Meine Tochter ist jetzt 10 Monate alt. Ich stille sie noch Nachts (ab Mitternacht ca. alle 2 Stunden) und Morgens nach dem Aufstehen. In den letzten Tagen war sie Abends noch lange wach und sehr aufgedreht. Probeweise haben wir ihr die Flasche gegeben (1.5h nach dem Abendbrei), die sie ganz ausgetrunken hat und danach ist sie gleich eingeschlafen, das selbe natürlich wenn ich sie stille, was ich sonst zum Einschlafen nicht mehr gemacht habe. Ich möchte jetzt nachts abstillen, bzw. so einschränken, dass ich sie um ca. 4 und dann nach dem Aufstehen noch stille und dann mit ca. 12 Monaten ganz abstillen. Braucht meine Tochter dann im 2. Lebensjahr noch Milchmahlzeiten? Wie lange ist es sinnvoll die Abendflasche (mit Milch) beizubehalten?
Da ich immer widersprüchliches lese und höre, was ist ihre Erfahrung mit dem nächtlichen Abstillen: Darf ich hoffen, dass meine Tochter dann mehr als 2 Stunden am Stück schlafen wird? Im Voraus herzlichen Dank!
Mitglied inaktiv - 24.06.2010, 21:48
Antwort auf:
Abendflasche/Milchmahlzeiten im 2. Lebensjahr
Liebe masera,
von Durchschlafen spricht man, sobald ein Baby fünf Stunden oder länger in einem Stück
schläft. Um welche Tageszeit das ist, spielt keine Rolle für den Begriff "durchschlafen". Die
Fähigkeit längere Zeit am Stück zu schlafen ist unabhängig von der Ernährung. Ein Baby muss
eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt
erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 25.06.2010