Hallo!
Meine 1. SS endete leider in der SSW 25+1 (Präeklampsie+Hellp, Blutdruckspitzenwert lag bei 180/110)
Unsere Tochter kam mit 410g/29cm zur Welt.
Heute - 2,5 Jahre später geht es ihr soweit gut. Lediglich die Narben (durch AP und Ducuts-Clip) und eine starke Kurzsichtigkeit sind geblieben. Die Entwicklung ist fast altersgerecht.
Nun meine Frage.
Wie hoch beurteilen Sie das Risiko bei eienr erneuten SS?
Wünschen uns sehr ein zweites Kind, aber haben Angst, dass diese sich wiederholt.
Mitglied inaktiv - 23.11.2010, 23:43
Antwort auf:
Präeklampsie+Hellp
Liebe Maja,
die Zahlen der Literatur beziffern das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie (Gestose) zwischen 19,5 -25,9 Prozent. Dabei ist das Wiederholungsrisiko umso größer, je früher die Erkrankung aufgetreten ist und liegt über 60%, wenn sich eine Präeklampsie bereits vor der 28. SSW manifestiert hat (Steinhard, 1999); Es ist also nicht gerade gering.
Laut einer Studie aus Israel aus dem Jahr 2000 liegt das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie bei 25,7% in der nachfolgenden Schwangerschaft und bei 37% für Patientinnen, die in ihrer ersten Schwangerschaft an einer schweren Präeklampsie litten.
Nach einer Eklampsie ist das Wiederholungsrisiko etwa bei 21.9Prozent bis 46.8 Prozent.
Nach einem HELLP-Syndrom ist das Wiederholungsrisiko zwischen 3-5 Prozent anzusiedeln. Für HELLP Patientinnen, die vor der 32. SSW
entbunden worden sind, steigt das Risiko für eine erneute Frühgeburt in der nächsten
Schwangerschaft um 61% (Sullivan et al. 1994).
Im Falle eines erneuten Kinderwunsches mit derartiger Vorgeschichte sollte sicher schon im Vorfeld auch der Hausarzt nach internistischen Symptomen, die von Herz-Kreislaufsystem ausgehen können oder auch die Niere betreffen können, schauen, um hier im entsprechende Risiken auszuschließen.
Auch können schon mal Gerinnungsstörungen bei der Frau, die nur mit speziellen Untersuchungen nachweisbar sind, ursächlich sein.
Nach den vorliegenden Leitlinien scheint zurzeit die einzige verfügbare Methode zur Prävention der Präeklampsie in einer ab der Frühschwangerschaft beginnenden Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (75-150 mg/Tag) zu sein. In Deutschland ist hier die ASS-Dosierung von 100 mg/Tag schon fast etabliert.
Darüber hinaus sollte die Frau dann während der Schwangerschaft auf eine möglichst gesunde Ernährung unter Wahrung der maximalen Gewichtszunahme, einer ausreichenden Flüssigkeits-, Eiweiß- und Salzaufnahme achten.
Die prophylaktische Einnahme von Magnesium hat sich in wissenschaftlichen Studien eindeutig als vorbeugend erwiesen.
Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte sind entsprechende Hinweiszeichen frühzeitig zu beachten.
Weiterhin ist die Ultraschall-Doppleruntersuchung schon früher, als andere Methoden in der Lage, Hinweiszeichen für eine Präeklampsie (Gestose) erkennen zu können.
VB
Quellen:
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/015-018.htm
AWMF-Leitlinie 015/018 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Schwangerschaftshochdruck/Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG):“Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen“, Stand:5-2008, zuletzt abgerufen:23.11.2010
Dukler D MD, Porath A MD; Bashiri A MD, Erez O MD; Mazor M MD. Remote
prognosis of primiparous women with preeclampsia. Eur. J. of Obstet. Gynecol. and
Reprod. Biol. 2001,96: 69-74
Janssen, Petra, „Wiederholungsrisiko und anamnestisches Risikoprofil bei hypertensiven
Schwangerschaftserkrankungen (HES)”, Dissertation, 2004
Sibai BM., Gordon T, Thom E, Caritis SN, Klebanoff MK, McNellis D et al. Risk
factors for preeclampsia in healthy nulliparous women: a prospective multicenter
study. Am. J. Obstet. Gynecol. 1995a;172:642-48.
Steinhard J, Klockenbusch W. Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und Präeklampsie. Risikofaktoren und Vorhersagemöglichkeiten. Gynäkologe 1999;32:753-60
Sullivan CA, Magann EF, Perry KG, Jr., Roberts WE, Blake PG, Martin JN, Jr. The
recurrence risk of the syndrome of hemolysis, elevated liver enzymes, and low
platelets (HELLP) in subsequent gestations. Am. J. Obstet. Gynecol. 1994;171:940-
43.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 24.11.2010