Fetales Wachstum entlang 75. Perzentile besorgniserregend?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Fetales Wachstum entlang 75. Perzentile besorgniserregend?

Sehr geehrter Herr Bluni, meine Frauenärztin macht mich wahnsinnig. Zur Vorgeschichte: Ich habe bereits einen 16 Monate alten Sohn, der entlang der 75. Perzentile gewachsen ist, sein Kopf sogar entlang der 92. Perzentile. In der damaligen Schwangerschaft wurde ein Diabetes mehrfach durch den großen OGTT ausgeschlossen (89-125-96 mg/dl). Auch der Chefarzt der Entbindungsklinik fand das damals stimmig, da mein Mann und ich beide kräftig gebaut sind und beide einen relativ großen Kopf haben. Er sagte damals, es sei normal, dass manche Paare eben größere Kinder bekommen als andere. Nun bin ich erneut schwanger und befinde mich in der 31. SSW. Da wir letzten Herbst rund 80 km weit weg gezogen sind, musste ich mir zwangsläufig einen neuen Gynäkologen suchen. Das Kind ist laut meiner Ärztin wieder so groß, was mich nicht wundert. Dieses Mal lag beim OGTT der Nüchternwert außerhalb des Normbereiches, bei 96 mg/dl. Der 1 h Wert lag bei 132 mg/dl, der 2 h Wert bei 115 mg/dl. Laut Diabetologin ist der etwas höhere Nüchternwert sehr wahrscheinlich genetisch bedingt, da in meiner Familie väterlicherseits Diabetes mellitus Typ II sehr verbreitet ist. Ihrer Meinung nach soll ich mir keine Sorgen machen, so lange der Nüchternwert nicht regelmäßig über 100 mg/dl liegt, was er nicht tut. Einen Auslöser für erhöhte Nüchternwerte habe ich auch bereits ausgemacht. Da sie immer dann mit 96-98 mg/dl über den erlaubten 95 mg/dl liegen, wenn mein Sohn mich nachts mehrfach geweckt hat (er zahnt zur Zeit), ist das ein Auslöser, den ich nicht abstellen oder anderweitig beeinflussen kann. Weckt er mich nicht, liegt mein Nüchternwert bei 88-92 mg/dl. Ich führe zusätzlich zum Blutzuckertagebuch ein Ernährungsprotokoll. Weder die Diabetologin noch die Ernährungsberaterin haben an meiner Ernährung irgendetwas auszusetzen. Allein wegen der Diabetesvorbelastung in meiner Familie achte ich da sehr drauf. Während man in der gewählten Entbindungsklinik bei meinen Werten absolut entspannt ist, meine Diabetologin keinen Handlungsbedarf sieht und es mich eigentlich auch nicht wundert, dass Kind Nr. 2 sich sehr ähnlich zum großen Bruder entwickelt, drängt meine Frauenärztin nun auf Insulin zur Nacht. Ist das aus gynäkologischer Sicht wirklich notwendig? Ich meine gelesen zu haben, dass das zweite Kind in der Regel mindestens ebenso groß wird wie das erste. Deswegen bin ich zunehmend genervt, bei jedem Frauenarzttermin erklären zu müssen, dass die Diabetologin keinen Handlungsbedarf sieht, zumal mein HbA1c bei 5,4% liegt. Dass es bei einem Diabetes neben Makrosomie auch zur Unterzuckerung des Kindes nach der Geburt und anderen Folgen kommen kann, ist mir bewusst. Bitte entschuldigen Sie den langen Text. Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Mühen und verbleibe mit freundlichen Grüßen Kerstin D.

von Kerstin-1811 am 09.06.2017, 18:15



Antwort auf: Fetales Wachstum entlang 75. Perzentile besorgniserregend?

Liebe Kerstin, 1. erstens ist es völlig unstrittig, dass ein Nüchternblutzucker von deutlich über 90 g/dl (Schwangere war vorher 9-12 h nüchtern u. der Wert wurde unter standardisierten Laborbedingungen bestimmt) die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes mit sich bringt. Da gibt es auch keine Ausreden, wie " das ist genetisch bedingt normal". 2. in dem Fall werden wir die Schwangere in einem ausgewiesenen Zentrum (Perinatalzentrum oder Diabetologe, der große Expertise in der Betreuung Schwangerer hat) vorstellen zur Ernährungsberatung und Überwachung. 3. wird eine Insulintherapie nur in den allerwenigsten Fällen indiziert sein, bei denen trotz optimaler Ernährung der Blutzucker große Schwankungen zeigt, oder es im Ultraschall entsprechende Auffälligkeiten gibt. Herzliche Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 10.06.2017



Antwort auf: Fetales Wachstum entlang 75. Perzentile besorgniserregend?

