Frage: Kell-positiv

Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge wurden bei mir Antikörper der Gruppe Kell festgestellt. Der Kindsvater ist ebenfalls Kell-positiv. Warum greifen diese Kell-Antikörper in dem Fall, daß beim Fötus oder späteren Embryo Cellano-Antigene festgestellt werden, nicht nur diese Antigene an und vernichten sie (wie bei einer Grippe...) sondern schädigen möglicherweise den Wasserhaushalt (Hydrops) der Zellen oder die Blutbildung (Morbus haemolyticus neonatorum)? Über eine Antwort sowie Hinweise zu weiterführender Literatur und Internetlinks wäre ich Ihnen sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen B.G.

Mitglied inaktiv - 07.10.2006, 17:23



Antwort auf: Kell-positiv

Hallo, 1. das Kell-System hat schon Relevanz für eine Schwangerschaft. Im Rahmen der Blutuntersuchung in der Schwangerschaft wird eigentlich auch immer nach entsprechenden Antikörpern gesucht. Nach dem AB0- und Rhesus-System ist für die Bluttransfusion das Kell-System am bedeutendsten, da der häufig vorkommende Antikörper Anti-Kell (Anti-K) wie auch das seltene Anti-Cellano (Anti-k) schwere Zwischenfälle bei Transfusionen und Schwangerschaften verursachen kann. Das Kell-Antigen ist bei Geburt voll entwickelt und konnte schon bei 10 Wochen alten Feten nachgewiesen werden. Antikörper der Spezifität Anti-Kell sind in der Lage, schwere Störungen der roten Blutkörperchen zu verursachen, bis zur massiven Wassereinlagerung oder gar einer Fehlgeburt Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung und der Titerhöhe. Ein Titeranstieg bei der Mutter kann trotz Erkrankung des Kindes ausbleiben. Es gibt keinen "kritischen" Titer wie beim Rhesus-Anti-D, der als Indikation zur Fruchtwasserpunktion verwertbar wäre. Bisher konnte bei entsprechender Risikokonstellation (Anti-Kell bei der Mutter nachweisbar und Kell-positivem Kindsvater) mangels klinischer und sonographischer Kriterien zur Diagnosesicherung nur die Bestimmung des Hämoglobinwertes, der Blutgruppe, der Rhesusformel, und des Kell-Faktors des Kindes ab etwa der 20. Schwangerschaftswoche aus einer per Nabelschnurpunktion gewonnenen kindlichen Blutprobe erfolgen. Mittlerweile besteht die Möglichkeit, den Kell-Faktor des Kindes aus einer Fruchtwasserprobe mittels einer speziellen Technik zu bestimmen. Insofern wären die Befund immer vor Ort mit einem entsprechend erfahrenen Labor oder eine Abteilung für Pränataldiagnostik zu besprechen. 2. wie Sie diesen Ausführungen entnehmen können, führt die eventuelle Zerstörung kindlicher Blutzellen zu dem vermeintlichen Versuch, neue Blutzellen in anderen Organsystemen zu produzieren. Dieses kann dann zu einer vermehrten Wassereinlagerung (Hydrops) führen. 3. Wenn Sie sich für dieses Thema mehr interessieren, kann die Suche über die Stichworte fetale Hämolyse, Morbus haemolyticus neonatorum vielleicht weiterführende Informationen erbringen. VB VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 08.10.2006