt die Brustwarze aus, Sucht sie dann aber wieder wie ein kleiner piranha und weint und bockt und so weiter. Das geht langsam sehr stark an meine nerven zumal es wirklich hauptsächlich zum Abend hin so ist. Sie bekommt auch den schnuller, aber meistens nur zur Beruhigung wenn wir unterwegs sind oder zu Hause als Ablenkung. Vll ist es eine saugVerwirrung? Sie macht ansonsten einen sehr guten, gesunden Eindruck... Manchmal habe ich das Gefühl, dass abends kaum bis gar keine Milch mehr aus den brüsten kommt und sie deshalb so rumbockt weil sie sich ja quasi umsonst anstrengt. Denn wenn sie sonst trinkt hat sie öfter den Mund drum herum Milch hängen, was abends nicht so ist Die brüste fühlen sich abends auch immer sehr weich an als wären sie "leer". Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie helfen zu verstehen, warum Zoe dieses verhalten zeigt. Vielen dank schonmal. Liebe grüße christin mit Zoe

von chrissy22 am 13.05.2013, 23:56



Antwort auf: Abendliches Stillen, SEHR unruhiges Baby!

Liebe christin, weiche Brüste sind KEIN Hinweis auf zu wenig Milch, im Gegenteil, nach den ersten Wochen ist es absolut normal, dass die Brust wieder weich (und oft auch kleiner wird). Das bedeutet nicht, dass die Milch weniger geworden ist, sondern ist ein Hinweis darauf, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann „über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Ein weiterer Punkt ist der Prolaktinspiegel der Mutter. Damit Milch gebildet wird, braucht die Frau (vor allem in den ersten Wochen der Stillzeit) eine gewisse Prolaktionausschüttung, die durch das Saugen des Kindes angeregt wird. Das „Marathonstillen" am Abend sorgt dafür, dass die Prolaktinausschüttung angeregt wird und dem Kind dann im weiteren Verlauf genügend Milch zur Verfügung steht. Das klingt allerdings tatsächlich nach einer Saugverwirrung. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können. Die Kollegin kann Ihnen dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 14.05.2013