Guten Tag,
Ich bin in der 27. SSW. Seit 14. nehme ich jeden Tag Ortomol Natal (da ist schon 5 Mikrogramm an Vitamin D vorhanden), aber meine Frauenärztin hat mir zusätzlich noch Vigantoletten 500 i.e. (es ist Winter, nicht genügend Sonne, ich habe Fischallergie) empfohlen. Heute habe ich gelesen, dass 200 i.e. Vitamin D am Tag völlig ausreichen sollte und alles, was drüber ist, das Kind schädigen kann. War es eine Fehlempfehlung von meiner Ärztin? Habe ich damit meinem Baby geschadet?
Vielen Dank für Ihre Hilfe,
Milja
Mitglied inaktiv - 02.02.2011, 18:18
Antwort auf:
Zu viel Vitamin D in der SS?
Liebe Milja,
1. es gibt im Moment noch keine wissenschaftlich erwiesenen Studien, die eine generelle Vitamin-D-Substitution in der Schwangerschaft empfehlen würden.
2. was die Frage nach einer Substitution von Nahrungsergänzungsstoffen & Vitaminen bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft angeht, so ist dieses für die sich normal ernährende und gesunde Mitteleuropäerin und Nordamerikanerin auf Folsäure und Jodid beschränkt.
Eine darüber hinausgehende Vitaminsubstitution ist nach bisheriger Datenlage nicht zwingend notwendig, auch, wenn es für einige Substanzen einen gewissen Nachholbedarf gibt.
Eine sinnvolle Substitution betrifft vor allem Folsäure, Jodid, Magnesium und/oder Eisen (bei nachgewiesenem Eisenmangel).
Für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten oder Kindern mit einer Neuralrohrfehlbildung, wie einem offenen Rücken) wird idealerweise eine Folsäuresubstitution von 0,4 mg/Tag schon etwa 2-3 Monate vor Beginn der Schwangerschaft und in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft empfohlen.
Für Frauen mit einem entsprechenden Risiko werden täglich 4 mg Folsäure empfohlen*.
Da eine Schwangerschaft aber nicht immer datumsgenau geplant wird, ist die Empfehlung, mit der Folsäuresubstitution spätestens dann zu beginnen, wenn verhütende Maßnahmen abgesetzt werden.
Bezüglich eine Substitution mit Jodid sprechen sich die neuesten Empfehlungen** dafür aus, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt) schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich etwa 100 (–150) Mikrogramm Jod pro Tag in Tablettenform für die Schwangerschaft und Stillzeit zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz.
Bei Verdacht auf eine bestehende Überfunktion bzw. Unterfunktion der Schilddrüse sollte vor jeder Form der Jodsupplementierung eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Für den Fall, dass schon Medikamente wegen einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, ist es in jedem Fall ratsam, die Jodidsubstitution vorher mit der behandelnden Ärztin/Arzt abzusprechen, denn hier kann es schon mal sein, dass kein zusätzliches Jodid eingenommen werden darf.
VB
Quellen:
*
1. Wilson RD, Johnson JA, Wyatt P, Allen V, Gagnon A, Langlois S, Blight C., Audibert F, Desilets V, Brock JA, Koren C, Gloh YI, Nguyen P, Kapur B (2007): Pre-conceptional vitamin/ folic acid supplementation 2007: the use of folic acid in combination with a multivitamin supplement for the prevention of neural tube defects and other congenital anomalies. J Obstet Gynaecol Can 29 (12), 1003-1026.
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=42187 (Letzter Abruf: 17.12.2010)
2.
3. DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische, Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (eds.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Frankfurt/Main: Umschau Braus Verlag 2000.
