Guten morgen, Dr. Bluni,
Ich bin zur Zeit in der 23. SSW. Trotz meines "hohen Alters" (38) war die Schwangerschaft bis jetzt absolut komplikationslos - sogar die komplikationsloseste von allen (ist meine dritte, die anderen beiden endeten in Spontangeburten).
Bisher war bei den Vorsorgeuntersuchungen nur die Rede von einer Vorderwandplazenta.
Nun hatte ich wieder eine Vorsorgeuntersuchung und meine Gynäkologin machte einen vaginalen Schall und runzelte bei der Plazentalage die Stirn: Sie würde den Geburtsweg blockieren, sie würde zwar nicht komplett vor dem Muttermund liegen, aber teilweile und zwar seitlich am Uterus mit Anteilen nach vorne und nach hinten.
Auf mein optimistisches "Es sind ja noch viele wochen, sie kann sich ja noch hochziehen" meinte sie nur "Naja, kann sein, aber sie liegt wirklich nicht schön". Ich solle den Gedanken an eine Sectio nicht völlig ausklammern.
Nun meine Frage: Bis wann gibt man der Plazenta die Chance hochzuwandern und wann würde man letztendlich die Indikation für eine Sectio stellen? Das wäre für mich insofern wichtig, dass die Wahl des Geburtskrankenhauses davon abhinge.
Und noch eine Frage: Ich habe wirklich keinerlei Komplikationen, gehe auch noch normal arbeiten (bin selbst Chirurgin), keine Blutungen, in zwei Wochen wollten wir auch noch mal in den Urlaub fahren. Sollte ich alles so weitermachen wie bisher, oder irgendwas besonders beachten?
Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort, meine Gynäkologin ist zwar fachlich sehr kompetent und ich bin mehr als zufrieden, aber in diesem einen Fall war sie leider sehr kurz ab auch nach Nachfragen.
Kerstin G.
von
KerstinG74
am 26.09.2012, 10:10
Antwort auf:
Plazenta praevia
Liebe Kerstin,
Bei der nur tiefsitzenden Plazenta ist der Plazentarand maximal 5 Zentimeter vom inneren Muttermund entfernt, bei der Plazenta praevia marginalis erreicht die Plazenta den inneren Muttermund und bei der Plazenta praevia partialis überdeckt der Plazentarand den inneren Muttermund partiell. Nur bei der Plazenta praevia totalis liegt die Plazenta komplett über dem inneren Muttermund.
Manchmal kann diese Unterscheidung im Ultraschall Schwierigkeiten bereiten. In dem Fall kann es sinnvoll sein, dass Sie den Befund noch einmal durch eine erfahrene Fachärztin/Facharzt in einer Frauenklinik einschätzen lassen, da diese doch die meist größere klinische Expertise haben.
Sofern also die Nähe zum inneren Muttermund nicht zu gering ist, sind die Chancen sehr hoch, dass sich dieses im weiteren Verlauf noch ändert und Sie sich auch erst einmal keine Gedanken über einen möglichen Kaiserschnitt machen brauchen.
Zum zweiten Teil Ihrer Frage lässt sich sagen, dass bei nur tiefsitzender Plazenta erst einmal keine Besonderheiten zu beachten sind. Es sei denn, es kommt zu Blutungen. Beim Urlaub hängt es auch immer davon ab, ob Sie fliegen wollen und was der Zielort des Urlaubs denn ist. Aber, auch hier wird dieses bei nur tiefem Sitz fast immer möglich sein. Stimmen Sie sich dazu aber bitte individuell vor Ort ab.
Liebe Grüße
VB
Quellen
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Strauß, Alexander, Geburtshilfe Basics, Springer-Verlag, 2006
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 26.09.2012