Ursache für Fehlgeburten (vorsicht lang)

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Ursache für Fehlgeburten (vorsicht lang)

Hallo! Leider kann mir weder mein Facharzt noch die Ärzte in der Kinderwunschklinik die Frage beantworten warum ich nunmehr schon die 6. FG in Folge hatte. (Alle sagen ich hätte nur Pech gehabt und soll es weiter versuchen aber 6x Pech?) Vieleicht haben Sie ja noch einen Vorschlag was ich noch untersuchen lassen kann um die Ursache der Fehlgeburten herauszufinden. Zu meiner Person: Ich bin 33 Jahre alt und habe bereits drei gesunde Kinder (14, 7, 5 (vom gleichen Mann). Die Schwangerschaften verliefen bis auf ein paar kleinere Problemchen (Vorzeitige Wehen ab ca. 25. SSW und 1x Blutungen unbekannter Ursache aus der Gebärmutter in der 20.SSW) problemlos. Auch die Entbindungen verliefen ohne Probleme und ich konnte auch bei allen 3 Kindern ambulant entbinden. 2006 bin ich dann trotz Kupferspirale schwanger geworden. Alles lief Problemlos bis mich mein Mann mit Chlamydien angesteckt hat. Durch die Infektion bekam ich einen vorzeitigen Blasensprung in der 19. SSW. Ich mußte dann 1 Woche fest im Krankenhaus liegen, in der Hoffnung das sich der Riß in der Fruchtblase wieder verschließt. Leider war das nicht der Fall und ich wurde nach Leipzig verlegt wo durch einen Amnionpatch versucht wurde die Fruchtblase zu verschließen. Leider bekam ich nach 2 Wochen so starke Wehen, das ich unseren kleinen Sohn in der 23+4 SSW still zur welt bringen mußte (mit anschließender AS). Da wir uns sehnlichst noch ein Kind wünschen haben wir seit 2006 versucht nocheinmal ein Kind zu bekommen. Leider bisher ohne Erfolg. Ich hatte 21.03.07 positiver SSTest, spontan abgeblutet in der 4/5 SSW 12.06.07 positiver SSTest, Sturzblutung am 25.06.07, Herzaktion +, Utrogest 2x3, Blasensprung 12.08.07, 16.08.07 keine Herzaktion, stille Geburt zu hause + AS im Krankenhaus 01.02.08 SS-Test positiv, 2 Fruchthüllen 1 leer, nicht Weiterentwickelt keine Herzaktion, verdacht auf Überschwängerung. AS am 20.03.08 05.05.09 positiver SS-Test, 11.05.09 spotan abgeblutet 01.12.09 positiver SS-Test, 06.12.09 Starke Blutungen noch ohne Befund Nach der AS im August 2007 wurde ich in der Kinderwunschklinik untersucht. Allerdings konnte keine Ursache für die Fehlgeburten gefunden werden. Es wurde vermutet das meine Blutgerinnung nicht optimal sei und ich daher schon vor einer SS ASS100 nehmen soll. Sobald eine Herzaktion sichtbar ist soll ich dann Heparin spritzen (leider konnte ich diesen Versuch nocht nicht starten da alle weiteren SS bereits vorher abgeblutet sind). Weiter wurde vermutet das die späten Fehlgeburten durch Infektionen ausgelöst wurden. Meine Frage ist nun: Was kann ich außer einer Gebärmutterspiegelung noch tun um den Ursachen der Fehlgeburten auf die Spur zu kommen und was würden Sie mir raten? (Ich hätte fast vergessen zu erwähnen, dass meine Gebärmutter vor meinem ersten Kind nicht nach vorn sondern nach hinten gekrümmt war und mir meine damalige Frauenärztin sagte das ich so nie Kinder bekommen kann, glücklicherweise hat sie nicht recht behalten und ich habe 3 gesunde Kinder, nach meinem 1. Kind hat sich zum Glück meine Gebärmutter "richtig herum" gedreht) Vielen Dank fürs lesen sagt eine unendlich traurige Antje mit 3 wundervollen Kindern an der Hand und meinen Sternchen ganz fest im Herzen

Mitglied inaktiv - 08.12.2009, 13:43



Antwort auf: Ursache für Fehlgeburten (vorsicht lang)

Liebe Antje, 1. bei dieser Odyssee und zum Glück drei gesunden Kindern kann ich Ihr Bedürfnis verstehen, den Grund für die wiederholten Fehlgeburten herauszubekommen. Eine Infektion oder eine nach hinten geknickte Gebärmutter ist es zumeist nicht. 2. es ist ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, dass manche Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben oder zwischendurch eine Schwangerschaft austragen, bevor eine sich dann (wieder) ein intakte Schwangerschaft entwickelt. Dabei sind genetische Störungen die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt, dann folgen anatomische Ursachen, Infektionen und Medikamente. Auch können sowohl Gerinnungsstörungen als auch das mütterliche Alter eine Rolle spielen. Da das Fehlgeburtsrisiko mit jeder Fehlgeburt steigt, wird bei gehäuften Fehlgeburten (habituellen = mehr als dreimal hintereinander) empfohlen, eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. In Ausnahmefällen schon früher. Das Fehlgeburtsrisiko beträgt nach nur einer frühen Fehlgeburt etwa 25% und 40 bis 45% nach zwei Fehlgeburten. Gegenstand weiterführender Diagnostik ist die Untersuchung der Frau, der Genetik der Eltern und ggf. auch die Suche nach den oben genannten Blutgerinnungsstörungen. Diese bleiben die häufig unerkannt, aber dennoch sind sie in einer nicht unerheblichen Zahl die Ursache für wiederholte Fehlgeburten und Probleme in der Schwangerschaft. Deshalb ist eine Aussage „Es wurde vermutet, dass meine Blutgerinnung nicht optimal sei“ eigentlich nicht ausreichend, wenn nicht nach den häufigsten Gerinnungsstörungen gefahndet wurde. Als hormonelle Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Unter- oder Überfunktion in Frage. Ein Gelbkörpermangel ist sicher eher selten die Ursache. Eine für jede individuelle Situation passende Prophylaxe haben wir bis heute nicht. Bei einer genetischen Ursache ist dieses auch eine Art natürlicher Ausleseprozess der dazu führt, dass mache Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben, bevor sich eine intakte Schwangerschaft entwickelt. Ist der jetzige Partner auch der Vater der Kinder und wie alt ist er? Wurde ein Spermiogramm erstellt? Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin ab. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 08.12.2009