Guten Abend, Dr. Bluni,
ich habe folgende Frage:
Ab wann spricht man von einer Wachstumsretardierung, kann eine solche auch dann vorliegen, wenn sämtliche Maße noch innerhalb der Normkurven liegen? Ich bin jetzt in der 29. SSW, in der 20. SSW waren Kopf- und Abdomenmaße jeweils über der Mittelkurve. Mittlerweile liegen die Abdomenmaße allerdings im unteren Bereich der Spannbreite, die Kopfmaße jedoch weiterhin leicht über dem Mittelwert. Mein FA sieht keinen Anlass zu weiteren Untersuchungen und hat im Mutterpass eine zeitgerechte Entwicklung eingetragen. Da ich den nächsten FA-Termin erst im Januar habe, möchte ich gern wissen, ob Sie eine derartige Entwicklung für kontrollbedürftig halten.
Hier noch die Maße:
BPD: 48 (20.SSW), 63 (24. SSW) und 75 (28. SSW)
FOD: 59 (20.SSW), 78 (24. SSW) und 97 (28. SSW)
APD: 48 (20. SSW), 60 (24. SSW) und 65 (28. SSW)
ATD: 48 (20. SSW), 58 (24. SSW) und 67 (28. SSW)
FL: 33 (20. SSW), 47 (24. SSW) und 55 (28. SSW)
Gewicht: 24. SSW: 700g und 28 SSW: 1060g
Vielen Dank im Voraus!
Grüße
Ulrike J.
Mitglied inaktiv - 13.12.2008, 20:05
Antwort auf:
Wachstumsretardierung
Liebe Ulrike,
1. von einer solchen Retardierung sprechen wir, wenn die Werte deutlich mehr als eine Woche (2 Wochen und mehr) von den Normwerten abweichen. Hier kommt es aber immer auf den Gesamteindruck, den Verlauf und ggf. den Dopppler an.
2. wenn Sie einmal mal auf die Seite
http://www.rund-ums-baby.de/40_wochen/bilder_und_daten.htm
gehen, finden Sie Bilder und Daten zum Verlauf der Schwangerschaft.
Dort sind die jeweiligen Mittelwerte der wichtigsten Ultraschallmaße zu finden. Dabei kann es natürlich immer mal Abweichungen nach oben oder unten geben. Kleinere Abweichungen von etwa einer Woche sind häufig harmlos und nicht beanstandenswert Allerdings empfiehlt es sich, bei solchen Abweichungen zunächst die untersuchende Frauenärztin oder Frauenarzt zu fragen, da nur sie / er zum individuellen Verlauf und zur individuellen Interpretation der Ultraschallwerte eine Auskunft geben kann.
Eine Interpretation vorgegebener Werte, ohne, dass man den Gesamtzusammenhang und den Ultraschallbefund kennt, kann ein Außenstehender allerdings nicht vornehmen. Dieses sollte und kann auch nur der durchführende Arzt. Dieses allein schon deshalb, um Missinterpretationen, die sich hier ergeben können, zu vermeiden.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
3. gewisse Differenzen im Ultraschall können sich natürlich zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft ergeben, ohne dass dem automatisch eine klinische Bedeutung zukommen muss. Wichtig ist die Ausprägung der Differenz, ob diese schon seit Beginn der Schwangerschaft vorhanden war und die Tatsache, ob diese Differenz im Laufe der Zeit zunimmt.
Zeigen sich erhebliche Differenzen in den Messungen oder in dem ein oder anderen Maß und war die frühe Berechnung des Schwangerschaftsalters korrekt, ist immer die Frage, warum das Kind kleiner oder größer =leichter oder schwerer! ist bzw. warum das ein oder andere Maß deutlich abweicht und je nach Ausprägung würde man einen solchen Befund kurzfristig kontrollieren und bei erheblicher Abweichung die genaue Ursache abklären.
Bei größeren Abweichungen, kann dieses ansonsten zu Beginn der Schwangerschaft ein Hinweis auf eine nicht reguläre Entwicklung des Feten auch genetisch bedingt sein; im weiteren Verlauf unter anderem auch mal Ausdruck einer nicht ausreichenden Versorgung des Kindes oder einer verminderten Funktionsleistung der Plazenta sein. Hierbei würde aber die Kontrolle per Doppler-Ultraschall, ggf. durchgeführt durch einen entsprechend qualifizierten Arzt/Ärztin, schnell Sicherheit verschaffen. Und hier sollte dann zunächst mal diese Kontrolle abgewartet werden, bevor man sich sorgt.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 14.12.2008