Liebe Biggi, so genau weiß ich nicht wo ich mich hinwenden soll, deshalb probiere ich es hier einmal. Seit fast 4 Jahren stille ich meinen Sohn nun schon. Ich war immer absolut überzeugt vom Stillen. Nun ist es aber so, dass mein Sohn vom Wesen und Verhalten her (leider) eher das repräsentiert, was die Gegner des Langzeitstillens befürchten. Er ist recht introvertiert, sehr sensibel und Fremden, vorallem Kindern, gegenüber äußerst zurückhaltend, ängstlich bis hin zu ablehnend. Unter Personen, die er gut kennt, ist er dagegen lebhaft, lustig, der Schnabel steht kaum mal still. Er hat eine überbordende Fantasie, singt eigene Lieder, erzählt eigene Geschichten und erfindet allerlei, heute z.B. aus gegebenem Anlass Schneeballanmalmaschinen oder automatische Schneewegmachmaschinen. In diesem vertrauten Rahmen wirkt er sehr selbständig und selbstbewusst. Aber er braucht immer jemanden bei sich, vorallem mich. Von einer Loslösung kann noch keine Rede sein. Seit ich wieder arbeite, ist er bei einer tollen Tagesmutter, aber selbst zu ihr will er oftmals nicht ("Mama, Du sollst daheim bleiben"). Das beschränkt sich zwar auf das Aufstehen, da er wie mein Mann ein absoluter Langschläfer ist, und ich ihn jeden Morgen aus den tiefsten Tiefen des Schlafes holen muss, und auf den Abschiedsmoment - später ist er bei ihr bestens gelaunt - aber ich finde, dieses tägliche Zwischenspiel macht ihm trotzdem zu schaffen. Es ist meines Erachtens kein Machtkampf, sondern echte Traurigkeit. Wenn Besuch kommt oder wir bei anderen sind, will er mich oder meinen Mann ständig bei sich haben, so unsicher ist er. Das macht Besuche eher anstrengend als angenehm. An ein Einschlafen ohne mich ist gar nicht zu denken und auch beim Auffwachen muss er erstmal Stillen um zur Besinnung zu kommen. Seit er geboren wurde, habe ich das Gefühl, dass er nicht von dieser Welt ist. Irgendwie ist er nie richtig angekommen. Allen Gegnern des Stillens zum Trotz (natürlich machte ich mir immer wieder meine Gedanken darüber und war verunsichert) mag ich gar nicht daran denken, was wäre, wenn ich etwa nicht so lange gestillt hätte. Er hat immer sehr häufig gestillt und auch wenn es jetzt gerade weniger wird, ist das Stillen für ihn von großer Bedeutung, etwas Elementares, keine reine Nuckelgewohnheit. Er war immer nur durchs Stillen zu beruhigen oder zu trösten. Etwas anderes hat er nie akzeptiert. Erst seit ein paar Wochen merke ich eine Veränderung. Wenn er sich weh getan hat oder wütend ist, ist nicht mehr unbedingt "Buba" das erste Mittel der Wahl. Ach herrje, es gäbe noch so viel zu schreiben, über unsere Stellbeziehung, unsere Art der Erziehung und vieles mehr. Aber nun habe ich ohnehin schon so viel zu Papier bzw. PC gebracht. Eins noch zu seinem Allmählichen Abstillen. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und das forciert. Zum einen mochte ich schon länger das häufige, vorallem aber das lange Stillen nicht mehr und habe in den letzten Monaten die Stillzeiten Stück für Stück verkürzt. Jetzt sind es oft nur noch zwei/drei Minuten. Das war vielleicht schon wieder zu viel für ihn, aber hingenommen hat er es ohne Probleme. Ein weiterer Grund ist, dass wir demnächst eine erste IVF für ein zweites Kind machen werden. Hierfür muss ich Hormone einnehmen, die lt. Embryotox in Berlin in hohem Maße in die Muttermilch übergehen und sie Stillen in dieser Zeit auf gar keinen Fall empfehlen können. Lange Rede, kurze Frage: Wie könnte ich ihm das endgültige Abstillen (wobei ich ggf. nach der Hormonbehandlung auch wieder weiter machen würde) und das Ankommen auf dieser Erde erleichtern? Ich bin beim "Ankommen" für vieles offen, habe auch schon an eine Geburtnachstellung gedacht oder was in die Richtung. Vielleicht kannst Du mir einen Tipp geben. Dir vertraue ich mehr als Ärzten oder Erziehungsberatern. Beste Grüße und herzlichen Dank für das Lesen dieses langen Textes. Susanne
Mitglied inaktiv - 12.02.2009, 08:53