Guten Tag,
ich habe eine schwangere Angestellte, bei der eine fehlende Immunität gegen cmv festgestellt wurde. Ihre FÄ erteilte ihr Berufsverbot, da sie viel Kontakt zu Kinder hat.
Ich weiß, dass eine weitere Angestellte eine Schwangerschaft plant, ebenso wie ich. Ich weiß auch, dass es schon im Vorfeld möglich ist, diese Immunität zu testen. Sollte nun bei uns ebenfalls eine mangelnde Immunität festgestellt werden, was kann man dann tun um nicht weitere Berufsverbote zu bekommen? Gibt es eine Impfung?
Danke
von
susu75
am 15.01.2011, 17:23
Antwort auf:
Prophylaxe gegen cmv möglich?
Hallo,
1. vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es bei durchschnittlich weniger als 2 % der seronegativen Schwangeren zu einer Primärinfektion in der Schwangerschaft kommt, jedoch ca. 15 % der seropositiven Schwangeren eine Reaktivierung erfahren, wird aus arbeitsmedizinischer Sicht eine generelle Freistellung nicht geboten sein.
Eine solche Freistellung könnte alternativ höchstens dann für die gesamte Schwangerschaftsdauer erwogen werden, wenn Kinder unter drei Jahren betreut werden, da bei diesen die Infektionsinzidenz relativ hoch ist. (Quelle: Univ. Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. F. Hofmann, 2009 Diplom - Chemiker Facharzt für Arbeitsmedizin, Fachbereich D / Abt. Sicherheitstechnik, Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin und Infektionsschutz)
2. Wer ist durch eine Ansteckung besonders gefährdet?
Seronegative werdende Mütter und Väter mit engem Kontakt zu Kleinkindern und diejenigen seronegativen werdenden Mütter, die in Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Grundschulen oder im Gesundheitswesen überwiegend mit Kleinkindern/Säuglingen (jünger als 3 Jahre) zu tun haben (z.B. Kinderarztpraxis, Kinderstation, etc.)
3. Präventionsmaßnahmen für Risikogruppen
In diversen Publikationen und Untersuchungen haben sich die prophylaktischen Maßnahmen für risikogefährdete Schwangere als sehr effektiv erwiesen, die Infektionshäufigkeiten der seronegativen Mütter und damit etwaige Folge bei den Kindern zu verhindern.
Um hier aber gerade für die schwangeren Frauen, die selbst Säuglinge und Kleinkinder (jünger als drei Jahre) im Haushalt haben, die Verhältnismäßigkeit zu wahren, kann man sich an die Empfehlungen von Frau Professor Gisela Enders aus dem Labor Enders in Stuttgart sehr gut orientieren:
Für seronegative Schwangere, die in Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Grundschulen oder im Gesundheitswesen (z.B. Kinderarztpraxis, Kinderstation, etc.) überwiegend mit Kleinkindern/ Säuglingen unter drei Jahren beschäftigt sind, gelten besondere gesetzliche Vorgaben, die auch eine eventuelle Freistellung für die gesamte Schwangerschaftsdauer beinhalten kann, da bei diesen Frauen die Infektionsinzidenz relativ hoch ist.
Wichtigste Maßnahme ist danach das Waschen der Hände mit Seife für etwa eine halbe Minute mit warmem Wasser. Dieses gerade nach dem Wechsel von Windeln oder der Hilfe beim Toilettengang der Kinder.
Gleiches sollte erfolgen beim oder nach dem Umgang mit Gegenständen, die speichelbesetzt sein könnten, dem Putzen der Nase, der Tränen oder Speichel, Verabreichung von Nahrung oder Baden des Kindes.
Alternativ können z.B. beim Windelwechseln oder der Hilfe zum Toilettengang Einmalhandschuhe getragen werden.
Schwangere Mütter sollten in engem Kontakt zu den Kleinkindern das Berühren des eigenen Mundes, der Nase oder der Augen mit ungewaschenen Händen vermeiden. Sie sollten direkte Küsse auf den Mund und die gemeinsame Benutzung von Besteck/Trinkgefäßen vermeiden und keine Essensreste der Kinder zu sich nehmen.
Ebenfalls nicht gemeinsam benutzt werden sollten Zahnbürsten, Waschlappen und Handtücher.
4. es gibt bis heute keine anderen Prophylaxemaßnahmen und auch keine Impfung gegen CMV.
Quellen:
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Adler S, Finney J, Manganello A, Best RN and AL. Prevention of child-to-mother transmission of cytomegalovirus among pregnant women. The Journal of Pediatrics. 2004; 145:485-91
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Harvey J, Dennis CL. Hygiene interventions for prevention of cytomegalovirus infection among childbearing women: systematic review. J Adv Nurs. 2008 Sep; 63(5):440-50.
Info-Nr.: 11d Dez. 2010: „Zum Infektionsrisiko mit Cytomegalovirus (CMV) für seronegative Frauen kurz vor bzw. in Schwangerschaft und Möglichkeiten der Prophylaxe“, LABOR ENDERS:Prof. Gisela Enders & Partner, Partnerschaftsgesellschaft, Rosenbergstraße 85, 70193 Stuttgart, www.labor-enders.de
Morris DJ, Sims D, Chiswick M, Das VK, Newton VE. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection after maternal recurrent infection. Pediatr Infect Dis J 1994; 13:61-64.
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Vauloup-Fellous C, Picone O, Cordier AG, Parent-du-Chätelet l, Senat MV, Frydman R, Grangeot-Keros L.: Does hygiene counseling have an impact on the rate of CMV primary infection during pregnancy? Results of a 3-year prospective study in a French hospital. J Clin Virol. 2009; Oct 5.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 15.01.2011