2 Monate alte Tochter nimmt seit 3 Wochen nicht zu

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: 2 Monate alte Tochter nimmt seit 3 Wochen nicht zu

Hallo, meine Tochter ist jetzt 9 Wochen alt und wird voll gestillt. Sie wiegt bei einer Größe vpn 57 cm aktuell 4.500 Gramm. Uns besucht wöchentlich noch unsere Hebamme und dabei wird sie auch gewogen. In den letzten 3 Wochen mussten wir feststellen, dass fast kein Gewicht zugenommen hat (lediglich 150 Gramm). Bei den ersten zwei Wochen haben wir dies auf die hohe Temperatur geschoben aber hätten jetzt in der 3. eine Gewichtszunahme erwartet. Die Ursache für die Nichtzunahme ist uns aktuell unbekannt und wir wissen auch nicht ob ich genug Milch für die Kleine habe darum haben wir in den letzten Tagen mehrere Dinge ausprobiert: 1.) Abpumpen von Milch (Handpumpe) -> Hier komme ich gerade mal auf 20 ml in 20 Minuten. Jedoch wenn ich das Kind anlege höre ich wie das Kind trinkt. 2.) Zufüttern Wir haben versucht per Falsche etwas zuzufüttern. Jedoch lehnt unsere Tochter die Flasche vollständig ab (sowohl vor als nach dem stillen) und fängt sogar an zu weinen. Uns ist auch unklar ob es wirklich an zu wenig Milch liegt, da unsere Tochter ansonsten sehr aufgeweckt und lebensfroh erscheint. Die "Produktion" an nassen Windeln schwankt aktuell stark. An einem Tag sind es 5 nasse Windeln am Folgetag sind es 10. Zusammengefasst machen wir uns aktuell Sorgen und wollen wissen ob Sie uns noch Tips geben könnten wie wir feststellen können ob unsere Kleine genug MIlch von mir erhält und was wir noch tun können damit sie auch etwas wieder zunimmt. Liebe Grüße Bea.

von Kniffel am 17.08.2018, 20:24



Antwort auf: 2 Monate alte Tochter nimmt seit 3 Wochen nicht zu

Liebe Bea, wenn deine Maus in 3 Wochen nur 150 Gramm zugenommen hat, ist das eindeutig zu wenig. Aber immerhin HAT sie zugenommen, so dass keine akute Gefahr droht - dennoch besteht Handlungsbedarf. Du sagst, sie ist fir und fidel, wenn sie wach ist - das ist schon mal ein gutes Zeichen. Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Sie kann dir Tipps zum Anlegen geben. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC. Zum Abpumpen: das Abpumpen erlaubt keinen Rückschluss auf die verfügbare Milchmenge, denn wenn beim Pumpen der Milchspendereflex nicht ausgelöst wird (was oft so ist), dann kommt kein Tropfen - ein Baby könnte dennoch sofort Milch aus der Brust bekommen. Denn sein Saugen ist ganz anders als das, was eine Pumpe allein mit Vakuum zu erreichen versucht. Zur Flasche: Es ist gut, dass deine Maus sie ablehnt, denn wenn ihr jetzt zur Flasche greift, könnten die nächsten Probleme vorprogrammiert sein. Ich empfehle euch zu aller erst Muttermilchsahne zu füttern; das bewirkt oft einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10-20 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2-4 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse oder einem Glas arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Kind geben. Wenn du das eine Woche lang machst (je länger, desto besser), wird dein Baby ganz sicher deutlich zunehmen. Auch möchte ich dir empfehlen, beim Stillen die Bruskompression anzuwenden (s. unten). Sie bewirkt, dass dein Kind in gleicher Stillzeit deutlich mehr Milch zu sich nimmt. Auch das sollte sich dann innerhalb weniger Tage in einer deutlichen Gewichtszunahme widerspiegeln. Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 18.08.2018



Antwort auf: 2 Monate alte Tochter nimmt seit 3 Wochen nicht zu

Hallo Kristina, vielen lieben Dank für deine super schnelle Reaktion und die tollen Tips. Wir haben gleich heute damit begonnen die Muttermilchsahne zu füttern. Hierbei hat sich mir noch die Fragegestellt, ob ich die Milch in dem Zeitraum (2 bis 4 Stunden) kühl stellen muss oder ob Zimmertemperatur in Ordnung ist. Ebenfalls wende ich die Brustkompression an, was schon einen ersten gute Effekt gezeigt hat - die Kleine beginnt tatsächlich ab und an nochmals intensiver zu trinken. Kommenden Montag werden wir auch deinen letzten Rat befolgen und uns eine Stillberatung suchen damit wir sicher gehen können, dass wir alles richtig machen. Nochmals vielen lieben Dank Bea

von Kniffel am 18.08.2018, 19:33



Antwort auf: 2 Monate alte Tochter nimmt seit 3 Wochen nicht zu

Liebe Bea, bei den aktuell hohen Temperaturen würde ich sie schon im Kühlschrank lagern. Wenn du sie 30 Minuten vor dem Füttern rausstellst, wird sie Raumtemperatur haben und damit ok sein. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 20.08.2018