Frage: Pilleneinnahme

Hallo Herr Dr. Bluni, ich habe eine (oder vielmehr 3) "Nachschwangerschaftsfrage": 1.) Vor 4 1/2 Monaten habe ich meine kleine Tochter entbunden und nach ca. 8 Wochen (ich stille nicht) meine erste Periode bekommen. Seitdem 3 regelmäßige Zyklen. Ich wollte jetzt wieder mit der Pilleneinnahme beginnen. Gestern bekam ich eine Schmierbltung (für die Periode war es ein/zwei Tage zu früh), im Lauf des Tages wurde es aber doch schon mehr (alo richtiges Blut). Ich war aber dann gestern abend so verunsichert, dass ich nicht die erste Pille genommen hane. Heute ist es eine normale Blutung. Meine Frage: Kann ich auch heute - also dann eher Zyklustag 2 - mit der Pilleneinnahme beginnen oder warte ich besser noch einen Zyklus ab, um wirklich den ersten Zyklustag zu erwischen? 2.) Eigentlich wollte ich sowieso mal eine Zeit lang nicht hormonell verhüten, weil mir schon seit mind. 15 Jahren immer wieder PCOS diagnostiziert weurde. Diese SS trat im 5. Zyklus nach dem Absetzen der Pille ein und der Arzt sah vorher keine auffälligen Zysten und meinte, es sehe nicht nach PCO aus. Ich würde das gerne mal wissen, was Sache ist. Wie lange müsste ich "hormonfrei" sein, damit man sich ein definitives Bild machen kann? 3.) Ich nehme schon bestimnmt 10 Jahre die Pille Yasmin - mit zwei SS-Aussetzern. Vor einigen Jahren wurde darüber so negativ berichtet wegen erhöhter Thrombosegefahr. Diese soll ja auch zu Beginn der Pilleneinnahme besonders hoch sein. Gilt das auch, wenn ich jetzt wieder damit anfange oder brauche ich mir nach so langer Zeit mit Yasmin keine großen Sorgen machen? Allein schon wegen dem immer wieder diagnostizierten PCOS war diese Pille Mittel der Wahl und ich vertrage sie auch gut. Vielen Dank und herzliche Grüße poldi

von poldi79 am 24.11.2012, 10:24



Antwort auf: Pilleneinnahme

Hallo Poldi, 1. in aller Regel fangen Sie mit der Einnahme am ersten Zyklustag an und auch, wenn es nur eine schwache Blutung ist. Ob diese Verhütungsmethode dann aber die für Sie empfohlene und zulässige ist, kann selbstverständlich nur Ihre Frauenärztin/Frauenarzt einschätzen. 2. eigentlich gar nicht, wenn es darum geht, die Eierstöcke um den Eisprung im Ultraschall zu beurteilen. Ansonsten wird es reichen, dann mal 1-2 Monate anders - z.B. mit Kondom - zu verhüten. 3. Die von Ihnen gestellte Frage zu Ihrer Pille birgt sicher eine gewisse Brisanz. Pillen, die ein neueres Gelbkörperhormon, wie das Drospirenon enthalten (eines der neueren Generation), sind seit ihrer Einführung auch in der Fachwelt erheblich in die Kritik geraten, nachdem es zu einer auffälligen Zahl an Thromboembolien und auch Todesfällen bei den Anwenderinnen gekommen ist. Es wurden daraufhin diverse Studien initiiert. Unter anderem handelte es sich um zwei eingebettete Fall-Kontrollstudien. Sie wurden im Britischen Ärzteblatt (BMJ) veröffentlicht. Diese und auch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA untermauern zumindest den Verdacht, dass Pillen mit diesem synthetischen Gestagen (Drospirenon) mit einem höheren thromboembolischen Risiko behaftet sind als Pillenpräparate mit dem älteren Gestagen Levonorgestrel. Das hat dazu geführt, dass die Hersteller in den USA jetzt stärkere Warnhinweise abdrucken mussten. Meines Wissens ist dieses in Deutschland bisher nicht der Fall. Sinnvollerweise stimmen Sie die für Sie beste Verhütung bitte mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab. Liebe Grüße V.B. Quellen http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/45587 (Kontrazeptiva: Drospirenon mit höherem Thromboembolierisiko, Deutsches Ärzteblatt, 26. April 2011, letzter Abruf: 24.11.2012) http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/Bekanntgaben/Archiv/2011/20111111.html („Risiko von venösen Thromboembolien bei Einnahme von Drospirenon-haltigen kombinierten oralen Kontrazeptiva“, Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Stand:11-2011, letzter Abruf: 24.11.2012) Seeger JD, Loughlin J, Eng PM, Clifford CR, Cutone J, Walker AM., Risk of thromboembolism in women taking ethinylestradiol/drospirenone and other oral contraceptives. Obstet Gynecol. 2007 Sep;110(3):587-93. van Grootheest K, Vrieling T. , Thromboembolism associated with the new contraceptive Yasmin, BMJ 2003; 326:257

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 24.11.2012



Antwort auf: Pilleneinnahme

Hallo Herr Dr. Bluni, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Insbesondere Ihre Stellungnahme zur Pille Yasmin gibt mir natürlich zu denken. Zumal die Studien die Vermutungen ja zu belegen scheinen. Ich erinnere mich aber noch genau, dass ich meine Frauenärztin vor 3 Jahren, als ich nach der ersten Geburt wieder mit der Pille starten wollte, dazu befragt hatte. Damals war die Berichterstattung in den Medien zu diesem Thema präsent. Sie meinte jedoch nur, dieses Thema werde hochgebauscht und ich könnte die Pille guten Gewissens nehmen. Auch eine zweite Ärztin, die ich gefragt habe, sagte das Gleiche. Was empfehlen Sie denn Ihren Patientinnen? Ich hatte mal Valette als Alternative, das gab aber Zwischenblutungen. Aber eine Thrombose möchte ich auch nicht risikieren. Zumal meine Mutter schon mehrere hatte - und ich nicht weiß, ob sowas dann schon als "familiäre Vorbelastung" zählt? Gruß poldi

von poldi79 am 24.11.2012, 13:48



Antwort auf: Pilleneinnahme

Hallo Poldi, wie gesagt, denke ich, dass es für Sie das sinnvollste ist, dass Sie sich hierzu vertrauensvoll mit einer Frauenärztin/Frauenarzt vor Ort abstimmen und dabei eben auch zwischen der ein oder anderen Pille und der mit ihr verbundenen Risiken abwägen. Liebe Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 25.11.2012