Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich befinde mich in der 35.SSW (34+4) und war gestern zum Geburtsplanungsgespäch im Krankenhaus Singen. Dort wurde festgestellt, dass meine Gebärmutter beidseitig schlecht durchblutet ist. Mein Baby ist jetzt 47cm groß und wiegt ca. 2300 gr. Heute vor einer Woche (33+4) war das Baby genau gleich groß und schwer...es hat sich also nicht weiterentwickelt bzw. ist nicht gewachsen! Mir wurde nun gesagt, dass man das jede Woche kontrollieren muss. Ich soll möglichst viel flach liegen und viel trinken. Ich fühle mich jetzt aber sehr unsicher. Man hat mir gar nicht mehr sagen wollen, um mich vielleicht nicht zu beunruhigen. Geht es denn jetzt meinem Kind schlecht? Wird es irgendwelche Folgen haben? Wäre es nicht besser, das Kind früher zu holen um es außerhalb meines Bauches zu untersuchen und aufzupäppeln? Hat mein Kind genug Sauerstoff? Der Doppler, also das ctg war unauffällig. Ich habe keine Wehen, das Kind bewegt sich und es hat einen guten Herzschlag. Alles wie immer. Ich habe Angst, dass diese eine Woche bis zur nächsten Kontrolle zu lange ist. Das kommt mir wie eine Ewigkeit vor bis nächsten Freitag zu warten. Was ist wenn das Kind bis davon null gewachsen ist? War es dann schon ne Woche zu viel in einer nicht funktionsfähigen Gebärmutter drin? Was psssiert denn dann? Wird man es früher holen müssen?
Was vielleicht wichtig zu erwähnen ist:
Ich nehme an Woche 12 Clexane 1x40mg/Tag, wegen meines Faktor V Leiden. Seit zwei Wochen spritze ich mir 2x80mg/Tag wegen meines schlechten D-Dimer Wertes.
Es klingt für mich komisch, dass genau meine Gebärmutter bzw meine Gefäße nicht richtig durchblutet sind, obwohl ich doch so eine hohe Dosis Heparin spritze! Warum? :-(
Ich hoffe auf eine klärende Antwort! Vielen Dank für Ihre Mühe und Zeit!
Beste Grüße
Lena
von
MiniMausi
am 23.02.2018, 16:47
Antwort auf:
Was bedeutet es für mein Baby, wenn die Gebärmutter schlecht durchblutet ist?
Liebe Lena,
1. in der 35. Woche sollte das Gewicht des Kindes in etwa zwischen 1946-3244 Gramm liegen, wobei der Mittelwert in etwa bei 2600 g liegt.
2. zeigt sich in den Untersuchungen, dass dieses Gewicht deutlich unter dem Normalwert liegt, hängt die weitere Einschätzung und Prognose natürlich erstens davon ab, was sonst noch im Ultraschall gesehen wird:
a. Fruchtwassermenge
b. Plazenta
c. Abmessungen von Kopf und Bauch
Und darüber kommt es auf den genauen Gesamtzusammenhang an, was bedeutet, ob bei der Frau Besonderheiten, wie zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck vorliegen oder ob es gewisse Risiken aus der Krankengeschichte gibt.
Und hier kann natürlich die Gerinnungsstörung schon bedeutend sein.
3. wir werden bei größeren Abweichungen dann immer dazu raten, dass die Patientin in einem größeren Zentrum vorgestellt wird und hier per Doppler nach den Gefäßen der Nabelschnur, des kindlichen Kopfes und beider Arterien der Gebärmutter geschaut wird.
Je nach Veränderung im Doppler wird es dann entsprechende Empfehlungen geben.
Das kann von einer Kontrolle nach 2-3 Wochen bis hin zur sehr engmaschigen Kontrolle nach einer Woche gehen. Die körperliche Schonung kann helfen, die Durchblutung zu verbessern.
4. eine konkrete Einschätzung kann und sollte deswegen am besten die zuständige Oberärztin/Oberarzt vornehmen
5. wenn wegen der Gerinnungsstörung eine Blutverdünnung notwendig wird, gibt es in aller Regel Standarddosierungen, die durch eine Gerinnungsambulanz ausgesprochen werden.