Sehr geehrter Herr Bluni, vielen Dank für Ihre Antwort. Allerdings geht sie etwas an meiner Frage vorbei. Zu 1: Das ist die Aussage der behandelnden Diabetologin! Deren Fachkompetenz zweifle ich als medizinischer Laie nicht an. Als Begründung nannte sie auf meine Nachfrage, zum einen spräche mein HbA1c (5,4%) gegen Diabetes, zum anderen sei das der aktuelle Stand der Forschung. Zu 2: Ich bin sowohl in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis als auch in einem Perinatalzentrum Level I vorstellig geworden. Die Aussage der Diabetologin wurde dort bestätigt. Zu 3: Ich ernähre mich, als hätte ich einen rein diätetisch behandelten Diabetes Typ II. Ernährungsberaterin, Diabetologin und Ärzte des Perinatalzentrums sind sich nach Vorlage von Diabetestagebuch und Ernährungsprotokoll einig, dass es an meinen Ernährungsgewohnheiten nichts zu verbessern gibt. Erhöhte Nüchternwerte im Rahmen der Selbstkontrolle treten dann auf, wenn mein Sohn mich nachts (mehrfach) weckt. Die Selbstkontrolle erlaubt Höchstwerte von 95 mg/dl nüchtern. Bewegung habe ich ausreichend, im Mittel 7200 Schritte bzw. 60 min täglich. Daher nochmal meine Frage: Ist das Drängen auf eine Insulintherapie aus gynäkologischer Sicht in diesem Fall indiziert? Mein Sohn war in der selben Schwangerschaftswoche (sogar am selben Tag der Schwangerschaft geschallt) sogar deutlich größer, und das ohne Diabetes. Vielen Dank und viele Grüße Kerstin D.

von Kerstin-1811 am 11.06.2017, 00:08



Antwort auf: Fetales Wachstum entlang 75. Perzentile besorgniserregend?

Hallo, zu diesem Sachverhalt hatte ich mich ja bereits ausführlich geäußert. Dem lässt sich eigentlich nichts mehr hinzufügen und so, wie Sie es beschreiben, werden Sie vor Ort ja nun auch wirklich äußerst kompetent beraten. Herzliche Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 11.06.2017



Antwort auf: Fetales Wachstum entlang 75. Perzentile besorgniserregend?

Liebe Kerstin! Bitte mach dich nicht verrückt. Wärst du nicht schwanger, wäre dein Nüchternwert absolut in der Norm. In meiner ersten Schwangerschaft hat man mich auch total in Panik versetzt (völlig unnötigerweise). Nach diesen Schikanen (OHNE Diät akribisches Tagebuch mit total niedrigen Werten, das kein Mensch angeschaut hat, dafür ständig Kontrollen mit dem Hinweis "alles bestens, kommen Sie in 3 Wochen wieder") sehe ich meine zweite Schwangerschaft etwas gelassener. Dein Nüchternwert ist ja nicht permanent drüber, sondern eben von äußeren Faktoren beeinflusst. Stress und Krankheit treibt ihn in die Höhe, das ist ja kein Geheimnis. Dein HbA1c ist ja auch völlig in der Norm! Wenn ein Kind ohne Diabetes-Diagnose so groß wird, geschieht ja auch nichts (vom Kaiserschnitt abgesehen). Ob du spritzen willst oder nicht, ist immer noch deine Entscheidung!

Mitglied inaktiv - 13.06.2017, 10:09



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Wachstum Embryo 8. SSW zu klein

Guten Morgen Herr Karle, nach über 2,5 Jahren unerfülltem Kinderwunsch bin ich nun endlich wieder schwanger. Ich habe bereits eine 3, 5 jährige Tochter, die nach unauffälliger Schwangerschaft spontan und problemfrei bei 38+5 geboren wurde. Rechnerisch bin ich bei 7+1 (Datum des Eisprungs kann ich auf den 20.3/21.3 sicher eingrenzen). Letzte ...


