Untersuchung während der Schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Untersuchung während der Schwangerschaft

Hallo, ich bin jetzt in der 9. SSW und bin total verunsichert wegen diesen ganzen Untersuchungen während der Schwangerschaft. Ich bin 30. Jahre und es ist meine erste Schwangerschaft. Muss man mit 30 diese Chorionzottenbiopsie und Fruchtwasseruntersuchung machen lassen? Gehöre ich mit 30 wirklich schon zu dieser Risikogruppe? In unseren Familien liegen keine Behinderungen vor (was nix heißen muss) auch keine Fälle von Trisomie 21. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich habe vor diesen Untersuchungen unheimlich Angst das ich das Kind verlieren könnte. Mein Cousine (väterlicher Seite) hat sehr viele Fehlgeburten gehabt und ich mach mir deshalb schon einen Kopf das mir das auch passieren könnte.

von Bea1981 am 31.01.2011, 13:21



Antwort auf: Untersuchung während der Schwangerschaft

Hallo, Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen. Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung. Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening, differenzierter Organultraschall/Missbildungsultraschall um die 22. SSW sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Die Entdeckungsrate für das Down-Syndrom ist abhängig von der Anzahl der einbezogenen Faktoren und von der Sorgfalt, mit der die Untersuchung durchgeführt wird: Für das Alter der Mutter allein 30-50% Alter und o.g. Laborwerte 60% Alter plus Nackentransparenz 80% Alter plus o.g. Laborwerte + Nackentransparenz + Nasenbein 95-97% Bitte nicht vergessen: 1.der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. 2. mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird eben zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet. 3.Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. Diese Voraussetzungen erfüllen deshalb vor allem Ärzte für Pränataldiagnostik in den dafür spezialisierten Zentren. Dieses setzt deshalb voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Fragen Sie also vorher nach der Qualifikation und der Häufigkeit, mit der dieses Verfahren vom Anbieten denn durchgeführt wird! 4.neben den üblicherweise drei vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wird bei besonderen Indikationen (Risiko aus der Vorgeschichte oder dem Alter, Auffälligkeiten, Wachstumsretardierung, andere Besonderheiten) ein so genannter differenzierter Organultraschall/Feinultraschall/Missbildungsultraschall zwischen der 19. + 23. SSW von einem Arzt mit entsprechender Qualifikation in der Pränataldiagnostik durchgeführt. Meist in einer Spezialpraxis oder einem Perinatalzentrum. Hierbei schaut der Untersucher/in nach der kindlichen Aktivität, dem Bewegungsmuster, dem Profil des Gesichts der Fruchtwassermenge und der Plazenta. Darüber hinaus wird nach sichtbaren Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Gegebenenfalls wird auch die Versorgungslage des Kindes mit Hilfe eines Dopplers ergänzend durchgeführt. Wichtig in dem Zusammenhang ist aber , dass ein Ausschluss von Chromosomenanomalien per Ultraschall als Alternative zu einer invasiven Diagnostik (wie der Fruchtwasserpunktion, Chorionzottenbiopsie oder der Nabelschnurblutentnahme ) nur beschränkt durch den Nachweis von charakteristischen, aber nicht obligatorisch vorhandenen Hinweiszeichen auf Chromosomenanomalien möglich ist. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 31.01.2011



Antwort auf: Untersuchung während der Schwangerschaft

Hallo! Also Fruchtwasseruntersuchung und Biopsie werden eigentl nur gemacht, falls bei der Nackenfaltenmessung was auffällig ist und auch dann nur, wenn Du es willst! Du musst ja auch die Nackenfalte nicht untersuchen lassen. Wenn Du es machst und ein schlechtes Ergebnis dabei herauskommen sollte, musst Du Dir sicher sein, wie Du dann weiter vorgehst... ob Du dann die weiteren Untersuchungen machst oder nicht. Ich hab in der ersten Schwangerschaft die Nackenfalte untersuchen lassen, in der jetztigen auch wieder. ABER: es müsste schon ein sehr heftiges Ergebnis sein, dass ich den Schritt weiter gehen würde. Aber es ist zum Glück alles gut! Alles Liebe! Schnecke

von schnecke1 am 31.01.2011, 14:56



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Vaginale Untersuchung

Guten Abend, dies ist meine erste Schwangerschaft. Bisher war bei meinem Vorsorgeuntersuchungen alles normal, ich kann mich also nicht beschweren. Bisher hat meine Frauenärztin, bis auf in der Frühschwangerschaft, keine vaginale Untersuchung mehr durchgeführt. Es blieb in den letzten Monaten immer nur beim Ultraschall über den Bauch. Ich frag...


