Hallo Herr Dr. Bluni,
ich bin in der 17. SSW,
laut meiner Anamnese müßte ich doch eigentlich eine Risikoschwangere sein. Jedoch hat mich meine FÄ weder darüber informiert, noch behandelt sie mich als Risiko und es ist auch nicht im MuPa vermerkt.
Folgendes ist zu mir zu sagen:
Hausstauballergie
Übergewicht (BMI 28)
Z.n. Frühgeburt (32.SSW)
Z.n. Sectio
2 FG, einmal mit AS
rasche Schwngerschaftsfolge (weniger als 1 Jahr)
Desweiteren bin ich Rh-negativ, wobei ich jedoch immer die Rhesusprophylaxe gespritzt bekommen habe.
Bin ich mit diesen ganzen "Problemen" keine Risikoschwangere??
Wenn ja, würden mir mehr oder andere Untersuchungen zustehen??
Bis jetzt war ich alle 3 Wochen, aber da diesmal alles bestens war dann erst wieder in 4 Wochen.
Ist es okay eine "normale" Schwangere zu sein, oder sollte ich auf Risiko bestehen.
Vielen Dank für ihre Mühe und ihre immer hilfreichen Antworten.
Ganz herzliche Grüße, Anja
Mitglied inaktiv - 29.04.2010, 09:44
Antwort auf:
Wieso nicht als risikoschwangere eingestuft??
Liebe Anja,
1. werdende Mütter zählen dann zu den so genannten Risikoschwangeren, wenn es während der Schwangerschaft oder Geburt auf Grund der aktuellen Situation oder der Vorgeschichte eher zu Komplikationen kommen kann oder wenn das Risiko für eine kindliche Störung erhöht ist.
Die jeweiligen Risiken ergeben sich aus einer längeren Liste, die Sie im Mutterpass nachlesen können und in der etwa 50 Kriterien aufgeführt sind. Dazu zählen zum Beispiel eine sehr junge Schwangere mit weniger als 18 Jahren genauso wie eine Schwangere mit über 35 Jahren, eine Vorgeschichte mit einem Kaiserschnitt oder mit einer Fehlgeburt ebenso wie z.B. Wirbesäulenfehlstellungen oder Übelkeit in der Schwangerschaft. Der ursprüngliche Gedanke bei der Implementierung dieser Risikofaktoren war, dass die Schwangere dann ggf. besonders aufmerksam überwacht wird, was in manchen Situationen in jedem Fall sinnvoll ist, in anderen aber weniger. Hier kann dann schon das offene und klärende Gespräch mit der betreuenden Frauenärztin/Frauenarzt helfen, die persönliche Situation genauer einzuschätzen und das jeweils beste Vorgehen abzustimmen. Damit lassen sich dann aber auch schnelle unnötige Ängste nehmen bzw. wir können in sehr vielen Fällen auch beruhigen und Entwarnung geben. Wenn wir den Katalog streng auslegen, so ist praktisch jede zweite Schwangere eine Risikoschwangere. Dieses erscheint dann manchmal doch etwas realitätsfern.
Die jeweiligen Risiken sind auf den Seiten 5& 6 des Mutterpasses aufgelistet. Sie können dieses bei Rund-ums-Baby.de nachlesen unter
http://www.rund-ums-baby.de/schwangerschaft/mutterpass/mutterpass-05.htm
http://www.rund-ums-baby.de/schwangerschaft/mutterpass/mutterpass-06.htm
2. in Ihrem Fall liegen also sicher Schwangerschaftsrisiken vor, ob Ihre Frauenärztin/Frauenarzt dann aber daraus eine "Risikoschwangere" macht, bleibt alleine ihr/ihm überlassen.
3. im Übrigen lässt sich aus dem ein oder anderen Risiko noch kein anderes Vorgehen ableiten
4. eine Vorgeschichte mit vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt bedeutet für eine neue Schwangerschaft, dass das Risiko für vorzeitige Wehen inklusive Frühgeburtlichkeit erhöht ist, wobei wir dieses zahlenmäßig nicht allgemein gültig benennen können.
Vor und in einer nachfolgenden Schwangerschaft ist deshalb die ausführliche Aufklärung und Information durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt über Ursachen, mögliche und sinnvolle Präventivmaßnahmen & Diagnostik umso wichtiger:
Dazu gehören die Ausschaltung von Risikofaktoren wie Rauchen und eine rechtzeitige Sanierung der Zähne beim Zahnarzt, da eine Zahnfleischentzündung oder Karies das Risiko für Frühgeburtlichkeit und ein Untergewicht bei den Kindern bekanntermaßen erhöhen. Diese Sanierung der Zähne wird am besten vor der Schwangerschaft durchgeführt. In der laufenden Schwangerschaft ist es ratsam, das genaue Vorgehen zwischen Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und Zahnärztin/Zahnarzt abzustimmen.
In der laufenden Schwangerschaft ist es dann sinnvoll, eine bakterielle Besiedlung der Scheide auszuschließen und dieses ggf. durch PH-Wert-Kontrollen zu ergänzen. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium kann zur Beruhigung der Gebärmutter beitragen.
Um die 23. Schwangerschaftswoche kann das Ausmessen der Gebärmutterhalslänge im vaginalen Ultraschall Hinweise auf Frühgeburtsbestrebungen geben.
Stimmen Sie das für Sie sinnvollste Vorgehen rechtzeitig mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 29.04.2010