Frage: SS-Diabetis nur Panikmache

Hallo Dr. Bluni, Ich bräuchte bitte einen unhysterischen Rat von Ihnen. Ich habe den großen Zuckertest (29. SSW) nicht bestanden. Für mich heißt das nur, dass ich in diesem Ausnahmezustand der SS nicht in der Lage bin 75g Zucker so schnell abzubauen, wie ich es nach willkürlich festgelegten Grenzwerten können müsste. (Meine Werte:10,3 nach 1h, 9,2mmol/l nach 2h, nüchtern 4,7). Für mich heißt das einfach nur Finger eeg vom Zucker. Aber jetzt bin ich eine Nummer beim Diabetologen und muss seit 3 Tagen 6x täglich Blutzuckerwerte messen. Das Ergebnis: nüchtern höchstens 5,5, nach 1h höchstens 6,3 und nach 2h höchstens 5,9. Hier kommt hinzu, dass ich mit nur drei Mahlzeiten am Tag nicht hinkomme. Ich essen um das Sodbrennen möglichst gering zu halten und weil mein Magen auch einfach nicht mehr so viel Platz hat viel öfter und dann weniger pro Mahlzeit. So erkläre ich mir die Werte vor den Mahlzeiten, die alle über 5,1 liegen. 5,1 ist ja der Grenzwert für die Nüchternwerte bei Schwangeren wärend "normale" Menschen 5,6 haben dürfen. Warum wird hier ein Unterschied gemacht? Bringt die niedrigere Grenze einfach soviel mehr Geld ein? Also für mich sind die Werte in Ordnung, weshalb ich gerne wieder aus dem Diabetis-wir-gönnen-der-werdenden-Mutter-und-ihrem-Baby-keine-Ruhe-Zug wieder aussteigen würde. Bei so geringen Schwankungen sollte es doch reichen, wenn ich zur Kontrolle immer am ersten Tag der neuen SSW 6 Messungen durchführe um sicher zugehen, denn natürlich hat man es geschafft mich ordentlich zu verunsichern. Ist meine Einschätzung da richtig? Wenn es das 2012 eingeführte Flächendeckende Screening nicht gäbe, hätte ich den Test nicht machen müssen und es wäre gut gewesen. Vielen Dank für Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen MiraMax

von Miramax2017 am 19.10.2017, 06:55



Antwort auf: SS-Diabetis nur Panikmache

Hallo, einerseits kann ich natürlich den Verdruss verstehen, den entsprechende Kontrollen mit sich bringen. Fakt ist aber, dass bei Nachweis eines Schwangerschaftsdiabetes Mithilfe des über 2 h durchgeführten oralen Glukosetoleranztests entsprechende Maßnahmen und Kontrollen notwendig und geboten sind. Die Vorgaben für die Grenzwerte bei diesem Test sehen folgendermaßen aus: nüchtern: größer/gleich 5,1 mmol/l (92 mg/dl) nach 1 Stunde: größer/gleich 10,0 mmol/l (180 mg/dl) nach 2 Stunden: größer gleich 8,5 mmol/l (153 mg/dl) Wird einer dieser Werte erreicht oder überschritten, dann steht die Diagnose und damit haben Sie auch ein Ticket für den „Schwangerschaftsdiabetes - wir-gönnen-der-werdenden-Mutter-und-ihrem-Baby-den-Zug-zur Reduzierung-der Risiken“ gebucht. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Messwerte unter standardisierten Laborbedingungen bestimmt worden. Das bedeutet, die Frau war vor dem Test 9-12 h nüchtern und die Werte wurden nach Blutentnahme aus einer Vene und nicht mit einem Blutzuckermessgerät bestimmt. Wenn all dieses der Fall ist, sollte eine kontinuierliche parallele Begleitung durch einen erfahrenen Diabetologen oder eine Anbindung an ein Perinatalzentrum erfolgen. Bei den Diabetologen sollte es sich um einen handeln, der in jedem Fall auch Expertise in der Betreuung schwangerer Frauen und nicht nur in der Betreuung älterer Patienten mit einem Altersdiabetes hat. Dieses ist leider nicht so oft anzutreffen. Mit der entsprechenden Betreuung und Überwachung, welche weniger aus Geldgründen, als aus medizinischen Gründen geschieht, werden wir dann die entsprechenden Risiken reduzieren und die Chancen für einen positiven Verlauf bis zur Geburt verbessern können. Herzliche Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 19.10.2017



