Sehr geehrter Dr. Bluni!
Vielen Dank für Ihre Antworten auf meine erste Frage (ich habe nach 3,5 Jahren Kinderwunschzeit eine FG/MA)!
Ich habe folgendes Problem: es wurde ein erhöhter Gerinnungsfaktor - Lupus Antikoaguoans bei 44sec und der ANA SCL-70 1:320 festgestellt, ich habe dazu nun hier aus meiner Heimatstadt von 5 Ärzten (Experten) unterschiedliche Meinungen und Empfehlungen gehört: 2 sagen, dass ich unbedingt niedermolekulares Heparin und Prednisolon für die Folgess brauche, 3 sagen nein, weil es beim Cortison zu einer Geschlechtsdifferenzierungsstörung kommen kann. Ich habe nicht alle gefragt, sondern einer den anderen, so entstand diese Diskussion. Ich als Laie bin damit überfordert - ich kann es ja nun wirklich nicht wissen.. wie schlimm ist es, in der SS nur das Heparin zu spritzen, wenn man es eventuell rein medizinisch betrachtet nicht sicher bräuchte?
Gibt es in Deutschland Ihnen bekannte Experten, die diesbezüglich Erfahrungen haben und an die ich mich wenden kann?
Ich bin wirklich ratlos!
Vielen Dank,
Pity
von
Pity
am 06.01.2013, 08:42
Antwort auf:
Wie schlimm ist es in der Schwangerschaft nur Heparin zu spritzen?
Hallo Pity,
1. die Lupus-Antikoagulanzien gehören zu den Antikörpern mit Wirkung auf die Blutgerinnung und sie gehören damit zu einer unterschiedlichen Gruppe von so genannten Antiphospholipid-Antikörpern (APA).
Es handelt sich dabei um eine Form einer Auto-Immunerkrankung. Diese Erkrankung kann bekanntermaßen ein erhöhtes Risiko für arterielle und venösen Thrombosen, aber eben auch das Auftreten habitueller (wiederholter) Fehlgeburten als häufige Komplikation bedingen.
Die Labormediziner sagen aber, dass der Nachweis dieser AK mindestens bei zwei unabhängigen Blutentnahmen im 12-Wochen-Abstand positiv sein sollte.
2. in den zu diesem Themenkomplex vorliegenden Leitlinen/Empfehlungen der Fachgesellschaften (siehe Quellennachweis) wird bei wiederholten Fehlgeburten und einer solchen Gerinnungsstörung von einem mittleren Risiko gesprochen und demzufolge dann eine Blutverdünnung mit einem niedermolekularen Heparin von Beginn der Schwangerschaft an und im Wochenbett empfohlen.
3. sofern aber die Diagnose dieser Gerinnungsstörung gesichert ist, wäre es wohl immer vertretbar, dass im Einzelfall eine solche Therapie auch schon nach einer Fehlgeburt erfolgt. Dieses erfordert aber eine sehr ausführliche Aufklärung der Frau und die Abstimmung dazu mit einem Kompetenzzentrum (Gerinnungsambulanz). Dieses ist entweder ein entsprechend spezialisiertes Labor oder eines angesiedelt an einem universitärem Zentrum.
4. bei entsprechenden Erkrankungen ist unter strenger Indikationsstellung auch eine kurzzeitige, lokale, aber auch systemische Behandlung mit Glucocortikoiden erlaubt.
Mittel der Wahl sind Prednison und Prednisolon
Bei hoch dosierter Behandlung über viele Wochen wird empfohlen, das kindliche Wachstum sonographisch beobachten zu lassen und sofern die Therapie bis zur Geburt fortgesetzt wird, empfehlen die Experten, an die Nebennierenrindenfunktion des Kindes zu denken, sofern bestimmte Dosen überschritten werden.
Bitte wenden Sie sich in dieser Frage aber in jedem Fall auch an unseren Experten, Dr. Paulus in seinem Forum unter der Adresse
http://www.rund-ums-baby.de/medikamente-in-der-schwangerschaft/
5. Wir haben in Deutschland sicher viele Gerinnungsambulanzen oder entsprechend spezialisierte Zentren. Eines von diesen ist z.B. das von Frau Dr. Hannelore Rott (Gerinnungszentrum Rhein-Ruhr) oder von Herrn Prof. Trobisch in Duisburg.
Liebe Grüße
VB
Quellen
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001_S3_AWMF-Leitlinie_Prophylaxe_der_venoesen_Thromboembolie__VTE__Kurz_04-2009_12-2013.pdf (AWMF-S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, Stand:Juni 2010, letzter Abruf:06.01.2013)
Geisen U, Abou-Mandour N, Schambeck Ch, Zilly M, Keller F. Pilotstudie und EthiG-Studie zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft. Vascular care 2001; 1: 12–9.
Hirsh, Jack, Bates, Shannon M., Greer, Ian A., Pabinger, Ingrid, Sofaer, Shoshanna, Venous Thromboembolism, Thrombophilia, Antithrombotic Therapy, and Pregnancy, American College of Chest Physicians, Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, (8th Edition), Chest 2008;133;844S-886S
Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 06.01.2013
Antwort auf:
Wie schlimm ist es in der Schwangerschaft nur Heparin zu spritzen?
Huhu! Ich bin auch lupus Patientin! Die Uni Klinik Düsseldorf macht in Deutschland eine lupus SchwangerschaftsSprechstunde. Du kannst nach Frau Dr. Fischer-betz googlen. Rheumatologische Abteilung der Uni! Sie macht Pläne über die Behandlung in der Schwangerschaft und schickt diese deinen Ärzten Vorort! Ich bin auch nächste Woche wieder dort! Sehr empfehlenswert!!! LG und alles gute!
von
winki
am 06.01.2013, 12:03
Antwort auf:
Wie schlimm ist es in der Schwangerschaft nur Heparin zu spritzen?
Vielen Dank, Herr Dr. Bluni!
von
Pity
am 09.01.2013, 19:47