Hallo liebe Stillberaterinnen,
erst einmal vielen herzlichen Dank für Ihre wertvolle Arbeit in diesem Forum.
Meine Tochter ist nun 37,5 Wochen alt und seit ca. einer Woche lehnt sie sukzessive bis nun absolut ihre Breimahlzeit(en) ab.
Ich habe sie bisher immer voll und nach Bedarf gestillt. Mit ca. 5 Monaten führten wir seeeehr langsam den Mittagsbrei ein, von dem sie bis zuletzt ca. 75 g verspeiste, ohne davor oder danach noch Milch zu wollen.
Mit 7 Monaten haben wir den Abendbrei eingeführt, von dem sie sogar 100 bis 150 g verputzte. Dennoch brauchte sie in 95% der Fälle die Brust als Einschlafhilfe.
Der Nachmittagsbrei... nunja... den haben wir bisher ca. 4x gefüttert. Lieber mag sie es aber auf einem Brot oder Obst herumzubeißen und selbst zu essen.
Parallel trinkt sie sehr viel nachts (und ist sehr unruhig) und hat morgens/ vormittags sowie manchmal am Nachmittag die Brust verlangt.
Nun zahnt die Maus gerade gewaltig. Zwei Schneidezähne (unten) sind da, und beide oberen Schneide- sowie Eckzähne bohren sich gerade durch Zahnfleisch und sind zum Teil auch schon ordentlich sichtbar. Am WE hatte sie auch einen Tag Fieber (38,8 °C).
Allg. ist sie zurzeit sehr kuschelig, müde... wobei sie umso mehr Regulationshilfe benötigt.
Nun denke ich mir ist womöglich der nicht untypische Entwicklungsschub in dieser Zeit, das dolle Zahnen sowie vlt auch das Ausbrüten eines Infekts Grund dafür, dass sie aufeinmal wieder bis 4 bis 5 Stillmahlzeiten übern Tag möchte und gar keinen Brei mehr mag. Heute hat sie auch - was sie sonst sehr mag - Zwieback und Obst zum selbstständig essen - abgelehnt.
Trotzdem mach ich mir allmählich Sorgen. Ich merke dass mich das Füttern nun auch anspannt... zugegeben nervt. Das will ich nicht, denn mir ist klar, dass das nicht unbedingt dazu beiträgt, dass die Kleine wieder Freude am Essen hat.
Die Kleine weint, kneift den Mund zusammen, dreht sich weg, greift nach dem Löffel und schwupp ist der Brei überall.
Ich unterbreche dann... denn ich will sie ja nicht zwingen. Sie macht mir ja deutlich dass sie aus ieinem Grund nicht essen mag.
Aber trage ich nun - indem ich ihr dafür aber auch die Brust gebe - weil sie danach verlangt (sie drückt ihr Gesicht in meinen Busen, weint, beißt in mein Shirt) - dazu bei sie wieder von Brei auf Bust zu konditionieren?
Mein KA sagte sowas. Dass die Kleine ohnehin endlich den Nachmittagsbrei und allg. mehr Gramm Brei essen müsse.
Aber sie wächst, sieht rosig aus.... nimmt normal zu. Und interessanterweise trinkt sie auch gern Wasser. Nur Brei mag sie plötzlich nicht mehr.
Mich verunsichert die Situation und ich schäme mich dann beim Versuch sie zu füttern auch so genervt zu sein. Ich versuche zu lächeln, singe dann dabei... was sie oft beruhigt und naja... mich iwie auch.
Aber sie wird meine Anspannung ja trotzdem merken.
Ich möchte sie mind. bis zum 1. Geburtstag nach Bedarf stillen und der scheint aktuell sehr hoch. Ich möchte ihr aber auch feste Nahrung schmackhaft machen und ihr helfen daran Freude und Interesse zu haben - sodass sie in ihrem 2. Lebensjahr dann auch mit uns primär am Tisch essen kann und die Brustmahlzeiten nicht mehr so wichtig werden. Mhm... aktuell hab ich einfach das Gefühl nicht nur der Schlaf sondern auch das Essen entwickelt sich rückschrittig und ich frage mich, ob ich dazu beitrage. Oder ist das eine nicht untypische Phase?