Die Bestimmung der D-Dimere wird in der Schwangerschaft überhaupt keine Aussage zu lassen, weil diese immer erfüllt sind. Und dass deswegen die Dosis erhöht wird ist mir zumindest neue. Bitte besprechen Sie das aber zeitnah vor Ort und die angegebene Dosis von 2 × 0,8 erscheint mir zumindest relativ hoch.
Herzliche Grüße
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 23.02.2018
Antwort auf:
Was bedeutet es für mein Baby, wenn die Gebärmutter schlecht durchblutet ist?
Guten Abend Herr Dr. Bluni,
herzlichen Dank für die schnelle Antwort!
Zu 1.: mir wurde gesagt, dass mein Baby stand heute völlig richtig entwickelt, so wie Sie das auch sagen. Es ist erst nächste Woche Freitag entscheidend wieviel das Kind gewachsen ist. Meine Hebamme hat mich hierbei schon beruhigen können, dass man im zwei-Wochen-Turnus gucken und bewerten kann. Soweit so gut!
Zu 2.: a,b und c sind unauffällig, also gut. Im Moment ist nur diese schlechte Durchblutung der Gebärmutter Thema...zum Glück nicht mehr! Hier wurde mir gesagt, dass ich darauf achten soll das Baby innerhalb 24h 3-4 mal zu spüren. Ich versuche darauf Acht zu nehmen. Mein Blutdruck ist jedes Mal sehr gut! Hätte nie Probleme damit. Auch die Nabelschnur ist gut durchblutet...es ist wie gesagt bis jetzt nur die Gebärmutter, die Probleme macht.
Zu 3.: Hier habe ich mir gleiches überlegt und mich gefragt, ob die Uniklinik Freiburg eine bessere Wahl wäre. Wobei man mich hier in Singen durch meine frühere Krankheitsgeschichte kennt und ich mich eigentlich ganz gut aufgehoben fühle. Vor allem bei den Gefäßchirurgen, die mich schon zwei mal operiert haben.
5.: Durch eine frühere Thrombose hat man bei mir auf Alarmstufe rot geschalten, als der Wert (D-Dimer) auf 1,0 gestiegen ist. Dieser Wert ist in der Schwangerschaft zwar sowieso etwas verfälscht und eigentlich wäre 1,0 nicht zu hoch, ABER meine Gefäßchirurgen haben in meinem Fall entschieden, dass 1,0 schon zu hoch ist und meine Dosis vervierfacht auf 2x 0,8! Ich selbst bin damit auch nicht glücklich, da ich panische Angst habe Auto zu fahren oder ein Messer in die Hand zu nehmen, weil ich bei Unfall oder Verletzung verbluten könnte und und... ich versuche nicht durchzudrehen und möchte das einfach schnell hinter mir bringen. Jedoch ist jetzt diese Sache mit der Gebärmutter auch noch dazugekommen. Ich habe so Angst, dass mit dem Kind etwas passiert und das nur weil man zu spät gehandelt hat! Angenommen ich spüre mein Kind 24h lang nicht, dann bedeutet das ja, dass die Plazenta nicht funktioniert und das Kind unterversorgt wird UND somit auch keinen Sauerstoff bekommt, richtig? Was bedeutet es für ein Baby im Bauch 1 Minute ohne Sauerstoff zu sein? Des Weiteren mach ich mich ganz verrückt, weil ich erst in Woche 34+4 bin und das Kind doch jetzt viel zu viele Probleme hätte, wenn es auf die Welt kommt. Ich möchte aber auch nicht aus Angst eine Thrombose zu bekommen bis 38+0 warten. Es wird bei mir auf alle Fälle ein Kaiserschnitt gemacht. Ab wann ist so ein Baby denn komplett fertig? Selbstverständlich erst in Woche 40, klar! Sonst wäre man nicht 40 Wochen schwanger...aber jetzt mal ganz ehrlich: wann wäre es früher „auch fertig“ ?
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Liebe Grüße
Lena
von
MiniMausi
am 23.02.2018, 21:34
Antwort auf:
Was bedeutet es für mein Baby, wenn die Gebärmutter schlecht durchblutet ist?
Liebe Lena,
Es ist natürlich richtig, dass es optimal ist, wenn die Kinder es bis zum Entbindungstermin schaffen, jedoch wird es bei Notwendigkeit auch früher, also etwa in der 37./38. Woche sehr häufig ohne größere Probleme möglich sein.
Das hängt dann aber immer auch von der Versorgungslage des Kindes bis dahin ab.
Herzliche Grüße VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 24.02.2018