11 Monate altes Baby weniger stillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: 11 Monate altes Baby weniger stillen

Hallo Biggi, erstmal muss ich mich bedanken. Ich habe damals, als mein Sohn 5 Wochen alt war bei Ihnen an einem Sonntag angerufen, weil mein Sohn (seit er den Schnuller bekam - ein Tipp der Hebamme) nur noch an der Brust schrie, sie "diagnostizierten" eine Saugverwirrung und gaben mir unter anderem den Tipp meinen Sohn im Laufen zu stillen. Dies war dann auch das einzige, was erstmal funktionierte. Das war eine sehr anstrengende Zeit damals, aber wir haben es gemeistert. Also DANKESCHÖN. Mein Sohn ist mittlerweile 11 Monate alt und wird nocht recht viel gestillt. Nun ist er aber lt. Kinderärztin zu klein und vorallem zu dünn. Er solle mehr Beikost essen (er tut sich damit recht schwer) und ich solle weniger stillen, so dass der Hunger bei der Beikost größer wär und er mehr isst. Nun ist das aber recht schwierig. Stillen ist bei uns im Tagesplan einfach sehr viel mit drin (beim Baden, beim morgigen Waschen, wenn er mal umplumpst oder sich weh tut, zum Einschlafen und und und). So sieht Emil (so glaube ich), die Muttermilch immer noch als Hauptnahrungsquelle. Haben Sie vielleicht einen Rat, wie ich ihn tagsüber weniger stillen soll und ihm den Übergang zur Beikost (erhält er seit dem 6. Lebensmonat) erleichtern kann? Ist es falsch, dass ich ihm, wenn er seinen Brei gegessen hat, nochmal an der Brust trinken lasse? Und wird er mit 11 Monaten noch zu viel gestillt (Tagsüber ca 4-6 mal und Nachts alle 2-3 Stunden)? Gibt es eine ungefähre Einschätzung, wie oft man ihn tagsüber noch stillen sollte? Das waren jetzt recht viele Fragen. Lieben Dank, Amelie

von EmilsMami am 15.02.2012, 07:52



Antwort auf: 11 Monate altes Baby weniger stillen

Liebe Amelie, wir Frauen scheinen alle offensichtlich ein überdimensionales Schuldbewusstsein in die Wiege gelegt zu bekommen und spätestens mit der Geburt eines Kindes fühlen wir uns für alles verantwortlich und selbstverständlich sind wir an allem schuld (gleich ob unsere Kinder zu dick oder zu dünn sind, ob sie quengelig sind oder ob die Frankfurter Börse eine Krise erlebt und alle Aktienkurse in den Keller rutschen). Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Kehr den Spieß einmal um und frage all diejenigen, die dich so freigiebig kritisieren, was für KONSTRUKTIVE Vorschläge sie denn anzubieten haben. Es ist immer leicht zu sagen "Du machst das falsch" und sich dann umzudrehen und keinerlei sinnvolle Vorschläge zu machen, wie denn in dieser Situation besser vorgegangen werden soll. Grrr, in solchen Situationen packt mich die Wut: Du bist nicht schuld, weder an der Weltwirtschaftskrise noch daran, dass dein Kind nicht essen mag. Es hat keinen Sinn, ein Kind zum Essen zwingen zu wollen und es hat auch keinen Sinn, wenn sich das ganze Familienleben nur noch darum dreht, wie dem Kind irgendwelche Nahrung "einzutrichtern" sei. Je angespannter die Situation wird, umso verkrampfter sind schließlich alle Beteiligten. Bei einem Kampf ums Essen gibt es fast immer nur Verlierer. Wenn Du jetzt weniger stillst, wird dein Kind wahrscheinlich nicht mehr essen und so weißt Du wenigstens, dass es genügend Nährstoffe bekommt! Voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, um so schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt (oder einer anderen) nachschauen lassen. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 15.02.2012