Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich bin 39 Jahr alt und wir planen ein 2. Kind. Unser 1. Kind habe ich mit knapp 38 Jahren spontan entbunden. Ich musste allerdings mich ab der 30. SSW sehr schonen, weil die Gefahr einer Frühgeburt (Gebärmutterhalsverkürzung) bestand. Nun höre ich immer, dass man in der SS nicht schwer tragen sollte. Aber das läßt sich doch überhaupt nicht vermeiden, wenn man bereits ein Kind hat.
1.) Ist das Riskio wirklich so groß, wenn ich während der SS ab und an unsere Tochter (mit derzeit 8 kg) auf den Stuhl oder Wickeltisch hebe?
2.) Muss ich aufgrund meiner Frühgeburtsbestrebungen in der 1. SS , dann bei einer weiteren SS noch mehr mit dem Heben aufpassen?
Vielen Dank und ein schönes Weihnachtsfest
Mitglied inaktiv - 23.12.2010, 11:57
Antwort auf:
"schwer" heben in der SS
Hallo,
1. auch wenn die Schwangere möglichst nicht über 5 kg heben soll, lässt sich dieses z.B. mit Kind(ern) wohl kaum realisieren und hier ist für diese Situationen keine andere Lösung anzubieten.
Häufiges Heben schwerer Dinge kann zu Beschwerden führen. Bei erheblicher Belastung kann auch das Risiko für vorzeitige Wehen erhöht sein.
2. eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können.
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger: Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen.
Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen. In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen.
Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen. Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben. Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab.
Vielen Dank für Ihre lieben Weihnachtsgrüße. Auch Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein besinnliches und schönes Weihnachtsfest und ein gesundes und glückliches Jahr 2011.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 23.12.2010