Frage: verschiedene Eisenwerte?

In meiner letzten Schwangerschaft hatte ich Eisenwerte zwischen 10 und 13. Jetzt bin ich zum 3. Mal schwanger. Bei meiner letzten Vorsorge vor 4 Wochen war mein Eisenwert 7,9. Da ich annahm, daß der Wert sehr schlecht ist, hatte ich nach einem Eisenpräperat gefragt, nun sagte mir die Arzthelferin, daß es neue Werte gibt und die wären zwischen 7,5 und 9 in Ordnung. Ist das so? Da ich mich sehr müde und abgeschlagen fühle, soll ich mir in der Apotheke ein Eisenmittel kaufen. Was empfehlen sie? Ich bin 11. SSW und nehme zur Zeit Folio forte und Junik (Asthmaspray). Da ich viele Allergien habe, eignet sich Kräuterblut sicher nicht? Vielen Dank Conny

Mitglied inaktiv - 29.04.2010, 08:20



Antwort auf: verschiedene Eisenwerte?

Liebe Conny, 1. die Frage ist erst mal, wie niedrig ist der Wert, welche Einheiten (g/dl oder mmmol?) der Bestimmung wurden gewählt, wie wurde er abgenommen und bestimmt und wie sieht es mit der Flüssigkeitsaufnahme der Schwangeren aus? Bei der Bestimmung des Hämogoblinwertes aus der Fingerbeere kann es immer wieder mal Fehlbestimmungen geben. Deshalb wäre bei erheblichen Abweichungen nach oben oder unten eine Kontrolle über eine venöse Blutentnahme durchzuführen, um hier nicht unnötigerweise die Geister scheu zu machen oder Maßnahmen einzuleiten. 2. Der Hb-Wert wird in g/dl (Gramm pro Deziliter) gemessen, in Ostdeutschland wird aber häufig die modernere Einheit mmol/l (Millimol pro Liter) genommen. Hierdurch können schon mal Irritationen entstehen. Der Umrechnungsfaktor von mmol nach g/dl beträgt ungefähr 1,61. 3. Die WHO definiert eine Anämie beim Vorliegen eines Hämoglobinwertes unter 11 g/dl in der Schwangerschaft und unter 10 g/dl in der Wochenbett-Periode. Es ist gesichert, dass niedrige Hämoglobinwerte in der Schwangerschaft und im Wochenbett - insbesondere Werte unter 9 g/dl -deutliche Negativauswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf und die kindliche Entwicklung haben. Als negative Auswirkungen einer Anämie stehen bei der Mutter gehäufte Infektionen und Frühgeburtlichkeit im Vordergrund. Beim Ungeborenen stehen die Wachstumsminderung mit Mangelentwicklung und Frühgeburtlichkeit im Vordergrund. Als Prophylaxe ist zunächst der Genuss eisenreicher Nahrung zu empfehlen: Der größte Eisenlieferant ist Fleisch, vor allem Rindfleisch. Das tierische Eisen ist für unseren Organismus besser zu verarbeiten als das pflanzliche. Darüber sollten reichlich Vollkornprodukte und dunkles Gemüse verzehrt werden. Kaffee und Tee hemmen die Eisenaufnahme; Vitamin C erleichtert sie. Wer also zum Essen Orangensaft trinkt oder in die Salatsoße etwas Zitronensaft gibt, verbessert damit seine Eisenbilanz. Bei Vorliegen einer Anämie ist in jedem Fall die Verabreichung eines Eisenpräparates zu empfehlen. Das Eisenpräparat kann bei Nebenwirkungen ausnahmsweise auch mal nicht auf nüchternen Magen und vielleicht am Abend eingenommen werden, da dann die Nebenwirkungen überschlafen werden. Ansonsten sollte es eben besser auf nüchternen Magen und morgens eingenommen werden. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrer behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt ab. Es kann immer einige Wochen dauern, bis dass sich die Werte normalisieren. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 29.04.2010