Risikoschwanger ??? Und gibt es weitere Untersuchungen, die die Kasse zahlt?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Risikoschwanger ??? Und gibt es weitere Untersuchungen, die die Kasse zahlt?

Hallo Dr. Bluni, wir verstehen noch immer nicht richtig. Ist sie mit Ihren fast 40 und als Erstgebährende nun eine Risikoschwangere oder ist sie es nicht? Und wenn sie eine ist, dann bekommen doch diese Risikoschwangeren eine engmaschigere Betreuung, richtig? Warum entscheidet dann die behandelnde Ärztin, ob es weiterführende Untersuchungen gibt bzw. läßt sich die privat bezahlen? Das ist doch dann subjektiv geprägt? Auf Nachfrage bei der Ärztin meinte diese, sie ist keine Risikoschwangere ?????????????? Gibt es denn da nicht Regeln oder Gesetze. ? Ist das denn so ok? Sorry für das Bohren, aber irgendwie wollen wir es jetzt dann doch wissen. Es ist ihr 1. und wahrscheinlich letztes Kind ,und es soll doch alles gut gehen und laufen... LG Karina

Mitglied inaktiv - 04.04.2011, 19:02



Antwort auf: Risikoschwanger ??? Und gibt es weitere Untersuchungen, die die Kasse zahlt?

Liebe Karina, 1.wenn es während der Schwangerschaft oder Geburt auf Grund der aktuellen Situation oder der Vorgeschichte eher zu Komplikationen kommen kann oder wenn das Risiko für eine kindliche Störung erhöht ist zählen werdende Mütter zu den so genannten Risikoschwangeren, Die jeweiligen Risiken ergeben sich aus einer längeren Liste, die Sie im Mutterpass nachlesen können und in der etwa 50 Kriterien aufgeführt sind. Dazu zählen zum Beispiel eine sehr junge Schwangere mit weniger als 18 Jahren genauso wie eine Schwangere mit über 35 Jahren, eine Vorgeschichte mit einem Kaiserschnitt oder mit einer Fehlgeburt ebenso wie z.B. Wirbesäulenfehlstellungen oder Übelkeit in der Schwangerschaft. Der ursprüngliche Gedanke bei der Implementierung dieser Risikofaktoren war, dass die Schwangere dann ggf. besonders aufmerksam überwacht wird, was in manchen Situationen in jedem Fall sinnvoll ist, in anderen aber weniger. Hier kann dann schon das offene und klärende Gespräch mit der betreuenden Frauenärztin/Frauenarzt helfen, die persönliche Situation genauer einzuschätzen und das jeweils beste Vorgehen abzustimmen. Damit lassen sich dann aber auch schnelle unnötige Ängste nehmen bzw. wir können in sehr vielen Fällen auch beruhigen und Entwarnung geben. Wenn wir den Katalog streng auslegen, so ist praktisch jede zweite Schwangere eine Risikoschwangere. Dieses erscheint dann manchmal doch etwas realitätsfern. 2. aus der Tatsache einer Risikoschwangerschaft lässt sich aber kein genereller Anspruch auf Zusatzuntersuchungen ableiten. Dieses ist dann immer die individuelle Entscheidung des jeweiligen Frauenarztes, der auch die betriebswirtschaftliche Verantwortung über das Budget der Krankenkassen hat. 3. die Tatsache, dass die Erwartungshaltung der Patientin hinsichtlich der Kostenübernahme diverser Untersuchungen mit dem Leistungsangebot der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) häufig nicht entsprechend zu vereinbaren ist, führt im alltäglichen Praxisleben dazu, dass es eben immer wieder Diskussionen zu diesen Dingen gibt, was eben auch durch Missverständnisse, Kommunikationsprobleme und Fehlinformationen der Patientinnen bedingt ist. Es ist richtig, dass hier seitens des Arztes und des Praxisteams, der/die eine "Zusatzleistung" anbietet, eine objektive Vorabinformation der Patientin über den Inhalt, die Vor- und Nachteile und auch über die Kosten der Untersuchung, die nicht von der Gesetzlichen Krankenkasse erstattet werden, erfolgen muss. Das Bewusstsein, dass man sich hier um seine "Kundin" kümmern muss, wenn man für eine Leistung zusätzliches Geld bekommt, hat sich wohl noch nicht überall durchgesetzt. Dazu gehört dann auch zu jeder Leistung, die in Anspruch genommen werden kann, erstens vorher eine Aufklärung zu erfolgen hat, dass diese kostenpflichtig ist und zweitens eine Rechnung mit Auflistung der Faktoren nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) mit den entsprechenden Multiplikationsfaktoren. 4. bei Interesse können Sie in den online abrufbaren Mutterschaftsrichtlinien nachlesen, was Gegenstand der Untersuchungen in einer normal verlaufenden Schwangerschaft ist. Die Internetadresse ist http://www.g-ba.de/informationen/richtlinien/19/ (letzter Abruf:10.12.1010) VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 04.04.2011



Antwort auf: Risikoschwanger ??? Und gibt es weitere Untersuchungen, die die Kasse zahlt?

Liebe Karina, sicher wäre für die 40jährige Schwangere die Amniozentese eine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung. Sofern die Frauenärztin/Frauenarzt dafür ebenso eine Indikation sieht, wäre darüber hinaus der differenzierte Organultraschall um die 20.SSW per Überweisung und damit zu Lasten der Krankenversicherung durchführbar. Weitere Untersuchungen sind sonst nur bei entsprechender Indikation zu Lasten der Krankenkasse durchführbar. Dazu zählen aber nicht die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening oder zusätzliche Ultraschalluntersuchungen auf Wunsch. Einige Krankenkassen, wie zum Beispiel die BARMER-GEK bieten darüber hinaus eine Testung auf Schwangerschaftsdiabetes zusätzlich an. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 04.04.2011