Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich bin ein etwas schwieriger Fall,den ich in Kürze zum Verständnis schildern muss.
Ich kam bei 26+2 mit 3cm offenem Muttermund und Fruchtblasenprolaps in die Klinik. Dort wurde mir eine Notfallcerclage gelegt und intravenös als Sicherheitsmaßnahme 12 Tage Clindamycin 3x900mg verabreicht.
Heute bin ich 32+5, die Cerclage liegt, nur habe ich ausgehend vom Clindamycin eine antibiotikaassoziierte pseudomembranöse Enterokolitis entwickelt mit dem Bakterium Chlostridium difficile. Behandelt wird das nun mit Vancomycin alle 6h je 125mg per os.Ich liege isoliert. Ich bin davon sehr entkräftet,habe nach wie vor unkontrollierte Durchfälle und starke Krämpfe.
Ich mache mir nun Gedanken wegen der bevorstehenden Geburt.
Aufgrund der Nähe von Anus und Scheide frage ich mich ob eine Spontangeburt aufgrund eine fäkal-oralen Infektionsgefahr überhaupt sinnvoll bzw möglich ist. Die Ärzte hier vor Ort meinen ja, mein Bauchgefühl wehrt sich dagegen jedoch vehement, da ich wirklich seit Tagen leide und Schmerzen habe und meinem Kind dies unbedingt nicht zumuten möchte.Sollten in unmittelbarer Zeit Wehen einsetzen ist mein Kind immer noch ein Frühchen und hat schon genug zu meistern.
Können Sie mir eine Zweitmeinung dazu geben? Kann ich im Zweifelsfall eine Sectio einfordern?
Vielen Dank für Ihre Auskunft!
von
Cicibe28
am 25.06.2018, 09:44
Antwort auf:
Spontanpartus bei Chlostridium difficile
Hallo,
zunächst einmal wird es bis zur anstehenden Geburt ja unter normalen Umständen noch etliche Wochen dauern, was erwarten lässt, dass die nun auf den Weg gebrachte Therapie bis dahin auch ihren Effekt haben wird.
Unabhängig davon wird die beschriebene Situation unter normalen Umständen alleine kein Grund für einen Kaiserschnitt darstellen.
Sinnvollerweise besprechen Sie hier das Vorgehen dann zu gegebener Zeit mit der Frauenklinik.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 25.06.2018
Antwort auf:
Spontanpartus bei Chlostridium difficile
Ich kopier dir mal was aus Wikipaedia rein:
"Säuglinge sind bis zu 100 % mit C. difficile kolonisiert. Die Kolonisation beginnt mit der Geburt oder erfolgt im ersten Lebenshalbjahr. Mögliche Ursachen für ihre Toleranz wären ihr Mangel an C.-difficile-Toxin-A-Rezeptoren an den noch unreifen Enterozyten und eine immunologische Antwort mit Immunglobulin G-Antitoxin. Von den gesunden Zweijährigen sind noch 45 % kolonisiert, von den gesunden Erwachsenen noch 3 % oder weniger.[2]"
Dein Kind wird sich so oder so mit Clostridum diffcile besideln. Clostridium difficile gehört zur normalen Darmflora. Zum Krankheitsausbruch kann es kommen, wenn durch ein auf die Darmbakterien wirksames Antibiotikum ein Ungleichgewicht entsteht.
Für die Entscheidung Sectio oder nicht wäre also nur DEIN körperlicher Zustand entscheidend, nicht die Clostridien.
LG Inge
von
IngeA
am 25.06.2018, 11:31