Wie lange prophylaktische Einnahme von ASS

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Wie lange prophylaktische Einnahme von ASS

Hallo, ich habe eine Frage zur Dauer einer prophylaktischen ASS Einnahme in der SS. Ich bin jetzt in der 21. SSW und nehme seit ich weiß, dass ich schwanger bin jeden zweiten Tag eine 100er ASS (Aspirin Protect). Grund hierfür ist eine Fehlgeburt in der 9. SSW in einer vorangegangenen Schwangerschaft und evtl. meine Neigung zu Krampfadern und ständigen blauen Flecken. (Ich weiß nicht genau, inwieweit dies die Entscheidung meines Gyns beeinflusst hat.) Er hat mir vor Wochen empfohlen, die Tabletten Packung noch zu Ende zu nehmen. Da man mir in der Apotheke eine Art Familienpackung gegeben hat, habe ich jetzt noch 3 Blister übrig (das reicht noch ca. für 6 Wochen). Dabei bin ich mir allmählich nicht mehr sicher, ob es meinem Arzt klar war, dass ich eine solche Großpackung mein eigen nenne... Jetzt habe ich vor zweierlei Dingen Angst (man nennt das glaub ich Zwickmühle ;-) Einerseits fürchte ich mich davor, die ASS ganz abzusetzen, mir gehen verschiedene Szenarien durch den Kopf, wobei ich nicht weiß, wie realistisch diese zum jetzigen SS-Zeitpunkt sind. (Z.B: Verstopfung der feinen Arteriolen der Plazenta) Andererseits fürchte ich mich aber auch vor Komplikationen bei der Geburt bzw. ich fürchte um das Ungeborene, wenn ich ASS zu lange einnehme. Bis zu welcher SSW ist eine solche Einnahme (100er ASS jeden zweiten Tag) bedenkenlos? Vielleicht noch zur Ergänzung: Ich bin Hashimoto Patientin und habe mal mehr und mal weniger Antikörper gegen meine Schilddrüse im Blut. Verdicken diese das Blut zusätzlich? Könnte dies zusätzlich für eine Einnahme von ASS sprechen? Entschuldigen Sie meine Fülle an Fragen und Sorgen, aber es fällt mir hier auf diesem Wege leichter meine Gedanken und Fragen zu sortieren... Vielen Dank schon jetzt für Ihre Antwort. Die Arbeit, die Sie hier leisten, ist unglaublich! Liebe Grüße Susanne

von Suzi1977 am 02.06.2011, 21:27



Antwort auf: Wie lange prophylaktische Einnahme von ASS

Liebe Susanne, 1. bei der Betreuung von Patienten mit einer vor der 32. SSW aufgetretenen IUGR (Wachstumsretardierung) oder Präeklampsie in der Vorgeschichte wird bei Fehlen einer zugrunde liegenden Erkrankung (Hypertonie, Nierenerkrankung, Diabetes) die prophylaktische Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS, 100 mg einmal täglich abends) empfohlen. Die Wirksamkeit von ASS scheint umso größer zu sein, je eher die Prophylaxe begonnen wird. Aufgrund fehlender Unbedenklichkeitsnachweise wird derzeit die ASS-Gabe erst ab der 12. SSW empfohlen. Auch Patientinnen mit Nachweis eines pathologischen uterinen Doppler-Flussmusters im 2. Trimenon oder bereits nachgewiesener IUGR sollte ASS gegeben werden. Dies geschieht unter der Vorstellung gefäßerweiternder Effekte und der Vermeidung thromboembolischer Ablagerungen in der Plazenta. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219) 2. als Prophylaxe nach früher Fehlgeburt ist die ASS-Gabe meines ERachtens - wenn überhaupt - nur über einen kurzen Zeitraum indiziert. Dazu stimmen Sie sich aber bitte vor Ort ab. 3. ob die Antikörper zu einer "Blutverdickung" führen, ist mir nicht bekannt, jedoch stellen Sie keine Indikation für eine ASs-Gabe dar. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 03.06.2011