Hallo Dr Bluni,
Ich würde gern eine zweite Meinung einholen:
1) Ich bin in der 29. Woche und kämpfe seit Mitte November mit einer Erkältung. Immer ohne Fieber, aber sehr kräftezehrend.
Habe ab und zu zur Nacht eine halbe 500er Paracetamol genommen und ansonsten auf Tee, Honig etc gesetzt.
Ich machen mind 2x am Tag Nasenspülung.
Seit 4 Tagen ist die Nasennebenhöhle betroffen (Schleim grün/Zahnschmerzen im Liegen)
Ich nehme nun Sinupret forte, für das meine Frauenärztin damals als ok gab.
Es wirkt auch, aber ich frage mich ob es nixht mal an der Zeit ist doch ein Antibiotikum zu nehmen?
Ich bin mir nicht sicher ob meine Frauenärztin mich da ernst nimmt oder ich beim Hausarzt besser aufgehoben bin.
Ist eine Medikation irgendwann sinnvoll oder ist es immer besser nichts zu nehmen und es so auszusitzen?
2. Auf Grund von Punkt 1 könnte ich meinen Wassergym Kurs für die Ischias Probleme nicht war nehmen und diese werden immer schlimmer. Ist Paracetamol das Mittel der Wahl gegen die Schmerzen und in welcher Dosis/Zeitraum darf ich es anwenden?
Auch hier bin ich mir nicht sicher welcher Arzt der richtige ist.
Vielen Dabk
Jenni
von
Silentfire
am 04.01.2018, 08:53
Antwort auf:
Hartnäckige Erkältung und Ischias
Hallo Jenni,
1. zunächst einmal ist die Erkältung in aller Regel eine Virus bedingte Erkrankung, gegen die kein Antibiotikum hilft.
Sie wird auch in aller Regel ohne weitere Auswirkungen bleiben.
2. dessen ungeachtet kann es natürlich ausgeprägte Verläufe, auch mit Sekundärkomplikationen geben, in denen dann der Hausarzt hinzugezogen werden sollte. In diesen Fällen kann dann auch mal an Antibiotikatherapie notwendig werden.
3. bei Schmerzen ist Paracetamol das Mittel der Wahl. Die Dosis ist der Fachinformation zu entnehmen und eine zeitliche Begrenzung gibt es hier nicht.
Ansprechpartner der Wahl ist der Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 04.01.2018
Antwort auf:
Hartnäckige Erkältung und Ischias
Hallo,
wenn ein Infekt so lange dauert, dann hat sich fast immer ein Bazillus drauf gesetzt. Das heißt, aus der ursprünglichen, normalen Virus-Erkältung ist ein bakterieller Infekt geworden. Der ist in der Schwangerschaft (aber auch außerhalb) sehr belastend. Dass dies bei Dir der Fall ist, zeigt auch der eitrige Schnupfen. Nach über sechs Wochen ist es Zeit für ein Antibiotikum. Es gibt mehrere, die in der Schwangerschaft ausdrücklich erlaubt sind, weil sie in 50 Jahren noch nie einen negativen Einfluss auf das Kind gezeigt haben, zum Beispiel Amoxicillin.
Ansprechpartner ist hier der Hausarzt, denn bakterielle grippale lnfekte gehören nicht zum Gebiet eines Gynäkologen. Ich würde damit jetzt auch nicht mehr länger warten, denn vereiterte Nebenhöhlen sind nicht so ungefährlich, wie viele Laien glauben. Gerade in der Schwangerschaft, wo die Abwehr eh etwas herabgesetzt ist, können sie aufs Mittelohr und sogar aufs Gehirn übergreifen. Mein eigener Hausarzt sagt, er achte deshalb immer darauf, dass seine Patienten keine Nasennebenhöhlen-Infekte verschleppen.
Jetzt noch weiter zu warten ist wesentlich belastender, als für ein paar Tage ein Antibiotikum zu nehmen. Sprich mit dem Hausarzt und sage natürlich, dass Du ein schwangerschaftsverträgliches AB brauchst.
Wegen des Ischias: Da half bei mir Yoga für Schwangere genial, ich hätte mir das vorher gar nicht vorstellen können. Gute Übungen gibt es z. B. bei YouTube, auch für Anfänger. Der Effekt tritt allerdings erst ein, wenn man fleißig jeden Tag 15 Minütchen übt und das zwei, drei Wochen durchhält.
LG und gute Besserung!
von
Bonnie
am 04.01.2018, 09:16
Antwort auf:
Hartnäckige Erkältung und Ischias
Guten Morgen Jenni,
die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft kann das Asthma-Risiko beim Nachwuchs erhöhen (s. Link:
https://www.aponet.de/aktuelles/ihr-apotheker-informiert/20171117-schmerzmittel-in-der-schwangerschaft.html)
Und wie Herr Dr. Bluni bereits sagte, sind derartige Infekte in der Regel virusbedingt, d. h. da helfen keine Antibiotika. Gerade im Zuge der zunehmenden Resistenzentwicklung sollten diese möglichst nur selten eingesetzt werden. Zudem haben sie diverse Nebenwirkungen und schädigen die Darmflora für eine lange Zeit. Die Darmflora ist jedoch für ein gutes Immunsystem immens wichtig. Wenn Du bereits seit Mitte November unter dem Infekt leidest, scheint Deine körpereigene Abwehr derzeit geschwächt zu sein.
Wenn Du Nasenspülungen machst, dann bitte immer nur abgekochtes Wasser nehmen. Warum, erfährst unter diesem Link:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/04/12/wasser-fuer-die-nasendusche-abkochen
Bei Ischias-Beschwerden sind Wärme und Bewegung empfehlenswert, d. h. zum Beispiel tägliche Spaziergänge.
Zur Stärkung des Immunsystems und bei diversen Infekten hat sich die Einnahme des Spurenelementes Zink (z. B. Unizink, rezeptfrei aus der Apotheke) bewährt. Zink ist zudem wichtig für die Schleimhäute und wirkt entzündungshemmend. Das Gute ist, dass man das Arzneimittel auch während der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen darf. Schwangere und Stillende haben in der Regel sogar einen erhöhten Bedarf an Zink.
Ich wünsche Dir gute Besserung und ein schönes Wochenende!
von
schroetchen
am 05.01.2018, 09:14