Frage: Ständig gereizt!

Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin in der 20ten ssw mit einer kleinen Tochter schwanger, von Anfang an hatte ich viele Beschwerden in dieser Schwangerschaft und fühlte mich schlecht. Ich war müde, schlapp, habe anfangs viel gebrochen. Nun ist es besser, mir ist noch schlecht, aber es geht. Leider bin ich total gereizt, alles bringt mich auf die Palme, selbst die Fliege an der Wand. Ich habe noch zwei Kinder von 7 und 5 Jahren, die natürlich eine ausgeglichene Mama brauchen, die ich leider momentan so gar nicht bin. Zudem habe ich oft Herzrasen und fühle mich so unwohl in meiner Haut. Muß ich damit jetzt die restlichen 20 Wochen leben, oder kann man da was machen? Ich kenne das von den ersten beiden Schwagerschaften überhaupt nicht, da ging es mir echt super. LG Isabell

von Goggelsche am 20.06.2011, 08:07



Antwort auf: Ständig gereizt!

Liebe Isabell, auch, wenn man(n) es kaum glauben mag, die Facetten der Veränderungen der Frau in der Schwangerschaft und im Wochenbett, können sehr vielgestaltig sein und sogar soweit reichen, dass man überzeugt ist, dass es ein grundsätzliches Problem vorliegt, was es aber meist nicht ist. Ganz wichtig ist der offene Austausch über die Gefühle, das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Frauenärztin, aber auch die Bereitschaft des Partners, sich dessen anzunehmen. Diese emotionalen Veränderungen führen in manchen Fällen auch zu einer gesteigerten Nervosität, einer geringeren Frustrationstoleranz, möglichen Überreaktionen den Kindern oder dem Partner gegenüber, wie auch depressiven Verstimmungen. Mit der Mutterrolle geht nun doch eine erhebliche Veränderung einher, die auch den Umgang mit solchen alltäglichen Stresssituationen nicht selten - zumindest temporär - verändert. Hier bedarf es manchmal einer recht langen Zeit bis die Frau sich in dieser neuen Rolle mit einer ganz anderen Beanspruchung, einem ganz anderen Tagesablauf, anderen Anforderungen in nicht unerheblichem Maße zurechtfindet und merkt, dass man hier auch entsprechend reagieren sollte. Erfahrungsgemäß legt sich dieses Problem nach der Entbindung oder auch nach dem Wochenbett. Der Tipp ist hier, sich dessen erst mal bewusst zu werden, darüber zu sprechen und dann den Tagesablauf vielleicht umzugestalten, zu versuchen, in bestimmten Situationen anders zu reagieren. Dazu bedarf es manchmal eines richtigen Kampfes mit sich selbst. Autogenes Training kann dabei helfen, solche Situationen besser zu meistern. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 20.06.2011