Hallo Dr. Bluni,
ich bin in der 29. SSW und habe an Silvester evtl. eine viertel Scheibe von einem Schinken gegessen bei dem wir nicht sicher sind, ob die Verpackung in Ordnung war. Der Schinken sah an den Rändern auch "lachsig" aus. Geschmeckt hatte er eigentlich OK. Evtl. ist beim Transport vom Supermarkt nach Hause die Verpackung beschädigt worden. Es sah aus wie ein kleiner Riss wenn ich aber mit dem Fingernagel darüber gegangen bin konnte ich kein Loch feststellen. Daher bin ich etwas unsicher. Jetzt habe ich eine Woche danach Halsschmerzen und ein bisschen verstopfte Nase. Fieber habe ich nicht. Könnte das Listeriose sein? Mein Frauenarzt und Hausarzt sind im Urlaub. Sollte sich am Wochenende noch Fieber dazu entwickeln würde es reichen am Montag einen Bluttest machen zu lassen und im Umgekehrten Fall sollte es mir wieder besser gehen könnte ich am Montag noch einen Bluttest machen lassen oder wäre dieser dann schon nicht mehr aussagekräftig.
Vielen Dank im Voraus! Ich mache mir jetzt wirklich Sorgen.
Mitglied inaktiv - 07.01.2010, 08:56
Antwort auf:
Listeriose
Hallo,
eine solche Situation stellt sich offensichtlich immer mal wieder ein: Das Fleisch war offensichtlich nicht ganz durchgegegart oder es wurde ein vermeintliches Rohmilchprodukt verzehrt und nun besteht die Angst einer Listeriose– oder Toxoplasmoseinfektion. Hier ist es grundsätzlich nicht möglich, nun das Risiko der Infektion zu quantifizieren.
Die Listeriose äußert sich in mäßigem Fieber, geringem Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen; also mit den Symptomen eines grippalen Infektes beziehungsweise einer Harnwegsinfektion.
Charakteristische Hinweise auf eine Listeriose fehlen, eine Abgrenzung zur Grippe beziehungsweise anderen Infektionen ist nicht gegeben, so dass eine gezielte Suche nach den Bakterien in der Regel unterbleibt.
Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden.
Wie häufig ist eine Listeriose?
In Deutschland kommt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zu rund 200 Fällen pro Jahr, die relativ gleichmäßig über das Land und das Jahr verteilt auftreten. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert (bei ca. 800.000 Entbindungen pro Jahr).
Kann Listeriose verhindert werden?
Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen).
generelle Empfehlungen:
• Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch
• Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen
• Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln
• Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter ) Milch hergestellt wurden
• Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind.
Es sollte immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält.
Ergibt sich ein begründbarer(!!) klinischer Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren, empfiehlt sich hierbei die sofortige Blut-Rachen- und Vaginalabstrichentnahme, sowie die Untersuchung des Urins und ggf bis hin zur Untersuchung der Amnionflüssigkeit. Die Anzucht in der Kultur ist das wichtigste Verfahren.
Hinsichtlich einer eventuellen Toxoplasmoseerkrankung sprechen Sie am besten mit Frauenärztin/Frauenarzt über einen entsprechenden Test.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 07.01.2010