Hallo,
hab seit ca. 1 Woche (bzw. auch schon früher aber nicht so stark) starke Schmerzen am Schambein, vorwiegend nachts wenn ich mich drehe und mit dem Bein aufstützen möchte zieht es mir so stark in den Schambeinknochen das ich es kaum aushalten kann. Morgens wenn ich aufstehe dann kann ich kaum auftreten, nach einer Zeit geht es dann...
Genauso meine Finger, meine Gelenke tun dermaßen weh, ich bekomme am morgen kaum die Finger zur Faust geballt. Wasser an den Knöcheln hab ich auch ein wenig, vorwiegned aber wenn es warm draussen ist.
Was kann ich gegen diese Schmerzen tun, mein FA meint die kleine liegt mit dem Kopf nach unten, daher kommen die Schmerzen, aber das kann ich kaum glauben...
Bin jetzt 27+1 heute, wird der Schmerz noch schlimmer oder geht er wieder???
Vielen Dank
von
Sadora
am 04.07.2011, 10:18
Antwort auf:
Schmerzen am Schambein und in den Fingern!
Hallo,
1. sprechen Sie bei solchen Beschwerden bitte zunächst immer mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt.
Schmerzen im Schambein bei Bewegung sind - sofern vorzeitige Wehen und andere Ursachen ausgeschlossen wurden - können auch auf Veränderungen der bindegewebigen und knöchernen Strukturen der Symphyse(nhalterung)zurückzuführen sein.
Eine richtige Ruptur der Symphyse oder die Lockerung ist eine bekannte Komplikation mit einer geschätzten Inzidenz von 1:300 bis 1:30.000. In den meisten Fällen hat sich die krankengymnastische Therapie als am sinnvollsten erwiesen. Diese kann ergänzt werden durch entsprechende Medikamente, die in d. Schwangerschaft erlaubt sind.
Bei einer Lockerung gelten konservative Maßnahmen als Mittel der Wahl. Eine Konsultation des Orthopäden ist ebenfalls in Erwägung zu ziehen, wobei sich die Versorgung mit einem orthopädisch angepassten Beckengurt sowie Bettruhe bewährt haben.
Schmerzmittel der Wahl ist Paracetamol, das über die gesamte Schwangerschaft angewendet werden darf. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel sind auch ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen zulässig. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sind sie nur als Mittel der 2. Wahl zur gelegentlichen Anwendung, z. B. bei Versagen von Paracetamol, vertretbar.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219)
2. in der beschriebenen Form werden Gelenkbeschwerden in und auch nach einer Schwangerschaft immer wieder mal beschreiben. Meist sind es eben nur Wassereinlagerung.
Es wird aber sicher nur vor Ort gesagt werden können, was die Ursache ist, ob sich hier nicht Veränderungen zeigen, die auf eine rheumatische Ursache zurückzuführen sind, wobei auch eine Erstmanifestation in der Schwangerschaft oder im Wochenbett eher selten zu beobachten ist.
Dazu rate ich Ihnen, sich ggf. an die entsprechenden Fachärzte vor Ort zu wenden, die dann auch etwas zum therapeutischen Vorgehen sagen können.
Dazu gehört dann aber auch der Ausschluss einer rheumatischen Erkrankung. Oder einer Borreliose (durch Zecken übertragen).
Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin ab. Aber auch ein Orthopäde oder Rheumatologe sollte ggf. hinzugezogen werden.
VB
Quellen:
Briggs GG, Freeman RK, Yaffe SJ. Drugs in pregnancy and lactation. Philadelphia: Lippincott: Williams & Wilkins 2005.
Elden H, Ladfors L, Olsen MF, Ostgaard HC, Hagberg H. Effects of acupuncture and stabilising exercises as adjunct to standard treatment in pregnant women with pelvic girdle pain: randomised single blind controlled trial. BMJ 2005;330:761.
Ericson A, Kallen BA. Nonsteroidal anti-inflammatory drugs in early pregnancy. Reprod Toxicol 2001;15: 371–375.
Jain, Smita; Eedarapalli, Padma; Jamjute, Pradumna; Sawdy, Robert, “Review Symphysis pubis dysfunction: a practical approach to management”, The Obstetrician and Gynaecologist 2006 8: 153-158
Leadbetter RE, Mawer D, Lindow SW. Symphysis pubis dysfunction: a review of the literature. J Matern Fetal Neonatal Med 2004;16:349–54.
Lennard F. Physiotherapy for back and pelvic pain. British Journal of Midwifery 2003;11:97–102.
Owens K, Pearson A, Mason G. Symphysis pubis dysfunction - a cause of significant obstetric morbidity. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2002;105:143–46.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 04.07.2011