9 Monate altes Baby möchte nachts jede Stunde stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: 9 Monate altes Baby möchte nachts jede Stunde stillen

Hallo, mein Sohn ist jetzt 9 Monate und schlaft sehr schlecht ein, eigentlich nur an der Brust. Dann wacht er nachts jede Stunde auf und schläft ohne Brust nicht wieder ein. Er trinkt dann aber auch richtig, nicht nur dieses Nuckeln. Er trinkt nachts besser und öfter als am Tag. Mein Mann ist auf Montage und ich bin immer allein mit ihm, sodass ich auch keine Hilfe habe, bei meinen Eltern bleibt er nicht mal eine Stunde wenn er mich nicht sieht. Er schläft mit in meinem Bett, das heißt er kann mich sehen und anfassen nachts, er ist nicht allein. Aber weint trotzdem bei jedem aufwachen, es hat sich bei mir so eine Einschlafhilfe (in den Schlaf stillen) eingeschlichen. Wie kann ich diese Hilfe wieder langsam ausschleichen? Denn ich bin total fertig und kann dann meist auch selbst nicht mehr einschlafen. Ich möchte ihn auch weiter stillen auch nachts, aber eben nicht jede Stunde sondern vielleicht alle 3 Stunden. Ich möchte Ihn aber nicht schreien lassen. Homöopathie haben wir vom Kinderarzt auch schon zwei Mittel ausprobiert (Pulsatilla C 200 und Lyopodium C 200), nicht hat geholfen. Mit freundlichen Grüßen

von mamapeggy1982 am 20.07.2012, 13:15



Antwort auf: 9 Monate altes Baby möchte nachts jede Stunde stillen

Liebe mamapeggy1982, es scheint so, als ob dein Kleiner einen sehr großen Bedarf an MAMA hat. Das ist gar nicht so ungewöhnlich, es ist auch nichts verkehrt daran, aber natürlich ist es wichtig, dass DU dabei nicht auf der Strecke bleibst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Was du probieren könntest, ist ihn tagsüber ganz viel im Tragetuch oder einer wirklich GUTEN Tragehilfe (z.B. Ergo, Manduca) zu tragen. Das hilft vielen Babys, die diese intensiven Körperkontakt brauchen, und ermöglicht es dir, die Hände frei zu halten für andere Dinge. Dein Sohn braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie er ist - auch wenn das bedeutet, dass er nicht so schläft, wie du es dir wünschen würdest. Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Um das häufige Aufwachen zu verringern, kann dir vielleicht dieser "Trick" helfen: Wenn deine Kleine an der Brust eingeschlafen ist, ziehst du deine Brustwarze sanft aus ihrem Mund und drückst, wenn sie wieder nach der BW sucht, ebenso sanft ihr Kinn nach oben. Bei vielen Kids wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Und das gute daran: Es funktioniert auch, wenn die Kleinen im Schlaf wieder ans Nuckeln denken, wenn also der Mund ganz von allein wieder die Nuckelbewegungen macht und das Kind kurz darauf nach der Brust suchen würde. Einfach das Kinn sanft von unten stützen - die meisten Kinder schlafen dann weiter, ohne zu stillen. Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Suche dir wirklich Hilfe und Unterstützung. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Hausarbeit lässt sich optimieren, und wenn du am Rande der Erschöpfung stehst wäre es auch eine Möglichkeit, dass dir euer Hausarzt eine Haushaltshilfe zu verschreiben, die dir dann einige Tage (die Stunden lassen sich schön auf einen längeren Zeitraum verteilen!) im Haushalt hilft. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 20.07.2012