4. Koletzko B, von Kries R: Prevention of neural tube defects by folic acid administration in early pregnancy. Joint recommendations of the German Society of Nutrition, Gynecology and Obstetrics, Human Genetics, Pediatrics, Society of Neuropediatrics. Gynäkol Geburtshilfliche Rundschau 1995; 35: 2–5.
http://www.frauenarzt.de/1/2007PDF/07-08/2007-08-wenderlein.pdf (Letzter Abruf: 17.12.2010)
**
(1) http://www.bfr.bund.de/cm/238/jod_folsaeure_und_schwangerschaft_ratschlaege_fuer_aerzte.pdf (Jod, Folsäure und Schwangerschaft –Ratschläge für Ärzte, 2004 Nutzen und Risiken der Jodprophylaxe in Deutschland: Stellungnahme des Bundesamts für Risikobewertung (BFR), Berlin vom 1. Juni 2004, letzter Abruf: 17.12.2010)
(2) Iodine supplementation benefits outweigh risks Drug Saf 2000; 22:89–95.Delange F, Lecomte P:
(3) Optimal Iodine Nutrition during Pregnancy, Lactation and the Neonatal Period Delange F. Int J Endocrinol Metab 2004; 2:1-12
(4) WHO/UNICEF. Reaching optimal iodine nutrition in pregnant and lactating women and young children. Joint Statement of the World Health Organization and the United Nations Children’s Fund. Geneva, Switzerland: World Health Organization, 2007.
(5) World Health Organization. United Nations Children’s Fund & International Council for the Control of Iodine Deficiency Disorders. Assessment of iodine deficiency disorders and monitoring their elimination. 2nd ed. Geneva, Switzerland: WHO, 2007.
(6) WHO, UNICEF, and ICCIDD. Assessment of the Iodine Deficiency Disorders and monitoring their elimination. Geneva: WHO publication. WHO/NHD/01.1; 2001: p. 1-107.
(7) Iodine deficiency in pregnancy and the effects of maternal iodine supplementation on the offspring: a review1–4, Michael B Zimmermann, Am J Clin Nutr 2009;89(suppl):668S–72S
(8) Haddow JE, Palomaki GE, Allan WC, et al. 1999 Maternal thyroid deficiency during pregnancy and subsequent neuropsychological development of the child. N Engl J Med 1999;341:549–55.
(9) Pharoah POD, Buttfield IH, Hetzel BS. Neurological damage to the fetus resulting from severe iodine deficiency during pregnancy. Lancet 1971; 297:308–10.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 02.02.2011
Antwort auf:
Zu viel Vitamin D in der SS?
Die wichtegere Frage für mich ist, ob ich meinem Kind mit der fast 700 i.e. geschadet habe! Und können 700 i.e. am Tag schon als Überdosierung eingeschätzt werden?
Mitglied inaktiv - 02.02.2011, 18:47
Antwort auf:
Zu viel Vitamin D in der SS?
Hallo,
Im Gegensatz zu den USA, wo es die Empfehlung gibt, in der Schwangerschaft täglich 400 I.E Vitamin D zu sich zu nehmen, gibt es eine solche Empfehlung bei uns noch nicht.
Es gibt wenige reproduktionstoxikologische Tierexperimente. Hierbei wurden offensichtlich sehr hohe Dosen von Vitamin D verwendet und dabei kam es zu gehäuften embryonalen Anomalien. Ursache waren hier offensichtlich erhöhte Kalziumablagerungen mit daraus resultierenden Skelettanomalien. Diese Erkenntnisse konnten aber nur in tierexperimentellen Untersuchungen und nicht beim Menschen nachgewiesen werden.
Darüber hinaus gibt es einzelne Berichte über Säuglinge mit vorübergehend erhöhtem Blutcalciumspiegel, nachdem die Mutter etwa 100.000 I.E Vitamin D pro Tag.
Quellen:
Goodenday LS, Gordan GS. Fetal safety of vitamin D during pregnancy. Clin Res 1971;19:200.
Goodenday LS, Gordan GS. No risk from vitamin D in pregnancy. Ann Intern Med 1971;75:8078.
Greer FR, Hollis BW, Napoli JL. High concentrations of vitamin D2 in human milk associated with pharmacologic doses of vitamin D2. J Pediatr 1984;105:614.
Brooke OG, Brown IRF, Bone CDM, Carter ND, Cleeve HJW, Maxwell JD, Robinson VP, Winder SM. Vitamin D supplements in pregnant Asian women: effects on calcium status and fetal growth. Br Med J 1980;280:7514.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 03.02.2011