Frage: Fehlgeburten

Hallo Herr Bluni, ich habe eine Frage, auf die ich im Netz bisher keine Antwort gefunden habe: Warum genau erhöht sich das Risiko für eine Fehlgeburt mit der Anzahl vorangegangener Fehlgeburten? Überall steht lediglich, dass es so ist. Werden da in die Statistik alle Frauen zusammen gerechnet, die Pech hatten und andererseits auch die, wo gesundheitliche Gegebenheiten vorliegen, die eine Fehlgeburt grundsätzlich wahrscheinlicher machen? Meine Ärztin sagte mir mal, bei jeder Schwangerschaft fallen die Würfel wieder neu. Und warum erhöht sich mit dem Alter der Frau die Wahrscheinlichkeit von Chromosomenstörungen? Ob eine solche Störung auftritt, ist das im Fall der Fälle Pech, Zufall? Viele Grüße Susanna

von Susanna33 am 07.08.2018, 17:22



Antwort auf: Fehlgeburten

Liebe Susanna, 1. es ist richtig, dass sich das Risiko mit zunehmender Zahl erhöht, wobei es nach 1-2 frühen Fehlgeburt immer noch sehr gering ist, wenn keine anderen Faktoren hinzukommen: Die Wahrscheinlichkeit eines positiven Verlaufes nach einer frühen Fehlgeburt liegt nach einer frühen Fehlgeburt bei etwa 85-90%! In der 6.-8. SSW schwankt die Frequenz der spontanen Fehlgeburten um die 18% und sinkt dann kontinuierlich bis zur 16. SSW auf ca. 3% ab. Nach zwei Fehlgeburten beträgt das Fehlgeburtsrisiko etwa 40 bis 45%. 2. ob hier in den Studien dazu individuell nach anderen Risikofaktoren geschaut wurde, ist mir nicht bekannt. Das können Sie aber gerne selbst in der Literatur nachlesen, zum Beispiel hier: Cook CL, Pridham DD., Recurrent pregnancy loss, Curr Opin Obstet Gynecol. 1995 Oct;7(5):357-66. T.Philipp, K.Philipp, A.Reiner, F.Beer and D.K.Kalousek, Embryoscopic and cytogenetic analysis of 233 missed abortions: factors involved in the pathogenesis of developmental defects of early failed pregnancies, Human Reproduction Vol.18, No.8 pp. 1724±1732, 2003 Risch HA,Weiss NS,Clarke EA,Miller AB., Risk factors for spontaneous abortion and its recurrence, Am J Epidemiol.,1988 Aug;128(2):420-30 Stirrat GM. Recurrent miscarriage I: definition and epidemiology. Lancet 1990; 336: 673–5. 3. anders, als beim Mann, bei dem praktisch bis ins höhere Alter ständig neue Spermien produziert werden, funktioniert dieses bei der Eizellreserve der Frau komplett anders. Die Zahl der Eizellen nimmt schon von der Geburt an kontinuierlich ab. Ebenso deren Qualität und damit steigt auch mit dem Alter das Risiko für genetische Störungen, die dann wiederum das Fehlgeburtsrisiko erhöhen. Wie sind in etwa die zahlenmäßigen Risiken einer Fehlgeburt in Abhängigkeit vom mütterlichen Alter? jünger als 30 Jahre:(12 Prozent) 30 bis 34 Jahre (15 Prozent) 35 bis 39 Jahre (25 Prozent) 40 bis 44 Jahre (51 Prozent) älter als 45 Jahre (93 Prozent) Das Fehlgeburtsrisiko einer 20-29jährigen Frau ist nicht erhöht, egal, wie hoch das Alter des Partners ist, Bei einer über 35jährigen Frau mit einem Partner zwischen 35-39 Jahren ist dieses Risiko etwa 3,4x höher als bei jüngeren Frauen; wenn der Partner jedoch älter als 40 Jahre ist, dann ist dieses Risiko schon um den Faktor 7 erhöht. Von dieser Betrachtung sind jedoch andere möglicherweise hinzukommende Risikofaktoren, wie Rauchen, eine Gerinnungsstörung oder eine Vorgeschichte mit Fehlgeburten ausgenommen. Liebe Grüße VB Weitere Quellen Quellen Brown, Morton B. and Luke, Barbara, Elevated risks of pregnancy complications and adverse outcomes with increasing maternal age Hum. Reprod. (2007) 22(5): 1264-1272 Hansen JP, Older maternal age and pregnancy outcome: a review of the literature. Obstetrical & Gynecological Survey [1986, 41(11):726-42] Hook EB, Cross PK, Schreinemachers DM [1983] Chromosomal abnormality rates at amniocentesis and in live-born infants. JAMA 249:2034-2038 Jolly,M., Sebire, N., Harris, J., Robinson, S., Regan, L., The risks associated with pregnancy in women aged 35 years or older Hum. Reprod. (2000) 15(11): 2433-2437 La Rochebrochard, Elise de, Thonneau,Patrick, Paternal age and maternal age are risk factors for miscarriage; results of a multicentre European study, Hum. Reprod. (2002) 17 (6): 1649-1656

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 08.08.2018



Antwort auf: Fehlgeburten

Vielen lieben Dank für Ihre Antwort!!

von Susanna33 am 08.08.2018, 18:28