Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Hallo Dr. Bluni, eben bekam ich einen Anruf meiner Frauenärztin, dass mit meinem Zuckerspiegel nicht alles in Ordnung ist. Morgen soll ich die Überweisung für den speziellen Arzt abholen bei dem ich mich gleich Montag morgen Vorstellen soll. Sie meinte, wir sollten keine Zeit verlieren und so wie es aussehe (sie hat auch das selbe gehabt) reiche eine Diät nicht aus, sondern man müsse mit Insulin behandeln. Allerdings - das Wochenende ist noch lang und ich habe Angst etwas falsches zu Essen oder zu Trinken. Wissen Sie wo ich einen Ernährungsplan her bekomme oder worauf ich besonders achten muss? Leider finde ich im Internet nicht wirklich etwas dieser Art. Welche Auswirkungen hat das auf das Kind? Kann es dann immer noch zu Todgeburten kommen, wenn man diese Krankheit behandelt? Ich habe richtige Angst :( Zooey

Mitglied inaktiv - 08.05.2009, 10:38



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Liebe Zooey, Hier kann ich Sie beruhigen: ein akuter Handlunsbedarf innerhalb von 1-3 Tagen besteht nicht und hier ist es sinnvoll, wenn Sie zunächst die Testung beim Diabetologen abwarten. Weiterhin ist eine Insulintherapie nur sehr selten notwendig: eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen lässt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieh als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken. Nur bei Schwangeren, die auch dann noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen, ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig. Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen: Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden. Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden. Weiteres besprechen Sie bitte mit den Experten vor Ort. Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_Broschuere_Schwangerschaft.pdf können Sie dazu eine sehr informative Broschüre für Betroffene downloaden. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 08.05.2009



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Hallo, hat dir denn dein Arzt gesagt, wie deine Blutzuckerwerte genau aussahen? Hast du einen Blutzuckerbelastungstest gemacht oder war im Urin etwas auffällig? Ich finde es etwas komisch, dass deine Ärztin sofort sagt, dass eine Diät nicht ausreichen würde und du Insulin spritzen musst, denn das entscheidet wirklich erst der Diabetologe nach einem Blutzuckertagesprofil. Etwas "Falsches" zu essen ist so nicht richtig ausgedrückt, du hast ja keine Allergie. Es geht halt darum, Lebensmittel zu sich zu nehmen, die den Blutzucker nicht kurzfristig "hochjagen" und die der Körper gut verwerten kann. Ich kann dir aus MEINER Erfahrung sagen: Versuche WEIZENprodukte zu meiden (dazu gehören auch Nudeln, auch in Vollkornnudeln ist Weizen), keine hellen Brötchen, kein Toast, Weißbrot besser auch nicht. Vorsichtig bei Obst, da ist viel Fruchtzucker drin. Weintrauben und Honigmelone sind echte Zuckerbomben. Besser: Gemüse (Tomaten, Gurken), Paprika und Möhren auch nicht in Mengen. Wenn du dir große Sorgen machst, dann lass Süßigkeiten erstmal ganz weg. Dein Ernährungsberater wird dir erklären, was du wovon wieviel essen darfst. Dein Brot kannst du ganz normal belegen mit Wurst und Käse. Vorsicht bei süßen Brotaufstrichen. Auch wenn da "Diabetiker geeignet" draufsteht, ist da Fruchtzucker drin, das ist nicht unbedingt besser. Joghurt und Quark am besten im "Urzustand" oder mit ein bisschen frischem Obst drin. Ggf. Süßstoff, wenn du den verträgst. Es ist immer besser, 6 kleine (!!!) Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen, als drei große. Und zu deiner Angst um das Kind: Es ist sehr gut, wenn du dich schnell um einen Termin bei einem Diabetologen bemühst und dich um eine Ernährungsumstellung kümmerst. Vermutlich ist dein Kind recht groß für sein Alter, das kann sich aber noch wieder einpendeln. Soweit ich weiß, wird eine UNBEHANDELTE Diabetes immer erst am Ende der Schwangerschaft zum Problem. Insofern: Kopf hoch und das wird schon wieder!!!!!! LG Annette

Mitglied inaktiv - 08.05.2009, 13:06



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Achte darauf, dass wenn du Brot kaufst, als allererstes Volkornmehl draufsteht und dann Weizenmehl. Vollkornprodukte wie Nudeln und Reis können auch hilfreich sein. Pass etwas bei Obst auf. Ananas z. B. hat sehr viel Fruchtzucker, Banane auch. Ansonsten kannst du noch nicht viel machen. Du bekommst ja vom Diabetologen ne Ernährungsberatung verordnet und da wirst du alles wissen. Solltest du Insulin spritzen müssen, dann mach dir keine Sorgen. Das schadet dem Kind überhaupt nicht und die Nadeln sind so dünn, dass man die beim Stechen gar nicht bemerkt. Lg. Melanie

Mitglied inaktiv - 08.05.2009, 15:48



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Hallo und vielen lieben Dank, für die ganzen Antworten! Also - ich verstehe auch nicht, wieso meine FÄ das gesagt hat. Sie meinte aber, Sie kenne sich aus, da Sie auch in ihrer Schwangerschaft das gehabt hat. Morgen gehe ich zu ihr und hole die Überweisung ab, am Montag wurde dann bereits schon ein Termin gemacht für mich von der FÄ-Praxis aus. Nein, eben nicht. Das Kind ist genau der Entwicklung entsprechend auch was Größe und Gewicht angehen. Ich hatte erst letzte Woche Montag den großen US. Aber wenn das doch behandelt wird, kann es dann zu einer Todgeburt kommen? Oder sinkt dann das Risiko? Zooey

Mitglied inaktiv - 08.05.2009, 23:17



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Liebe Zoeey, Hier kann ich Sie beruhigen: mit einem gut eingestellten und überwachten Schwangerschaftsdiabetes sind die Chancen für einen guten Verlauf von Mutter und Kind sehr hoch. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 09.05.2009



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetis dringend - auch an alle

Vielen lieben Dank, Dr. Bluni. Jetzt fühl ich mich gleich besser. DANKE! Alles liebe, Zooey

Mitglied inaktiv - 09.05.2009, 18:38