"adrenalin"-sport in der frühschwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: "adrenalin"-sport in der frühschwangerschaft

hallo dr. bluni, ich bin am anfang der 7. woche. laut ärztin ist alles gut entwickelt. aufgrund zweier fehlgeburten im letzten jahr hat sie mir utrogest verschrieben und mir mit auf den weg gegeben, ich solle mich schonen. am wochenende bin ich für einen wildwasserkurs mit dem kajak angemeldet. das macht viel spaß, kann aber körperlich durchaus anstrengend sein (kommt drauf an, wie oft man kentert...) und auch psychisch bin ich dabei eher angespannt. wie sehen sie das? kann ich an dem kurs teilnehmen? und wie sieht es denn eigentlich mit joggen aus? eine hebamme sagte mir, solange man sich wohl fühlt, kann sport nicht schaden. was ist ihre meinung zu dem thema? LG emily

Mitglied inaktiv - 11.08.2008, 19:51



Antwort auf: "adrenalin"-sport in der frühschwangerschaft

Liebe Emily, 1. mit körperlicher Schonung können wir leider keiner frühen Fehlgeburt vorbeugen. 2. insofern gilt für eine schwangere Frau in der Frühschwangerschaft unabhängig von einer früheren frühen Fehlgeburt die gleiche Empfehlung hinsichtlich Sport: bei Wohlbefinden und unauffälligem Verlauf ist dagegen nichts einzuwenden, aber es sollte immer unterhalb einer bestimmten Belastungsgrenze sein, was bei dem Wildwasserkurs nicht unbedingt der Fall ist, Davon kann auch ich nur abraten in der Schwangerschaft. 3. Allgemein gilt Sport unter Berücksichtigung gewisser Einschränkungen für werdende Mütter als durchaus empfehlenswert. Nicht nur im Zusammenhang mit der Bewältigung des Geburtsschmerzes hat sich physische Aktivität sowohl in präventiver als auch in therapeutischer Hinsicht als sinnvoll und positiv bewährt. Neben der deutlich verringerten Häufigkeit an typischen, schwangerschaftsbedingten Unterbauchbeschwerden zeigt sich eine schmerzunterdrückende Wirkung bei Wehen und es gibt eine positive Wirkung auf den späteren Geburtsverlauf-und fortschritt. Welche Sportart für welche Schwangere ist zu empfehlen? Die Beantwortung dieser Frage orientiert sich neben medizinischen und allgemeingültigen Kriterien am subjektiven Wohlbefinden der Schwangeren. Grundsätzlich sollte die Schwangere nicht an ihre persönliche Leistungsgrenze gehen ("suboptimale Leistungsgrenze" Prof. Dr. Jung, Sportmediziner)und sollte immer wieder kurze Pausen einlegen. Die Herzfrequenz sollte nicht über 140/Minute steigen. Dieses dient dazu, die Sauerstoffbilanz nicht zu ungunsten des Kindes zu verschlechtern, die Körperkerntemperatur nicht übermäßig zu erhöhen und nicht in eine Unterzuckerung des mütterlichen Organismus zu gelangen. Vor und nach der sportlichen Belastung sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um eine Austrocknung zu verhindern. Zur Frage, welche Sportarten allgemein zu empfehlen sind kann man sagen, dass insbesondere körpergewichtsentlastende Sportarten wie das Schwimmen und das Radfahren eher zu empfehlen sind als Sportarten, bei denen das Körpergewicht selbst getragen werden muss (Laufen, Aerobics).Bei letzteren ist der Energieverbrauch und die Gelenkbelastung höher. Darüber hinaus sind aerobe (positiv für die Sauerstoffbilanz der Mutter) Sportarten, bei denen große Muskelgruppen beansprucht werden, und die rhythmischer Natur sind, vorzuziehen. Das Schwimmen stellt nach dem Spazierengehen und dem Radfahren die am meisten zu empfehlende Sportart während der Schwangerschaft dar, da sie alle großen Muskelgruppen beansprucht, die Gelenke und Bänder schont, ein günstiges thermisches Medium bereitstellt und ein geringes Verletzungsrisiko birgt. Wie ist es mit Krafttraining? Untersuchungen der I. Münchener Universitätsfrauenklinik (LMU) zufolge wurden für ein leichtes bis moderates Krafttraining mit freien Gewichten oder an Geräten keine negativen Effekte beschrieben. Deren Untersuchungen konnten hier im Gegenteil belegen, dass Krafttraining in Verbindung mit Stretching zu einer Verbesserung der Kraft und Beweglichkeit führen, was der schwangeren Frau den Umgang mit dem erhöhten Körpergewicht und dem veränderten Schwerpunkt erleichtert. Außerdem beugt die Stärkung der Rückenmuskulatur Rückenschmerzen vor. Schwere Gewichte oder maximale isometrische Kraftanstrengungen sollten allerdings gemieden werden und Anfängerinnen sollten bezüglich der Atemtechnik angeleitet werden, um Atemanhalten zu vermeiden. Bei unauffällig verlaufender Schwangerschaft ohne Frühgeburtsrisiko gilt für Bauche-Beine-Po, dass die Bauchübungen sukzessive reduziert werden sollten, um sie spätestens - je nach Wohlbefinden - nach dem 7. Monat ganz wegzulassen. Welche Sportart ist für die schwangere Frau nicht zu empfehlen? Kampf- oder Kontaktsportarten mit hoher Wahrscheinlichkeit von Körperkontakten, so z. B. Hockey oder Basketball. Abgeraten wird auch von Sportarten mit erhöhtem Sturzrisiko (Reiten, Mountainbiking) und auch von Abenteuersportarten wie Bungeejumping, Drachenfliegen und Fallschirmspringen. Auch Gerätetauchen ist in der Schwangerschaft tabu. Schnorcheln gelten dagegen als relativ ungefährlich. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 11.08.2008



Antwort auf: "adrenalin"-sport in der frühschwangerschaft

Also ich bin ja kein Arzt aber wenn ich schon 2 Fehlgeburten gehabt hätte würde ich mich da echt lieber schonen und da nicht dran teilnehmen.

Mitglied inaktiv - 11.08.2008, 19:57



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