Hallo Herr Dr. Bluni,
Ich wende mich mit einem kleinen Problem an Sie und hoffe, Sie können mir einen Rat geben.
Ich bin in der 35. SSW und habe einen Eisenwert von 10.3
Der Wert ist von 13.6 zu Beginn der SS gesunken.
Mein Frauen-Arzt möchte nun, dass ich eine Eisen Infusion machen lasse – weil die Werte durch die Orale Medikation nicht besser geworden sind (aber auch nicht schlechter)
Die Uniklinik (in der ich entbinden werde) meint aber, bei diesen Werten würden sie keine Eisen Infusion machen.
Meine Hebamme sagt dasselbe, ebenso wie mein Hausarzt.
Nun stehe ich natürlich etwas ratlos da.
Können Sie mir aktuellen Studien Werte und Empfehlungen mitteilen?
Würden Sie mir eine Eisen Infusion bei einem Wert von 10.3 empfehlen?
Vielen Dank im Voraus und
Mit freundlichen Grüßen
von
sarah369
am 20.06.2011, 18:17
Antwort auf:
Eisen
Liebe Sarah,
1. wie u.a. die Uni-Klinik bin auch ich der Ansicht, dass eine intravenöse Eiseninfusion bei einem Eisenwert von 10,3 g/dl (wurde dieses über die Vene bestimmt?) wohl kaum indiziert ist. Jedoch gibt es Therapie- und Entscheidungsfreiheit und nicht für alle medizinischen Maßnahmen haben wir Leitlinien oder Empfehlungen der Fachgesellschaften.
2. die intravenöse Gabe wird heute wegen möglicher Nebenwirkungen nur bei besonderer Indikation durchgeführt. Das ist u.a. eine schwere Eisenmangelanämie (Hb-Wert kleiner/gleich 8,5g/dl) und Serumferritinspiegel von unter 12 mcg/l. Im ersten Schwangerschaftsdrittel ist die intravenöse Eisengabe kontraindiziert.
Indiziert ist die intravenöse Gabe unter anderem, wenn
-das oral zugeführte Eisen sehr schlecht vertragen wird
-ein erwarteter Anstieg des Hämoglobinwertes von weniger als 1 g/dl innerhalb von 14 Tagen zu beobachten ist.
-die Patientin sich nicht an die Einnahmeempfehlungen der Eisentabletten hält
-schwere Formen von Eisenmangelanämie vorliegen
-der Wunsch nach raschem Therapieerfolg vorliegt
Quellen:
http://www.kup.at/kup/pdf/9621.pdf (Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft und post partum. Leitlinie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien, eingereicht als Leitlinie der OEGGG, Stand 1-2011, letzter Abruf:20.6.2011)
Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft und postpartal. Expertenbrief No 22, Kommission Qualitätssicherung, Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (2009)
Casanueva, E., Viteri, FE., Mares-Galindo, M., Meza-Camacho, C., Loria, A., Schnaas, L., Valdes-Ramos, R. (2006) Weekly iron as a safe alternative to daily supplementation for nonanemic pregnant women. Archives of Medical Research 2006 Jul;37(5):674-682
Mahomed K. Iron supplementation in pregnancy. Cochrane Database Syst Rev 2003;2:CD000117
Pena-Rosas, JP., Viteri, FE. (2006) Effects of routine oral iron supplementation with or without folic acid for women during pregnancy. COCHRANE DATABASE SYST REV 2006;3():CD004736.
Szajewska, H., Ruszczynski, M. & Chmielewska, A. (2010) Effects of iron supplementation in nonanemic pregnant women, infants, and young children on the mental performance and psychomotor development of children: a systematic review of randomized controlled trials. American Journal of Clinical Nutrition. 91(6): 1684-90. Epub 2010 Apr 21.
US Preventive Services Task Force. Routine iron supplementation during pregnancy. Review article. JAMA 1993;270:2848 –54
US Preventive Services Task Force. Routine iron supplementation during pregnancy. Policy statement. US Preventive Services Task Force. JAMA 1993;270:2846–8
Ziaei S, Norrozi M, Faghihzadeh S, et al. A randomised placebo-controlled trial to determine the effect of iron supplementation on pregnancy outcome in pregnant women with haemoglobin greater or = 13.2 g/dl. BJOG. 2007 Jun;114(6):684-8.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 20.06.2011
Antwort auf:
Eisen
Danke für Ihren rat und die Quellen Angaben
MFG
von
sarah369
am 21.06.2011, 09:58