Frage: Infektionsscreening

Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, die IKK gesund plus bietet Schwangeren ein sog. Infektionsscreening zwischen der 16. bis 24. SSW mit folgender Begründung an: "Bakterielle Infektionen innerhalb der Schwangerschaft können ein Risikofaktor für eine Frühgeburt sein. Durch ein sogenanntes Infektionsscreening in der Schwangerschaft können sie rechtzeitig erkannt und medizinisch behandelt werden." Es handelt sich dabei um einen vaginalen Abstrich. Was genau untersucht wird, konnte mir meine Frauenärztin bei der letzten Vorsorge nicht sagen. Das Angebot meiner Krankenkasse wurde bisher in ihrer Praxis nicht wahrgenommen. Meine Fragen: Was genau wird bei einem solchen Abstrich untersucht? In der 19. SSW wurde bei mir ein vaginaler PH-Wert von 4 festgestellt. Können bei einem solchen PH-Wert überhaupt vaginale Infektionen (bakterielle, pilzbedingte, Trichomonaden) vorliegen? Wenn es nicht unbedingt sein muss, würde ich auf einen vaginalen Abstrich verzichten. Besten Dank!

von Saskia1984 am 24.11.2019, 17:17



Antwort auf: Infektionsscreening

Hallo, 1. Fakt ist, dass viele gesetzliche Krankenkassen mit den Überschüssen eine Menge Unsinn finanzieren, was ich an der Stelle nicht weiter kommentieren möchte. 2. aber, leider gehört auch diese Maßnahme auch dazu, denn dafür gibt es bis heute keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz, dass dieses eine Frühgeburt verhindern könnte. "Pregnant women should not be offered routine screening for bacterial vaginosis because the evidence suggests that the identification and treatment of asymptomatic bacterial vaginosis does not lower the risk of preterm birth and other adverse reproductive outcomes." Zitat NICE (National Institut for Health and Care Excellence, Juni 2016) 3. viel wichtiger ist es, differenziert und orientiert am individuellen Risiko eine Patientin zu betreuen, wenn es ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt oder vorzeitige Wehen gibt. Herzliche Grüße VB Quellen https://www.uspreventiveservicestaskforce.org/Page/Document/draft-recommendation-statement/bacterial-vaginosis-in-pregnant-adolescents-and-women-to-prevent-preterm-delivery-screening (U.S. Preventive Services Task Force:” Draft Recommendation Statement Bacterial Vaginosis in Pregnant Persons to Prevent Preterm Delivery: Stand 2019, letzter Abruf: 24.11.2019) https://www.cochrane.org/CD000262/PREG_antibiotics-for-treating-bacterial-vaginosis-in-pregnancy (Cochrane Review: Antibiotics for treating bacterial vaginosis in pregnancy, Stand Januar 2013, letzter Abruf 24.11.2019) Guise, Jeanne-Marie MD, MPH, Mahon, Susan, MPH, Aickin, Mikel, PhD, and Helfand, Mark, MD, MPH., Screening for Bacterial Vaginosis in Pregnancy, Systematic Evidence Reviews, No. 1, Oregon Health Sciences University Evidence-based Practice Center, Portland, Oregon, Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); April 2001. Yudin, Mark H., and Deborah M. Money. "No. 211-screening and management of bacterial vaginosis in pregnancy." Journal of Obstetrics and Gynaecology Canada 39.8 (2017): e184-e191.

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 24.11.2019