Hallo Herr Dr. Bluni,
bei mir steht bald der 2. Ultraschall an, ggf. mit Organdiagnostik. Eigentlich hatten uns mein Mann und ich für die Basis-Version entschieden. Nun hat aber meine Frauenärzting gesagt, ich sei die erste Patientin, die das täte und wenn - was ja wirklich selten sei - doch Fehlbildungen erkennbar seien - könne das relevant für die Art der Geburt (z.B. Kaiserschnitt) und ggf. schnelle Weiterbehandlung des Kindes sein. Deshalb bin ich jetzt doch am Grübeln. Ich brächte es nicht übers Herz, mein Kind abzutreiben, das fände ich belastender als ein Kind, das wenige Wochen nach der Geburt stirbt oder ein Leben lang eine Behinderung hat. Aber eine Geburt mit lauter Komplikationen und dabei sterbendem Kind - und vielleicht bekomme ich dann auch Komplikationen - brauche ich natürlich auch nicht, auch wenn das sehr unwahrscheinlich ist.
Ich weiß, dass es da kein "richtig" und "falsch" gibt, trotzdem hätte ich gern eine Einschätzung, wie sinnvoll so eine erweitere Diagnostik im Vergleich zur Basisdiagnostik ist und in wie vielen Fällen sie mehr bringt als die Basis-Untersuchung (falls Sie da Zahlen haben). Und was Studien dazu sagen - oder was sonst noch vielleicht wichtig wäre zu wissen, ich lese auch Englisch. Das würde mir helfen auf Basis dessen eine für mich und uns vernünftige Entscheidung zu treffen. Noch kurz zur Einschätzung: Ich bin vollkommen gesund, keine Risikofaktoren, 31. Jahre alt, derzeit 17. SSW, 1. Schwangerschaft. Entbinden werde ich vielleicht/wahrscheinlich in einem herkömmlichen Krankenhaus, das aber nur 1km von der hießigen Uniklinik entfernt ist. Mich hat das alles auch bisher nicht gekümmert, weil alles prima lief, aber jetzt bin ich/sind wir gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Danke für Ihre Einschätzung!
von
zanka
am 16.01.2018, 17:21
Antwort auf:
Für und Wider 2. Ultraschall: Basis oder erweitertere Untersuchung machen lassen
Hallo,
das ist in der Tat ein für sehr viele Paare kein einfaches Thema. Das auch vor dem Hintergrund der mittlerweile zunehmenden Anzahl an verschiedenen Möglichkeiten, die angeboten werden. Und dieses eben auch von unterschiedlich qualifizierten Behandler an.
Grundsätzlich empfehle ich in diesem Forum praktisch seit Beginn 1998, dass hier in der Situation die objektive Beratung des Paares im Vordergrund steht.
Das finden Sie auch in der Stichwortsuche unter dem Stichwort Pränataldiagnostik sehr ausführlich beschrieben.
Dabei sollte dann auch berücksichtigt werden, ob es Risikofaktoren gibt oder ein gesteigertes Bedürfnis, hier eine entsprechende Diagnostik auf den Weg zu bringen.
Wenn es also bedingt durch das Alter und die Vorgeschichte keine sonstigen Risiken für eine genetische Störung oder Missbildung gibt, werden wir unter normalen Umständen keine weiterführende Diagnostik auf den Weg bringen.
Jedoch hat die genannte Entwicklung es auch mit sich gebracht, dass viele Eltern hier deutlich mehr fordern und wünschen, auch wenn dieses von der jeweiligen Praxis nicht immer so geleistet werden kann.
Für die Schwangere ohne erhöhtes Risiko für eine genetische Störung, wird es eben das Basisrisiko einer Fehlbildung geben, dass statistisch etwa bei 4 % liegt. Und die gut ausgebildete Frauenärztin/Frauenarzt kann mit einem guten Ultraschallgerät schon eine Menge Dinge identifizieren, wenn natürlich auch nicht alles.
Der so genannte Basisultraschall ist eine meines Erachtens Erfindung der kassenärztlichen Vereinigung, bei denen der reguläre Niedergelassene in einem Kursus gewisse Ultraschall-Kenntnisse verbessert.
Das darf aber sicherlich nicht mit dem verwechselt werden, was an Qualität in einem Zentrum für pränatale Diagnostik durch entsprechend qualifizierte Untersucher geleistet werden kann.
Zusammenfassend hängt die Antwort der Frage sicherlich auch von Ihrem Sicherheitsbedürfnis ab und wenn klar ist, dass gegebenenfalls warb keine Konsequenz aus besonderen Auffälligkeiten gezogen wird, wäre eine solche Diagnostik umso kritischer durchzuführen.
Liebe Grüße
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 16.01.2018
Antwort auf:
Für und Wider 2. Ultraschall: Basis oder erweitertere Untersuchung machen lassen
Wir haben uns gegen jegliche Form der Pränataldiagnostik entschieden, da auch wir keine Schwangerschaft abbrechen würden.
Den ausführlichen Organultraschall haben wir aber machen lassen, da es dabei für uns drum geht, behandelbare Organfehler zu erfahren, dass dann u.U. sofort (also noch im Mutterleib) oder unmittelbar nach der Geburt reagiert werden kann.
Ich würde es nochmal ausführlich mit deiner Ärztin bereden - für mich gab es keinen Grund, den ausführlichen Ultraschall abzulehnen.
von
malini
am 16.01.2018, 17:55
Antwort auf:
Für und Wider 2. Ultraschall: Basis oder erweitertere Untersuchung machen lassen
So ein Ultraschall dient ja in erster Linie nicht dazu, einen Grund zum Schwangerschaftsabbruch zu finden. Ich denke, das würdet ihr eh nie machen, so wie ich das herauslese.
Allerdings kann man für den Fall von Fehlbildungen so schon mal darauf vorbereitet werden, was (eventuell) nach der Geburt auf einen zukommt. Sei es jetzt, dass organisch etwas nicht stimmt (z.B. ein Herzfehler) oder dass sich Anzeichen z.B. für eine Trisomie zeigen. Man kann sich schon mal drauf vorbereiten und ich denke, der Schreck ist umso größer, wenn man eh schon eine lange Geburt hatte und dann das Kind vielleicht sofort in den OP muss. Ich kann dir nur dazu raten. Alles Gute für dich und dein Baby!
von
Anniquita83
am 16.01.2018, 18:55