Antwort auf: SS-Diabetis nur Panikmache

Jein! Nicht nur das es zu Schäden am Kind kommen kann - was man früher eben erst zu spät gesehen hätte. Einen riesen Vorteil hast du neben dem ganzen Stress jetzt schon, du weiß das du mit recht großer Wahrscheinlichkeit in deinem Leben irgendwann Diabetes bekommen wirst. Den auch wenn viele es so glauben, der "verschwindet" nicht. Heißt für dich auch, du kannst versuchen durch deine Ess- und Lebensgewohnheiten da schon so gegen zu wirken das dieser Fall nicht eintritt. Und kannst so auch positiv auf Dein Kind einwirken als Vorbild da es auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit hat später an Typ2 zu erkranken. Zudem weiß ich nicht warum du meinst nur 3mal am Tag essen zu dürfen. Kann sein das es Änderungen gegeben hat, meine Diabetes-Schulung ist einige Jahre her, aber eigentlich sollten Diabetiker 5-6 Mahlzeiten am Tag haben, 3 große und 2-3 kleinere. Muss man halt testen womit man besser fährt. Evtl hilft dir das ja dann besser wenn du zwischendurch mal etwas "knabberst". Mir haben zB beschälte Mandeln recht gut geholfen. Und nein, es ist nicht "nur" der Zucker der sich auswirkt, sondern alle Kohlenhydrate. Wenn du rein mit der Ernährung es schaffst die Werte im grünen Bereich zu halten - prima. Die Alternative wäre eben spritzen. Schau mal hier falls du den Link noch nicht kennst: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Patientenleitlinien/GDM_Patienten_LL_END_2012_04_17.pdf

Mitglied inaktiv - 19.10.2017, 19:04



Antwort auf: SS-Diabetis nur Panikmache

Ich sehe es ähnlich wie Danyshope. Durch die Diagnose kannst du späteren Erkrankungen vorbeugen. Ich hatte auch Diabetes und hab meine Ernährung entsprechend angepasst, ohne mich zu kasteien. Klar esse ich inzwischen auch wieder Reis, Nudeln etc., aber alles in Maßen. Alleine deswegen bin ich im Nachhinein fast dankbar, dass es mich getroffen hat. Und nebenbei bemerkt: ich bin meine Pfunde nach der SS so schnell wieder losgeworden. Außerdem hilft es nichts, nur einmal pro Woche zu messen, denn du musst auch wissen, welche Lebensmittel bei dir die Werte hochschnellen lassen. Ich könnte z.B. problemlos Kartoffeln essen, obwohl die ja auch viele Kohlenhydrate haben, während Milch gar nicht ging. Halte das jetzt einfach aus und passe deine Essgewohnheiten an. Es gibt viele tolle Kochbücher mit tollen Rezepten, dann ist das auch alles nur halb so wild.

von Anniquita83 am 20.10.2017, 17:57



Antwort auf: SS-Diabetis nur Panikmache

Also erstmal geht es nicht um hochschnellende Werte, sondern um den zu langsamen Abbau der Glukose und damit kann man immer noch am besten Leben, wenn man auf möglichst viele sinnlose Zuckerportionen verzichtet. D.h. für mich wertvolle Kohlenhydrate ja und Naschwerk und Limo nein. Ansonsten soviel Bewegung wie möglich (mit der Kuller). Wenn man in einem Zeitraum von beispielsweise 2 Wochen misst und feststellt, dass die Schwankungen so gering sind und man sich innerhalb der Grenzen bewegt, sollte es möglich sein die Anzahl der Messung auf Stichproben zu reduzieren. Es geht hier ja auch nicht darum irgendwelche Werte einzuhalten sondern mein Baby vor den Komblikaionen zu schützen. Wie erklärt man denn z.B. einen höheren Nüchternwert am Morgen als am Vortag beispielsweise vor dem Abendessen? Das kann ja auch nichts mehr mit dem Verzehr zu kohlehydrathaltiger Lebensmittel zu tun haben. Also warum steuert der Körper den Glykosegehalt hoch ( dazu muss er ja extra an seine Reserven), es erfülkt doch sicher einen Zweck und ist nicht krankhaft, so doff ist unser Körper nicht. Für mich ist das alles schon keine bloße Panikmache mehr sondern eher krasser Psychoterror. Jede Messung grenzt für mich ab Masochismus, nach einer Woche sind meine Fingerkuppen schon ganz blau, wenn der 1h-Wert knapp über der Grenze lag, habe ich die Messung nach 2h wiederholt, da es so aber nicht weitergehen konnte habe ich mich jetzt darauf festgelegt immer nur nach 2h zu messen, was bedeutet das es dann solange keinen Snack gibt und ich hungere. Und immer wenn jetzt der Wert nach 2h leicht erhöht ist, bekomme ich einen Weinkrampf. Ich glaube kaum, dass das ein "Wir verringern die Risiken-Zug" ist. Das ist der Zug zu "Ich bin froh das ich Mutter werde, aber es wird definitiv ein Einzelkind bleiben" -Ende... Und mit und meinem Kind direkt schon mal zu prophezeien, das wir sowieso mal an Diabetis erkranken werden trägt nicht gerade dazu bei meinen "Verdruss zu lindern. Erstmal möchte ich die Studie gerne sehen inkl. aller Rahmenparameter, obwohl ich sowieso nur der traue die ich selber fälsche, und dann würde das ja auch nur bedeuten, das man eigentlich gar nicht zu tun braucht; denn der Zug ist ja sowieso schon abgefahren?!

von Miramax2017 am 23.10.2017, 11:21