Wachstum

Hallo, Gestern wurde beim Ultraschall festgestellt, 27. SSW, dass alle Maße das Babies gleichermaßen um knapp zwei Wochen zurückliegen. Ein Doppler wurde nicht gemacht. Bei der letzten Untersuchung vor fünf Wochen waren noch alle Maße für die SSW in Ordnung. Die nächste Kontrolle findet erst in drei Wochen wieder statt. Wie sehen Sie das? Hätte...


Stagniert das Wachstum?

Sg. Herr Dr . Karle, vielen Dank für Ihre nette und rasche Antwort letztens. Schon wieder hab ich eine Sorge. Heute war ich in der Ambulanz, weil ich seit 10 Tagen keinen richtigen Stuhlgang hatte und Macrogol/Hausmittel nichts helfen. Aber das ist jetzt nicht meine Sorge, sondern: ich sollte heute eigentlich an 11+0 sein rechnerisch (es w...


Gebärmutterhals 30 SSw verkürzt - Wachstum

Guten Morgen, bei einer gestrigen Untersuchung wurde festgestellt, dass sich mein Gebärmutterhals von 5cm auf 3,4 cm verkürzt hat. Ich bin in der 30 SSW (29+2) und hatte 2015 eine Konisation. Da das Kind sehr zart ist (gestern gemessen mit 1100g, im Krankenhaus am Dienstag mit 1040g) mit Verdacht auf iugr habe ich ein Sportverbot erhalten und bi...


Wachstum und Versorgung des Babys

Lieber Herr Dr. Karle, ich bin aktuell in der 38. SSW (37+3) und war gestern Abend wegen starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Bluthochdruck im Krankenhaus. Eine Präeklampsie wurde dort aber ausgeschlossen. Beim Ultraschall wurde jedoch festgestellt, dass das Baby seit der letzten Messung (1.12., bei der Geburtsanmeldung im gleichen Krankenhaus, a...


Wachstum

Ich bin aktuell in der 29. Ssw Vor ca 2 Wochen war die Größe von Knirps ca. 34cm und 900 Gramm (US späte Feindiagnostik) Heute war der dritte reguläre Schall zur Entwicklung und da kam raus dass Knirps nun knapp 1500 g wiegen soll die Größe aber noch gerade so in der Norm wäre. Eine Schwangerschaftsdiabetes wurde ausgeschlossen (großer OGTT). Ka...


Kein Wachstum in 5 Tagen - Zwillinge

Sehr geehrter Dr. Karle, Ich bin gerade sehr verwirrt und kann mich nicht freuen. Kurz zu meiner Vorgeschichte: nach einer MA und einem frühen Abgang wurde ich nach Clomifen schwanger und bin heute berechnet 6+ 4. Am 2.2 konnte man in der Kiwu eine kleine Fruchthöhle sehen. Am 9.2 musste ich zum FA. Dort konnte man 2 Fruchthöhlen sehen, w...


Wachstum Fötus

Hallo , ich hätte noch eine Frage ! Letzte Woche war mein kleiner Fötus knapp 8cm groß heute 6 Tage später war es 8,6cm groß , also ist es nur 6 mm die Woche gewachsen! Meine Ärztin hat nichts dazu gesagt ! Mir ist es jetzt erst zu Hause aufgefallen! Ist das ok, das das Baby diese Woche nur 6 mm gewachsen ist statt 1 cm ? Oder muss ich mir Sorgen...


GA und Perzentile / Anzeige US-Gerät

Hallo Herr Dr. Karle, aus reinem Interesse würde ich gerne verstehen, was genau die Anzeige auf dem US-Gerät bedeutet. Beispielsweise steht dort "GA 25w2d 97%" neben den Werten zu Kopfumfang/Bauchumfang etc. Meine Interpretation wäre, dass die Wochen-/Tagesangabe das Gestationsalter bezeichnet, bei dem der jeweilige Wert genau im Mittelfeld...


Wachstum/Ernährung/Stress

Guten Tag Ich hoffe, Sie können mir nochmals weiterhelfen. Kurz die Fakten: Ich habe ein erhöhtes Risiko auf Präeklampsie und nehme seit SSW 14 Aspirin Cardio. Ich esse zweimal täglich um 18.00 Uhr und 22.00 Uhr (die Uhrzeiten entsprechen meinem üblichen Biorythmus, also das mache ich wirklich seit 10 Jahren und fühle mich super), versu...