Ich mache mir grosse Sorgen-
Gestern wurde bei meinem Mann Gürtelrose diagnostiziert. Ich hatte die betroffenen Stellen schon des öfteren berührt, weil wir es dachten es seien Stiche oder sowas.
ich bin in der 36.SSw und hatte noch keine Windpocken-
Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen, wie hoch ist die Gefahr für unser Baby?
Mitglied inaktiv - 10.11.2010, 14:23
Antwort auf:
Windpocken in der 36.SSW
Hallo,
auch wenn es viele Schwangere nicht wissen, besitzen ca. 93-94% der schwangeren Frauen Antikörper und damit Schutz vor einer Erstinfektion mit Varizellen, dem Erreger der Windpocken und der Gürtelrose. Das heißt, sie hatten die Infektion offensichtlich durchgemacht oder sind geimpft worden. Nach durchgemachter Infektion besteht lebenslange Immunität und eine erneute Infektion mit Windpocken ist unter normalen Umständen nicht mehr möglich.
Theoretisch kann diese Schwangere mit vorhandener Immunität dann nur noch eine Gürtelrose (Herpes zoster) bekommen. Dieses ist der gleiche Erreger (Varizellen). Von der geht nach bisherigen Erkenntnissen aber keine Gefahr für das Ungeborene aus.
Nach vermeintlichem Kontakt sollte im Zweifel also zunächst der Immunstatus geprüft werden.
In der Regel lässt sich anhand eines Titers schon sagen, ob eine Person immun ist oder nicht. Bestehen dennoch Zweifel, ist natürlich für all dieses Schwangeren ein Restrisiko einer Infektion gegeben.
Bei einer frischen Varizelleninfektione im 1. und 2. Trimenon (d.h. bis zum 6. Monat) sind sehr selten Syndrome bei Neugeborenen beschrieben worden, die durch Hautnarben, Unterentwicklung einer Extremität, niedriges Geburtsgewicht und verschiedene Defekte gekennzeichnet sind. Angaben der Literatur sprechen von einer Häufigkeit von etwa 0,2 Prozent in den ersten 20 Schwangerschaftswochen.
Zu unterscheiden davon sind die Varizellen perinatal (d.h. um die Geburt): Tritt das Exanthem (der Hautausschlag) der Mutter früher als 4 Tage vor Entbindung auf, erhält das Kind mütterliche Antikörper, die es vor Infektion schützen oder die Manifestation mildern.
Bei Eintritt des Varizellenexanthems zwischen 4. Tag vor und 2. Tag nach Entbindung ist ein solcher Schutz nicht mehr gewährleistet: Varizellen, die beim Kind dann in der 2. Woche nach der Geburt auftreten können für das Kind sehr bedeutsame Folgen haben.
Das so genannte Varizellen-Hyperimmunglobulin muss innerhalb von 96 Std., besser sind 72 Std. nach Kontakt gegeben werden, wenn kein Immunschutz da ist, um einen Ausbruch abzuschwächen oder zu verhindern.
Aus diesen Gründen sollte bei fehlender Immunität Kontakt der Schwangeren oder ihrer Kinder/ihres Partners die/der keine Immunität haben/hat zu bekanntermaßen Erkrankten gemieden werden.
VB
Quellen
Enders G, Miller E, Cradock-Watson J, Bolley I, Ridehalgh M: Consequences of varicella and herpes zoster in pregnancy: prospective study of 1739 cases. Lancet 1994; 343: 1548-1551
Pastuszak AL, Levy M, Schick B et al.: Outcome after maternal varicella infection in the first 20 weeks of pregnancy. N Engl J Med 1994; 330: 901-905
Sauerbrei, A., Wutzler, P., Varicella-Zoster-Virusinfektionen während der Schwangerschaft, Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 18, 7. Mai 1999
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 10.11.2010