Letzte 3. Ultraschall untersuchung

Hallo und Guten morgen Ich hatte letzte Woche die letzte 3. Ultraschall Untersuchung da war das kleine 35 cm groß und 1500 schwer . Allerdings sollte ich dazu erwähnen das ich seit gestern etwas stutzig bin da ich allergisch auf etwas reagierte fuhren wir ins Krankenhaus da sagte man mir dass das kleine erst 1280 g wiegen würde wie können so A...


Bei Untersuchung überm Schambein gedrückt?

Guten Tag, Zuerst mal ein grosses Lob, dass sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen immer so kompetent zu beantworten! Ich war gestern bei meiner Frauenärztin, geschnallt wurde auf dem Bauch. Es ist meine 4.SS und es wird mein 4.Kaiserschnitt, das Baby ist 3 Wochen grösser und schwerer, auch die Geschwister sind sehr gross und schwer gewesen...


Untersuchung Krankenhaus

Lieber Dr Karle, ich war gestern im Krankenhaus zur Geburtsplanung. Ich bin 24+1. Mich hat folgender Wert gewundert: vp 42,5 mm, Hem 2,4 mm Ist der vp nicht eigentlich maximal 10 mm? Sind die beiden Werte unauffällig? Bei der feindiagnostik war der vp bei 5 mm. Ich freue mich auf ihre Antwort. Schönes Wochenende!!


Untersuchung Frühschwangerschaft

Liebe Dr. Karle, ich bin mittlerweile in der 33 SSW. Ich habe mir heute nochmal meine Blutergebnisse aus der 7 SSW angeschaut. Cytomegalievirus-IgG-Ak i.S. (EIA) IE/ml: 7,1 (Referenz negativ < 0,4) Cytomegalievirus-IgM-Ak i.S. (EIA) AU/ml: < 5 (Referenz negativ < 30) Kann es die Möglichkeit gegeben haben, dass ich in der Schwangersch...


Untersuchung bei 8+0

Guten morgen Herr Dr. Karle, meine Schwangerschaft wurde bei 5+6 mit Herzschlag festgestellt. Da ich im Juni eine MA in der 13. ssw hatte, bin ich natürlich dementsprechend ängstlich in dieser Schwangerschaft. Meine Ärztin ist super und ich solle jetzt erstmal aller 2 Wochen zur Untersuchung kommen. Die nächste wäre bei 8+0. Ist das zu früh für ...


Blutung und keine Untersuchung

Guten Tag, Ich bin in der 20. Ssw und hatte morgens leichte hellrote Schmierblutungen. Mein FA ist leider im Urlaub, seine Kollegin als Vertretung hat erst am Nachmittag offen. Da ich akut noch die Schmierblutung habe, bin ich ein paar Häuser weiter zu einer anderen FA. Diese hat mich mit "Mein Gott, warten Sie bis zum Nachmittag auf seine Vertr...


Schmerzen nach vaginaler Untersuchung

Sehr geehrter Herr Dr Karle, ich bin Ende der 38 SSW und war gestern zur Kontrolle beim FA. Alles soweit in Ordnung. Allerdings war die VU sehr unangenehm, z.T. schmerzhaft. Er meinte, dass er die Kopfnaht des Babys tasten konnte. Ich hatte gestern ab Mittag dann wirklich ständig einen harten Bauch und Schmerzen nach unten. Aus der Not heraus ha...


Blutung nach Untersuchung

Sehr geehrter Herr Dr. Karle,  ich bin in der 31. Woche schwanger und war gestern zur Vorsorge bei meiner Frauenärztin. Nach der vaginaoen Untersuchung bekam ich Blutungen. Die Frauenärztin meinte dass das schon mal passieren könnte und nicht weiter schlimm sei. Zu Hause stellte ich fest, dass es doch einiges an Blut war. Das Blut war auch scho...


Linke Seite Zyste 6cm entdeckt bei 1 Untersuchung

Hallo Zusammen Ich bin neu hier und habe bereits eine Frage, welche mir etwas Sorgen bereitet. Seit längerem haben wir versucht schwanger zu werden und endlich hat es geklappt:) Ich hatte letztes Jahr noch eine OP wegen meinem Myom und Endometriose, alles konnte sauber opereiert werden.  Ich bin auch sehr anfällig auf Zysten, musste im Janua...