Frage: Gebärmutterspiegelung sinnvoll?

Hallo, ich hatte inzwischen drei Fehlgeburten. Schon nach der zweiten waren mein Mann und ich beim Humangenetiker und es wurde festegestellt dass ich eine Chromosomentranslokation habe. Als ich nun im April zur Ausschabung beim dritten Mal war, wurde mir bei der Entlassung empfohlen eine Gebärmutterspiegelung machen zu lassen um ein Septum auszuschließen. Nun stelle ich mir die Frage ob das bei mir wirklich sinnvoll ist. Wenn eine Trennwand so dünn ist dass sie auf einem Ultraschall nicht zu sehen ist, sollte diese dann nicht bei einer Ausschabung mit entfernt oder wenigstens durchstoßen worden sein? Ich bin sehr verunsichert, denn irgendwie schürt das ja auch wieder Hoffnung dass die Schwangerschaften nicht wegen der falschen Chromosomen sondern wegen einer anatomischen Anomalie so schnell (zwischen 5. und 8. Woche, immer ohne erkennbare embryonale Anlagen) zu Ende waren... Vielen Dank im Voraus für eine Antwort.

von summerbreeze am 02.06.2011, 10:07



Antwort auf: Gebärmutterspiegelung sinnvoll?

Hallo, 1. eine solche Spiegelung kann im Zusammenhang mit der Abklärung wiederholter Fehlgeburt schon Sinn machen und ein eventuelles Septum kann im Ultraschall oft gar nicht gesehen werden und braucht im Rahmen der Ausschabung auch nicht zwangsläufig durchstoßen zu werden. 2. es ist ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, dass manche Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben oder zwischendurch eine Schwangerschaft austragen, bevor eine sich dann (wieder) ein intakte Schwangerschaft entwickelt. Dabei sind genetische Störungen die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt, dann folgen anatomische Ursachen, Infektionen und Medikamente. Auch können sowohl Gerinnungsstörungen als auch das mütterliche und väterliche Alter eine Rolle spielen. Da das Fehlgeburtsrisiko mit jeder Fehlgeburt steigt, wird bei gehäuften Fehlgeburten (habituellen = mehr als dreimal hintereinander) empfohlen, eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. In Ausnahmefällen schon früher. Dazu wird dann sicher auch ein Spermiogramm des Partners gehören. Das Fehlgeburtsrisiko beträgt nach nur einer frühen Fehlgeburt etwa 25% und 40 bis 45% nach zwei Fehlgeburten. Gegenstand weiterführender Diagnostik ist die Untersuchung der Frau, der Genetik der Eltern und ggf. auch die Suche nach den oben genannten Blutgerinnungsstörungen. Diese bleiben die häufig unerkannt, aber dennoch sind sie in einer nicht unerheblichen Zahl die Ursache für wiederholte Fehlgeburten und Probleme in der Schwangerschaft. Als hormonelle Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Unter- oder Überfunktion in Frage. Ein Gelbkörpermangel ist sicher eher selten die Ursache. Eine für jede individuelle Situation passende Prophylaxe haben wir bis heute nicht. Bei einer genetischen Ursache ist dieses auch eine Art natürlicher Ausleseprozess der dazu führt, dass mache Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben, bevor sich eine intakte Schwangerschaft entwickelt. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin ab. VB Quellen: Cook CL, Pridham DD., Recurrent pregnancy loss, Curr Opin Obstet Gynecol. 1995 Oct;7(5):357-66. T.Philipp, K.Philipp, A.Reiner, F.Beer and D.K.Kalousek, Embryoscopic and cytogenetic analysis of 233 missed abortions: factors involved in the pathogenesis of developmental defects of early failed pregnancies, Human Reproduction Vol.18, No.8 pp. 1724±1732, 2003 Risch HA,Weiss NS,Clarke EA,Miller AB., Risk factors for spontaneous abortion and its recurrence, Am J Epidemiol.,1988 Aug;128(2):420-30 http://www.dggg.de/fileadmin/public_docs/Leitlinien/2-2-2-wsa-2010.pd f (AWMF-Leitlinie 015/50 der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., Diagnostik und Therapie beim wiederholten Spontanabort, Stand: August 2010, letzter Abruf: 11.1.2011)

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 02.06.2011