Entschuldigung für diese langen Ausführungen. Und vielen lieben Dank für die Hilfe. Viele Grüße
von
ToniLL519
am 11.02.2020, 13:43
Antwort auf:
8,5 Monate altes Baby verlangt plötzlich vermehrt nach Brust/ lehnt Brei ab
Liebe ToniLL519,
es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost ablehnt und statt dessen wieder häufiger oder mehr oder ganz gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag.
Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, dass gibt es immer wieder einmal kleinere oder größere Rückschritte.
Wichtig ist, dass aus dem Thema "Essen" kein Kampf gemacht wird. Einen solchen Kampf verlieren die Eltern sehr schnell und viele Essstörungen haben ihre Ursache in der ganz frühen Kindheit, wenn das Baby zum essen gezwungen werden sollte.
Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass Du deinem Kind die Kompetenz zugestehst, selbst zu wissen wann es hungrig ist und wie viel es essen mag. Der Satz „kein Kind verhungert am gedeckten Tisch" klingt abgedroschen, aber er stimmt. Es hat sich bewährt, dass die Eltern das (altersentsprechende) Essen anbieten und das Kind entscheidet, ob und wie viel es isst. Neben der Beikost kann, darf und sollte das Kind weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Eltern überschätzen oft, wie viel ein Kind essen sollte.
Im ersten Lebensjahr ist Milch die Hauptnahrungsquelle und es soll und darf nach Bedarf gestillt werden.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Wenn Sie abstillen möchten, sollten Sie noch zur Flasche hin abstillen und bis zum ersten Geburtstag Pre-Milch geben, das ist doch völlig in Ordnung.
Sie haben Ihr Kind den bestmöglichen Start ins Leben geschenkt und haben monatelang gestillt und wenn es jetzt nur noch Stress bedeutet, dann ist es Ihr gutes Recht, es zu beenden.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.02.2020
Antwort auf:
8,5 Monate altes Baby verlangt plötzlich vermehrt nach Brust/ lehnt Brei ab
Hallo Toni,
es ist ganz normal dass manche Babys generell schlechte/späte Esser sind oder plötzlich Brei ablehnen. Solange du dich damit gut fühlst kannst du weiterstillen und Nahrung immer wieder freundlich anbieten ohne Stress. Es ist kein Muss. Nur weil die Empfehlun gilt ab 6 bzw. neuerdings 4 Monaten Nahrung einzuführen heißt das nicht dass dein Kind leidet wenn es freiwillig überwiegend Muttermilch zu sich nimmt. In anderen Nationen und früheren Zeiten ohne Pürierstäbe essen/aßen Kinder auch erst wesentlich später.
Mein Sohn hat erst im 2. und meine Tochter sogar erst im 3. Lebensjahr von sich aus richtig gegessen und wurden solange überwiegend gestillt. Sie waren beide immer kerngesund.
von
Paulinchen83
am 11.02.2020, 14:58
Antwort auf:
8,5 Monate altes Baby verlangt plötzlich vermehrt nach Brust/ lehnt Brei ab
Vielen lieben Dank für die beiden aufbauenden Rückmeldungen. Und nein - das muss ich ungünstig ausgedrückt haben - ich will im ersten LJ auf keinen Fall abstillen (insofern möglich). Und damit auch nicht jetzt. Ich habe mir einfach Sorgen gemacht und daher Austausch gesucht, da ich vom Kinderarzt, Mutter, Schwiegermutter und Oma eher so Sätze höre wie: "Kein Wunder, dass sie nicht ordentlich isst, wenn sie weiß, dass sie stattdessen auch immer die Brust bekommt. In dem Alter testet dich dein Kind auch... entwickelt seinen eigenen Willen.. versucht sich durchzusetzen... Du musst die Milchmahlzeiten reduzieren. So und so viel Gramm bla bla sollte ein Kind in dem Alter essen. Wenn sie nicht isst, dann sollte sie danach einfach mal nicht die Brust bekommen..."
Das fühlt sich für mich nicht richtig an. Und erzeugt - ganz genau - einen unangenehmen Druck.
Daher Danke für die lieben Rückmeldungen, die mich eher darin bestärken, meiner Kleinen und mir wieder mehr zu vertrauen.
Viele liebe Grüße
von
ToniLL519
am 11.02.2020, 19:13