Sehr geehrter Herr Bluni,
aufgrund einer Traumatisierung (Vergewaltigung) habe ich meinen Kinderwunsch Jahr um Jahr hinausgezögert.
Gründe:
1. Angst schwanger zu werden (Zeugung)
2. Angst vor den Umgang mit der Schwangerschaft (Körper gehört einem nicht mehr alleine = "etwas" ist in einem drinne
3. Furchtbare Angst vor der Geburt (Ausgeliefert sein, Hilflosigkeit, Scham, Kontrollverlust)
Diese Ängste haben sich im Laufe der Zeit nicht abgebaut und die "biologische Uhr" tickt.
Aber ich habe mir immer Kinder gewünscht und möchte diesen Traum eigentlich
nicht aufgeben.
Sie können einem eine solche Entscheidung nicht abnehmen...
doch haben Sie Erfahrungen mit solche oder ähnlichen "Fällen" ?
Z.B.
wie reagieren Frauen?
Können sich Traumatisierungen verschlimmern?
Gibt es spezielle Hilfsmöglichkeiten (Begleitungen = Hebammen, Kliniken) von Frauen in einer solchen Situation usw.?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
von
1B2F3S
am 13.03.2015, 11:51
Antwort auf:
Kinderwunsch nach sexuellem Missbrauch
Hallo,
1. im täglichen Alltag in der Praxis und der Klinik kommen solche Situationen zum Glück nicht so oft vor, dennoch stellen sie für jede Frauenärztin/Frauenarzt eine Herausforderung dar.
2. so sind dann auch die von Ihnen beschriebenen Ängste nach einem solchen Trauma sehr gut verständlich und umso wichtiger ist die empathische Begleitung dieses Wunsches, bzw. der Schwangerschaft und Geburt
3. die Reaktionen der betroffenen Frauen können verständlicherweise sehr individuell und auch die Verläufe in der Schwangerschaft. Jedoch sind die Chancen sicher sehr hoch, dass es unter einer entsprechenden Begleitung eben nicht zur Verschlechterung kommen wird.
4. zwar gibt es meines Wissens keine speziell ausgebildeten Hebammen/Ärzteteams in der Frauenklinik, jedoch finden sich über das Bundesgebiet verteilt eine Vielzahl an professionellen Beratungseinrichtungen, wie Traumaambulanzen mit speziell ausgebildeten Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten und Traumatherapeuten.
5. da Bundesministerium für Gesundheit hat dazu z.B. eine offizielle Internetseite mit Datenbank eingerichtet, die Sie unter der Adresse
http://www.hilfeportal-missbrauch.de/startseite.html
abrufen können.
Des weiteren wird Ihre Frauenärztin/Frauenarzt und auch eine Beratungseinrichtung, wie die Profamilia Ihnen hierbei sicher sehr gut weiterhelfen können.
Liebe Grüße
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 13.03.2015