Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich bin im 2. Monat schwanger und plane eine Reise auf die Malediven nächsten Monat. Ist das möglich oder sollte man in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft auf lange Reisen verzichten? Während meiner letzten Schwangerschaft sind wir im 5 Monat nach Thailand geflogen und das ging problemlos. Herzlichen Dank für eine Antwort und Ihre Meinung. Mit sonnigen Grüssen
Mitglied inaktiv - 13.07.2010, 08:51
Antwort auf:
Ferienreise im 3. Monat der Schwangerschaft
Hallo,
1. in der Schwangerschaft sollten die Reiseziele nicht nur wegen möglicher Durchfallerkrankungen schon gut ausgewählt werden, wenn es um Fernreisen geht. Darüber hinaus sollte sich die Schwangere darüber im Klaren sein, dass die medizinische Versorgungslage in ferneren Ländern nicht unbedingt deutschen Standards entspricht.
Wie das im Detail ist, sollte die Frau am besten vorher in Erfahrung bringen. Bei Durchfallerkrankungen sind die üblichen Behandlungen mit Flüssigkeitsersatz und ggf. mit Antibiotika angezeigt.
Zur Frage, welche Maßnahmen/Verhaltensregeln zur Vermeidung von Durchfallerkrankungen angesagt sind, kann man folgendes empfehlen:
Trinkwasser sollte nur aus verschlossenen Flaschen angeboten und getrunken werden
Ost immer selbst schälen (möglichst nicht vom Buffet nehmen)
Fleisch und Fisch sollten gut gekocht oder gebraten sein, (Muscheln meiden)
Wegen der Gefahr von Toxinen in manchen Fischen sollte man bei einer „Algenblüte“ im Wasser besonders kritisch die Fische auswählen
Zubereitete Speisen dürfen nicht bei Zimmertemperatur gelagert werden
Eiswürfel in Drinks, Speiseeis und offene Getränke meiden
Die Reisapotheke für Durchfallerkrankungen in der Schwangerschaft sollte die Wirkstoffe Ethacridinlactat und Tannalbumin enthalten.
Zu konkreten Medikamenten sollte der behandelnde Arzt wegen der strengen Indikationsstellung beraten.
In der Fachliteratur wird immer wieder eingehend darauf verwiesen, dass eine Schwangere möglichst nicht in Malaria-Endemiegebiete reisen sollte.
2. 2. die besten und tagesaktuellsten Informationen zu notwendigen Prophylaxen und Impfungen erhalten Sie beim Centrum für Reisemedizin unter
http://crm.de und bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin unter
http://www.dtg.org.
Auf beiden Seiten werden praktisch tagesaktuelle Empfehlungen
herausgegeben, auf die Sie sich verlassen können und es ist Ihnen möglich, praktisch nach jedem Reiseziel zu suchen.
3. Zum Fliegen/Langzeitflügen kann man zunächst mal folgendes sagen:
die Ansicht, dass die Frau in der Frühschwangerschaft nicht fliegen darf, ist wissenschaftlich nicht belegt und deshalb kann man eine Schwangere ohne Beschwerden, auch in der Frühschwangerschaft sogar einen Langstreckenflug machen lassen.
Es sei denn es gäbe aus frauenärztlicher Sicht aufgrund einer Risikoschwangerschaft Einwände.
Die Studien können keine Schäden bei Kindern nachweisen, aber offensichtlich werden hier immer noch anders lautende Informationen herausgegeben.
Bei Langstreckenflügen bitte an die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Magnesium, viel Bewegung und evt. Kompressionsstrümpfe denken.
Patientinnen in Terminnähe, laut Reglement der Lufthansa ab der abgeschlossenen 35.SSW, und solche mit einer Risikoschwangerschaft, sollten nicht mehr fliegen bzw. bedürfen eines ärztlichen Attestes.
Relative Kontraindikationen
für das Fliegen
-Flug in Terminnähe
-anamnestisch Neigung zu
Aborten und Frühgeburten
-starker Nikotinabusus
-ausgeprägte Anämie
-kardiopulmonale Erkrankung
-Angst beim Fliegen
-mehr als 120000 Flugkilometer pro Jahr
Ich hoffe, dass Ihnen dieses für Ihre geplante Urlaubsreise weiterhelfen wird.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 13.07.2010